
Plötzliche Gesprächspausen können verunsichern und sehr unangenehm sein – aber das ist nicht in allen Kulturen so.
Pexels/Roberto NicksonAngst vor AblehnungDarum findest du Stille in Gesprächen so unangenehm
Plötzliche Gesprächspausen lösen bei dir Unbehagen aus? Forschende vermuten den Grund in der Evolution. Aber auch kulturelle Prägungen spielen eine Rolle.
Kennst du das? Mit manchen Menschen kannst du stundenlang reden und keinen Moment lang entsteht eine unangenehme Pause. Und selbst wenn mal niemand etwas sagt, macht sich kein Unbehagen breit. Und es gibt andere Gespräche: Es stockt, die Stille fühlt sich seltsam an und du versuchst mühsam, die Konversation aufrechtzuhalten. Vielleicht wirst du sogar plötzlich total verunsichert, wenn sich dein Gegenüber etwas länger Zeit lässt mit der Antwort.
Sicher und selbstbewusst
Damit bist du nicht alleine: Laut Studien fühlt man sich mit Menschen, die schnell antworten, eher verbunden. Plätschert ein Gespräch also mühe- und pausenlos vor sich hin, fühlen wir uns sicher und selbstbewusst. Dabei geht es um ganz wenig Zeit: «Wie bei Profisportlern können ein paar Millisekunden einen eklatanten Unterschied machen», schreiben die Forschenden. Stockt das Gespräch – es geht also etwas länger, bis vom Gegenüber eine Antwort kommt – kann das bereits Unbehagen auslösen.

Wir fühlen uns in Gesprächspausen auch deshalb unwohl, weil wir Angst vor Zurückweisung haben.
Pexels/Brett SaylesEine Studie hat gezeigt, dass wir uns unwohl fühlen, weil wir Angst vor Zurückweisung haben. Das passiert vor allem im Gespräch mit Menschen, die uns nicht besonders nahestehen. Die Forschenden halten ausserdem fest, dass die Teilnehmenden diese negativen Gefühle und Ablehnung spürten, obwohl sie gar nicht bewusst wahrgenommen hatten, dass ihr Gegenüber verzögert geantwortet hat.
Die Forschenden vermuten, dass diese Sensibilität gegenüber Gesprächspausen im Laufe unserer Evolutionsgeschichte entstanden ist. Will jemand nicht mit uns reden, fühlen wir uns ausgeschlossen und alleine. Und damals konnte der Ausschluss aus der Gruppe tatsächlich über Leben und Tod entscheiden. Möglicherweise erinnern uns die unangenehmen Gesprächspausen an diese Urangst.
Fällt es dir leicht, Gespräche zu führen?
Interessanterweise wird das Zögern aber nicht immer und überall als unangenehm empfunden. Eine Studie hat gezeigt, dass Japanerinnen und Japaner bis zu acht Sekunden warten, bis sie antworten. Wenn du einmal auf acht zählst – 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28 – merkst du wahrscheinlich erst, wie lange das ist. Und wie unüblich, dass man sich so lange Zeit lässt mit einer Antwort.
Weitere Beobachtungen bestätigen diese kulturellen Unterschiede und haben gezeigt, dass beispielsweise in Nordamerika schon eine Stille von weniger als zwei Sekunden als unbehaglich empfunden wird und Menschen dazu neigen, diese Stille sofort zu füllen. In Japan hingegen gelten die längeren Gesprächspausen als Zeichen von Respekt und sorgfältigem Zuhören.
Was ist dein Lieblingsthema, um ein Gespräch mit einer dir wenig bekannten Person zu beginnen?
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