Arbeitsexperte warnt vor Verkaufsdruck in Telekombranche

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ArbeitsklimaArbeitsexperte warnt vor Verkaufsdruck in Telekombranche

Laut einem Ex-Mitarbeiter herrscht bei Mobilezone ein hoher Verkaufsdruck. Personalexperte Michael Beckmann warnt vor den Folgen für die Mitarbeiter.

Ein ehemaliger Mobilezone-Mitarbeiter kritisiert neben der irreführenden Verkaufspraxis die Arbeitsphilosophie der Führungsetage: «Extremer Verkaufsdruck und die autokratische Atmosphäre trieben mich beinahe in ein Burn-out.»
«Extremer Verkaufsdruck und die autokratische Atmosphäre trieben mich beinahe in ein Burn-out.»
Den Verkaufsdruck nehmen die Mitarbeiter laut Personalexperte Michael Beckmann unterschiedlich wahr: «Einige brauchen diesen Druck als Motivation, während andere darunter leiden.»
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Ein ehemaliger Mobilezone-Mitarbeiter kritisiert neben der irreführenden Verkaufspraxis die Arbeitsphilosophie der Führungsetage: «Extremer Verkaufsdruck und die autokratische Atmosphäre trieben mich beinahe in ein Burn-out.»

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Darum gehts

  • Ein Ex-Mitarbeiter von Mobilezone spricht von Täuschung der Kunden und einem hohen Verkaufsdruck im Unternehmen.

  • Personalexperte Michael Beckmann warnt, dass dieser Druck die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden gefährden könne.

Neben fragwürdigen Verkaufspraktiken berichtet der ehemalige Mobilezone-Mitarbeiter Sebastian* über einen hohen Leistungsdruck, der auf den Verkäuferinnen und Verkäufern beim Telekom-Anbieter laste: «Ich habe die aggressive Atmosphäre in der Führungsetage nicht mehr ausgehalten. Es trieb mich beinahe in ein Burn-out», erklärt er.

Die Whatsapp-Nachrichten innerhalb der Führungsetage, die 20 Minuten vorliegen, wie «Salzen wir die Bude ein» oder «Cashback ins Zubehör reinvestieren, ohne Ausnahme» hätten ihn stark an den Mitarbeiterumgang im Film «Wolf of Wall Street» erinnert: «Wer die Ziele nicht erreichte, kriegte dies vom Vorgesetzten jeweils durch Ermahnungen zu spüren», sagt der 35-Jährige.

«Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral»

Laut Experten ist der Verkaufsdruck bei Telekom-Anbietern grundsätzlich hoch. Das könne laut Michael Beckmann, Personalexperte an der Universität Basel, die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden beeinträchtigen. Wie stark sie darunter leiden, hänge von ihrer Persönlichkeit ab: «Einige brauchen diesen Druck als Motivation, während andere daran zerbrechen.» Vor allem Mitarbeitende, die sich über ihre Tätigkeit definieren, seien laut Beckmann gefährdet.

Universität Basel

Wenn ein Mitarbeiter das ihm auferlegte Verhalten als unethisch wahrnimmt, kann er, so Beckmann, daran zerbrechen: «In solchen Situationen hat man kaum eine andere Wahl als die Firma zu wechseln.» Wenn unethisches Verhalten von einem Unternehmen belohnt wird, sehen vielfach auch die Mitarbeiter kein Problem mehr in ihrem unethischen Handeln: Solche lebten dann frei nach dem Motto: «Erst kommt das Fressen, dann die Moral.»

«Im Verkauf gilt das Motto, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser»

Den Verkaufsdruck auf Mitarbeitende zu verringern und gleichzeitig die wirtschaftlichen Ziele erreichen zu können, hält der Personalexperte dennoch für wenig wahrscheinlich: «Das würde bedeuten, dass Unternehmen teilweise die Kontrolle über das Verhalten ihrer Mitarbeitenden abgeben müssten.» Stattdessen befürchtet er, dass im Verkauf nach dem Prinzip «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser» gearbeitet werde.

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