«Minecraft»Amerikanische Panzer überfallen Dänemark
Das massstabsgetreue Modell von Dänemark, das im Spiel «Minecraft» veröffentlicht wurde, lebte nicht lange in Frieden: Vandalen haben das virtuelle Königreich zerstört.
Ende April hatten Mitarbeiter der dänischen Vermessungsbehörde (Geodatastyrelsen) eine 1:1-Version des Landes im Aufbauspiel «Minecraft» veröffentlicht. Jetzt ist das etwa ein Terabyte grosse virtuelle Königreich offenbar «von anarchistischen Gruppen aus den Vereinigten Staaten von Amerika angegriffen worden», wie die «Saarbrücker Zeitung» schreibt. Grosse Teile des Landes wurden zerbombt, in der Hauptstadt Kopenhagen stehen amerikanische Panzer und weite Teile Dänemarks wurden mit US-Flaggen übersät.
Gemäss der dänischen Geodaten-Behörde, die für die Kartografie des Landes verantwortlich ist, haben bereits an die 20'000 «Minecraft»-Spieler das virtuelle Dänemark besucht. Um das aus rund 4000 Milliarden Klötzchen bestehende Land vor Vandalismus zu schützen, hatten die Erbauer die Verwendung von Dynamit extra deaktiviert – wobei ihnen allerdings ein Fehler unterlaufen ist.
Dänemark in der Welt von «Minecraft». (Video: Youtube/Kortforsyningen)
Bombenstimmung – wegen dänischer «Baumeister»
Das virtuelle Dänemark haben Simon Kokkendorf und Thorbjørn Nielsen, zwei Mitarbeitern der Vermessungsbehörde, errichtet. Das Projekt sollte ursprünglich dazu dienen, Schülern die Geografie des Landes auf eine neue, moderne Art näher zu bringen.
Schon kurz nachdem das digitale Dänemark auf extra angeschafften Servern der «Minecraft»-Community zur Verfügung gestellt wurde, fanden spitzfindige Gamer heraus, dass in sogenannten Minecarts (Minenloren) gelagerter Sprengstoff im Spiel nach wie vor nutzbar war. Da sogenanntes Griefing – das mutwillige Zerstören von Bauwerken anderer – im «Minecraft»-Universum weit verbreitet ist, liess der Bombenhagel auf Dänemark nicht lange auf sich warten.
Mittlerweile hat die Geodaten-Behörde auf den Angriff reagiert und TNT komplett aus dem digitalen Königreich verbannt. Die beiden Erbauer haben zudem angekündigt, wenigstens Teile der Landschaft wieder neu aufzubauen. Der Sprecher des Vermessungsamts reagierte derweil ziemlich gelassen auf den Angriff. Es gehöre zur Spielidee von «Minecraft», Dinge zu verändern: «Elemente werden zerstört und neue entstehen», sagte Chris Hammeken.
Genau genommen haben sich die amerikanischen Angreifer mit ihrer Aktion sogar an die von der Behörde veröffentlichten Verhaltensregeln gehalten. Darin wird nämlich ausdrücklich dazu aufgefordert, das Modell zu verändern. Wer etwas abreisse, solle «auch wieder etwas Neues aufbauen». Zwar haben die Urheber der Attacke weite Teile des virtuellen Königreichs zerstört. Durch die Errichtung unzähliger US-Flaggen, -Schriftzüge und -Panzer wurde aber gleichzeitig auch wieder Neues aufgebaut.
Auch für PS3
«Minecraft»: PS3-Trailer (Video: Youtube/Playstation)
Ab dieser Woche können auch Playstation-Gamer die Aufbau-Simulation spielen. Die PS3-Version von «Minecraft» erscheint am 14. Mai und ist für knapp 35 Franken erhältlich.