Jung-SVPlerin Jérômie Repond - «An der linken Schule fühlte ich mich im Denken eingeschränkt»

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Jung-SVPlerin Jérômie Repond«An der linken Schule fühlte ich mich im Denken eingeschränkt»

Jung, studiert, weiblich - Jérômie Repond (22) entspricht nicht gerade dem Klischeebild einer typischen SVP-Politikerin. Die Backpackerin, die im Vorstand der jungen SVP Basel sitzt, kämpft für ein rechteres Basel.

Jérômie Repond (22) entspricht nicht gerade dem Klischeebild eines typischen SVP-Politikers.
«Das ist der schönste Park Basels», sagt Jérômie Repond über den «Grün 80», in der auch das lebensgrosse Modell eines riesigen Seismosaurus steht.
Um den Abschluss ihres Bachelors zu feiern, geht Repond mit einer Freundin auf Backpacking-Reise.
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Jérômie Repond (22) entspricht nicht gerade dem Klischeebild eines typischen SVP-Politikers.

20 Minuten

Darum gehts

  • Jérômie Repond ist seit einem Jahr Teil des Vorstands der jungen SVP Basel-Stadt.

  • Im linken Basel aufgewachsen interessierte die 22-Jährige sich schon früh für Politik.

  • Die ehemalige Eiskunstlauf-Leistungssportlerin erzählt 20 Minuten von ihren politischen und privaten Schwerpunkten.

«Das ist der schönste Park Basels», sagt die 22-Jährige. «Ich kenne jeden Fleck, weil ich hier von klein auf viel Zeit mit meiner Mutter und meinen drei Schwestern verbracht habe.» Sobald die junge Basel-Städterin zu sprechen beginnt, wirkt sie standhaft. Zügigen Schrittes geht Jérômie Repond auf den Eingang des Parks «Grün 80» zu und sagt: «Leider habe ich heute nicht so lange Zeit, weil ich morgen um vier Uhr aufstehen muss. Mit einer Freundin gehe ich auf eine Backpacking-Reise.» Repond spricht schnell und klar, ihr Tonfall ist sachlich.

Politisiert durch Corona

Corona hat viele Junge politisiert. So auch Repond, die kurz nach Beginn der Pandemie der jungen SVP beitrat. Sie habe aber bereits früh ein ausgeprägtes politisches Bewusstsein gehabt. 2020 sei der letzte Anstoss für ihren Beitritt gewesen: «Ich fand, junge Menschen werden einfach nicht genug gehört, obwohl sie die Pandemie stark betrifft.»

Die Jungpolitikerin besticht durch Kontraste: Während ihre Partei, die junge SVP, bis am 8. Juli Unterschriften gegen das Covid-Zertifikat sammelt, ist Repond geimpft und vertraut darauf, dass der Bundesrat eine Zweiklassengesellschaft verhindern will. «Ich versuche auch, andere von der Impfung zu überzeugen. Aber am Ende muss jeder selbstverantwortlich entscheiden können.»

«Nicht einlassen oder zurückführen»

Jérômie Repond ist oftmals moderat in ihren Aussagen. Es gibt aber auch Momente, da echauffiert sie sich. So auch, als sie über die Mobilität in ihrer Heimatstadt Basel spricht. Grünzonen wie der Park «Grün 80» seien ihr sehr wichtig und würden die Schweiz zu dem machen, was sie ist. «Man muss immer eine gute Balance finden: Nicht überall Dreissigerzonen und autofrei. Aber auch nicht alles voll mit Autos und nur Sechzigerzonen.»

Geht es hingegen um ihre Kernthemen, kommt sie gleich nach der Einleitung auf den Punkt. «Ausländer können durchaus eine Bereicherung für die Schweiz sein. Es kommen sehr gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland zu uns. Oder Arbeitskräfte für Jobs, die Schweizer nicht machen wollen.» Multikulti sei gut, bis zu einem gewissen Grad: «Wer aber angeblich während sechs Monaten nach der Einreise keine einzige Arbeitsstelle findet und dann über die Sozialhilfe das ganze Geld von unseren Steuern bekommt, das sie dann auch noch in ihr Land senden - das funktioniert so einfach nicht.» Solche Leute solle man nicht einlassen oder zurück in ihr Land führen.

Versöhnliche Worte für Berset

In Bezug auf die Pandemiebewältigung des Bundesrates ist ihre Meinung zunächst abwägend. «Viele Massnahmen waren gerechtfertigt, manche aber auch völlig sinnlos.» Kaum hat sie sich jedoch aufgewärmt, spricht sie mit hitzigem Unverständnis über Kantönligeist, unausgereifte Herangehensweisen, die Vernachlässigung wirtschaftlicher Aspekte und der psychischen Gesundheit. Dann erwähnt sie besänftigend ihr Vertrauen in den Bundesrat und hakt das Thema mit versöhnlichen Worten für Bundesrat Berset ab: «Man sollte berücksichtigen, dass auch Berset einfach versucht, das Beste für sein Land zu tun.»

