TourismusAraber entdecken das Toggenburg
Der Tourismus im Toggenburg ist seit längerem rückläufig. Nun könnte eine neue Gästegruppe den Aufschwung bringen: die Araber. Ist Halal-Tourismus die Lösung?
«Wir wurden dieses Jahr vom Ansturm der Araber völlig überrascht», so Susanne Greiner, Geschäftsführerin des Hotels Schönau in Wildhaus SG. Greiner freut sich über die neuen Gäste aus dem Nahen Osten und vermutet, dass sie durch Online-Plattformen wie Booking.com oder Mund-Propaganda auf ihr Hotel aufmerksam geworden sind. Die Anzahl der Logiernächte habe sich teilweise mehr als verdoppelt. «Alle Gäste haben uns gesagt, dass sie wieder kommen wollen, das freut uns natürlich», so Greiner.
Toggenburg ähnelt Paradies
Auch der Geschäftsführer von Amden-Weesen Tourismus, Thomas Exposito, bestätigt, dass dieses Jahr mehr Ferienwohnungen an arabische Gäste vermietet wurden. Wie die «Toggenburger Zeitung» schreibt, buchten im Jahr 2012 noch keine Araber Ferienwohnungen in Amden. Zwischen 2013 und heute hat sich die Zahl der Buchungen versechsfacht. Dabei stammen die meisten Gäste aus Saudiarabien, dann aus den Arabischen Emiraten, gefolgt von Kuwait, Bahrain und Katar. «Die Gäste aus dem arabischen Raum bleiben oft mehr als eine Woche und mieten vor allem Wohnungen, weil sie mit ihrer ganzen Familie reisen und so selber kochen können», so Exposito. Er vermutet, dass das Toggenburg für die neuen Gäste landschaftlich sehr attraktiv sei. «Die Landschaft mit dem Walensee und den Glaner Alpen fasziniert die Araber und die Landschaft kommt der Beschreibung des Paradieses im Koran sehr nahe», so Exposito.
Die Gäste aus dem Nahen Osten seien hauptsächlich Individual-Gäste und werden über Online-Plattformen auf die kleine Ferienregion aufmerksam. Nun überlege man sich, die Inserate auf arabisch zu übersetzen.
Halal-Tourismus
Interlaken setzt schon länger auf muslimische Gäste. Keine andere Schweizer Feriendestination hat sich so sehr dem muslimischen Tourismus verschrieben wie Interlaken. Weltweit soll die Zahl muslimischer Touristen in den nächsten vier Jahren um 40 Prozent zunehmen, schätzen Experten. Zur Zeit sind es rund 600'000 Muslime, die die Schweiz besuchen.
Laut Mounir Khouzami, Präsident des Swiss Arab Network, wäre auch das Toggenburg geeignet für Halal-Tourismus. «Das Toggenburg ist für arabische Gäste sicherlich attraktiv, denn diese lieben die Natur, die Seen und die gute Luftqualität und Traditionen», so Khouzami. Auch die Ruhe in der Bergregion würde arabische Touristen faszinieren. Zudem brauche es nicht viel, um den arabischen Touristen komfortable Möglichkeiten zu bieten. «Auch mit wenig finanziellen Mitteln, kann man den muslimischen Gästen etwas bieten. Es ist nicht so kompliziert, wie vielleicht viele denken», so Khouzami. Wichtig sei die Wertschätzung und dass man sich mit den Bedürfnissen der Gästen auseinandersetzt.
Eine wichtige Rolle spielen auch die Essensmöglichkeiten: Es muss nicht Halal-Fleisch sein, denn vegetarische Gerichte und Fisch sind bereits halal. Mit geringem finanziellem Aufwand, könne man muslimischen Gäste glücklich machen, indem man ihnen Räumlichkeiten für Gebete zur Verfügung stelle oder ihnen genügend Waschmöglichkeiten biete. Auf den Gast eingehen, den Dialog suchen und authentische Gastfreundschaft anbieten, seien Rezepte zum Erfolg, denn Mund-zu-Mund Werbung laufe in diesen Ländern immer noch am besten.