Andreas Glarner irritiert mit Aussage in Podcast «Die Thronfolge»

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«Die Thronfolge»«Mittelalterlich»: Glarner irritiert mit Aussage in Sex-Podcast

SVP-Hardliner Andreas Glarner spricht in einem Podcast über sein Sexleben und sagt, Frauen müssten sich nicht wundern, wenn Männer ins Bordell gingen, wenn sie sich dem Sex verweigern – das sorgt für heftige Irritationen unter der Bundeshauskuppel.

Andreas Glarner war zu Gast im Podcast «Die Thronfolge», wo er intime Einblicke in sein Sexleben gab.
Mit dieser Aussage sorgt er für Irritationen:<br>«Wenn eine Frau den Sex verweigert, geht der Mann halt ins Bordell.»
SP-Nationalrätin Tamara Funicello kritisiert die Aussage: «Frauen dürfen laut Glarner nicht Nein sagen, und wenn, müssen sie mit Konsequenzen rechnen.»
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Andreas Glarner war zu Gast im Podcast «Die Thronfolge», wo er intime Einblicke in sein Sexleben gab.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • SVP-Nationalrat Andreas Glarner plaudert im Podcast «Die Thronfolge» über sein Sexleben.

  • Er gibt zu, schon fremd gegangen zu sein.

  • Die Aussage «Wenn eine Frau anfängt, sich einem Mann zu verweigern, dann geht er fremd oder ins Bordell» sorgt im Bundeshaus für Irritationen.

  • EVP-Nationalrat Marc Jost, der für ein Prostitutionsverbot ist, sagt: «Er setzt das Bedürfnis des Mannes über alles und geht davon aus, dass dieser seine Triebe nicht kontrollieren kann.»

  • SP-Nationalrätin Tamara Funicello findet die Aussage nicht nur mittelalterlich, sondern auch männerfeindlich: «Sie bedient den Mythos, dass Männer die ganze Zeit Sex wollen.»

Andreas Glarner polarisiert. Den Begriff Hardliner ist sich der SVP-Nationalrat gewohnt. Neuerdings möchte er aber nicht nur als solcher wahrgenommen werden. Die Öffentlichkeit soll auch den Menschen dahinter mehr wahrnehmen. So erklärt der Aargauer seine Motivation für den Auftritt in der neuesten Folge des Podcasts «Die Thronfolge», die am Mittwoch erschienen ist.

Im Format der Podcasterinnen Dara Masi und Karin Bearpark, spricht der 62-Jährige relativ offen über sein Sexleben. Liiert ist er derzeit mit der Schwester von SVP-Nationalratskollege Christian Imark. Er habe «guten Sex» und dieser sei ihm auch wichtig, sagt er beispielsweise. Die intimen Fragen gehen bis hin zu seiner Lieblingsstellung.

Andreas Glarner (SVP): Bei Sex-Verweigerung gehen Männer ins Bordell

Der Sex sei ihm in seinem Leben so wichtig, dass er sagt: «Wenn eine Frau anfängt, sich einem Mann zu verweigern, dann geht er fremd oder ins Bordell». Er fände es zwar nicht gut, sich den Sex woanders zu holen, aber er sei froh, dass es «den Service» gebe, weil es sonst «viel mehr Vergewaltigungen gäbe».

Die Podcasterinnen nennen letztere Aussage zwar «schwierig», aber gehen weiter nicht darauf ein. Er selber gehe nicht ins Bordell, sagt Glarner zum Schluss des Themas.

Die Aussage gibt im Bundeshaus zu reden

SP-Nationalrätin Tamara Funiciello nennt Glarners Ansichten «mittelalterlich mit problematischem Subtext». Sie findet: «Frauen dürfen laut Glarner nicht Nein sagen, und wenn, müssen sie mit Konsequenzen rechnen.» Zudem sei die Aussage auch «männerfeindlich», denn: «Sie bedient den Mythos, dass Männer die ganze Zeit Sex wollen.»

Problematisch findet SP-Nationalrätin Tamara Funicello die Aussage wegen des zugrundeliegenden Frauen- und Männerbildes: «Sie bedient den Mythos, dass Männer die ganze Zeit Sex wollen.»

Problematisch findet SP-Nationalrätin Tamara Funicello die Aussage wegen des zugrundeliegenden Frauen- und Männerbildes: «Sie bedient den Mythos, dass Männer die ganze Zeit Sex wollen.»

20min/Ela Çelik

Und EVP-Nationalrat Marc Jost kritisiert das «ungesunde Menschenbild» hinter Glarners Aussagen: «Er setzt das Bedürfnis des Mannes über alles und geht davon aus, dass dieser seine Triebe nicht kontrollieren kann.» Jost befürwortet ein Prostitutionsverbot nach dem nordischen Model, welches die Freier bestraft, nicht aber Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter: «Prostitution ist fast immer mit Ausbeutung verbunden», sagt Jost.

Dafür erhält Glarner Rückendeckung aus der eigenen Fraktion: Als «gewohnt provokativ» bezeichnet Barbara Steinemann seine Aussagen: «Natürlich regt das Feministinnen auf. Ich kann dahinter aber keinen Skandal sehen.» Ein Prostitutionsverbot lehnt Steinemann ab: «Das Erotikgewerbe würde sich nur in die Illegalität verlagern.»

Glarner ist schon fremdgegangen

«Meine Ex-Frau ist ein ganz toller Mensch», sagt Andreas Glarner auf die frühere Beziehung angesprochen. Ihre Trennung sei eine «lange Geschichte», sagt er weiter. Auf die Nachfrage der Podcasterinnen, ob er sie betrogen habe, bejaht Glarner. Aber erst, als er und seine Frau schon in der Trennungsphase waren, betont er. «Schön war das trotzdem nicht.» Trotzdem feiert er mit seiner Ex-Frau und den zwei gemeinsamen Töchtern zusammen jeweils Weihnachten.

Das denkt Glarner über Transmenschen

Zeitlich viel Raum nahm die Diskussion um Glarners Verhältnis zu Transmenschen ein. Der SVP-Mann findet, es gäbe nur zwei Geschlechter, wer sich damit aber nicht wohlfühle, solle zwar leben wie die Person wolle, es jedoch nicht an die grosse Glocke hängen.

Findest du Glarners Aussage zur Sexverweigerung problematisch?

Die Frage der Podcasterinnen, ob er einen Transmann in seinem Unternehmen einstellen würde, bejaht Glarner allerdings. Die Frage nach dem Geschlecht im Personalfragebogen könne man ja auch einfach leer lassen, sagt er. Nur: Einen Mann in Highheels wolle er in seiner Firma nicht, es sei ihm egal, was die Person zu Hause trage, aber im Berufsleben gehe das nicht.

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