Schon zu Beginn des Studiums habe sie mit ihrer Studienkollegin beschlossen, nach dem Abschluss gemeinsam auf Reisen zu gehen. Nun ist es so weit, sie hat ihren Bachelor in Psychologie beendet. «Morgen fliegen wir nach Griechenland. Dann geht es nach Ägypten, Jordanien und Tansania.» Die Planung sei kurzfristig und entlang der Corona-bedingten Möglichkeiten entstanden. Im September will sie ihren Master in Psychologie beginnen. Ob sie danach die Ausbildung zur Therapeutin absolvieren oder in einem anderen Praxisfeld der Psychologie arbeiten will, lässt sie sich noch offen.

In der Minderheit

«Klar habe ich auch linke Freundinnen. Hier bin ich, vor allem unter Studenten, eine Minderheit.» Sie ist seit einem Jahr als Webmasterin im Vorstand der jungen SVP Basel. «Zu allen linken Abstimmungsvorlagen sagt Basel Ja, zu allen rechten Nein.» Sie lacht, wirkt aber auch etwas ungeduldig. Wenn sie ihre linken und rechten Freunde zu einem Fest einlade, wolle sie aber nicht über Politik streiten. Das erklärt sie wie eine eingefleischte Berufspolitikerin: «Mit meinen Freunden möchte ich die Zeit geniessen und nicht politisieren.»

In der Schule fühlte sie sich oft in linke Denkweisen gezwängt. «Allgemein sind ja Schulen eher links. In Basel ist das nochmals extremer. Ich merkte, dass ich in meinem Denken eingeschränkt wurde.»

Der Einfluss des Vaters

So lange sie sich erinnern kann, begleitet der Leistungssport Reponds Leben. Ein Unfall mit ihrem Roller beendete ihre Eiskunstlauf-Karriere jäh. «Auch in der Umkleidekabine sprachen wir manchmal über Politik. Da bin ich mit meiner Meinung öfter angeeckt.» Sie kritisiert, dass im Eiskunstlauf gewisse Schilder auf Russisch angeschrieben sind. «Nur weil viele Trainer und Läuferinnen im Eiskunstlauf Russen sind, werden die Informationen in einer Fremdsprache geschrieben. Das verstehe ich nicht.»

Auch ihre drei Schwestern machen Eiskunstlauf. Reponds Mutter ist Juristin und Hausfrau. Ihr Vater wählt bereits seit langer Zeit bürgerliche Parteien, seit ein paar Jahren ebenfalls die SVP. «Uns Kinder hat er aber immer ermutigt, eine eigene Meinung zu bilden.» Auf den Vater, einen Unternehmensberater, kommt Repond häufig zu sprechen. «Vor allem seit die FDP immer linker wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die SVP zu wählen», sagt sie wie selbstverständlich.

«Ich fahre meine Oma zum Abstimmen»

In manchen Dingen tanzt sie bei der SVP ohne Scheu aus der Reihe. Sie werde bei der «Ehe für alle» ein Ja einlegen, sagt sie. Eine junge Städterin ist sie durch und durch, aber halt eine bürgerliche. Wenn ihre Meinung von der Parteilinie abweiche, halte sie sich zurück. Sie wolle ihrer Partei nicht schaden. Aber: «Es ist gut, wenn nicht alle im gleichen Raster denken. Das fördert die interne Debattenfähigkeit.»

Manche Themen seien ihr wichtiger als andere. «Wenn es aber um eine Abstimmung geht, die ich unbedingt gewinnen will, wie das CO2-Gesetz, dann fahre ich beinahe meine Oma zum Postkasten. Damit sie auch sicher ein Nein einwirft.» Bei den links eingestellten Familienmitgliedern versuche sie es gar nicht erst. «Die Linken der Familie will ich nicht an die Abstimmung erinnern. Sonst werfen sie noch ihr Ja ein!» Sie lacht und man merkt: Was als Witz verpackt ist, entspringt Reponds ehrgeiziger Entschlossenheit.

Keine Zurückhaltung

Die nächsten drei Monate wird Jérômie Repond auf ihrer Backpacking-Reise verbringen. Auch in Zukunft plant sie viel Zeit für die Eiskunstlauf-Karriere ihrer kleinen Schwester ein, deren Trainerin sie ist. Ihrer politischen Laufbahn sieht sie mit Offenheit für neue Aufgaben entgegen. «Wenn mich die Partei für eine Wahl aufstellen will, kann ich mir gut vorstellen, zu kandidieren.» Sie wolle sich hier aber keine allzu konkreten Ziele stecken, sondern es auf sich zukommen lassen. In der nächsten Zeit werde sie damit beschäftigt sein, die Webseite der jungen SVP Basel-Stadt neu zu gestalten.

So schnell, wie sie da ist, ist sie auch wieder weg: Repond setzt sich den Helm auf, steigt auf ihr hellblaues Vespa, braust los und legt sich in die Kurve. Ihr fremdverschuldeter Unfall mit dem Roller, der ihre Sportkarriere beendete, scheint ihr nicht mehr anzuhaften. Und Zurückhaltung ist für sie ein Fremdwort.

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