Rapperswil-Jona SGArchäologen in Angst wegen Grabräubern
Wegen Ausgrabungen in Rapperswil ist man bei der Kantonsarchäologie besonders auf der Hut. Grund sind Plünderer, die Fundstätten heimsuchen.
Bei Ausgrabungen im Rapperswiler Ortsteil Kempraten sind in den letzten Wochen ein Tempel und drei Kalkbrennöfen aus der Römerzeit freigelegt worden. Die St.Galler Kantonsarchäologen sprechen von wertvollen Funden – im Fall des Tempels gar von einer Sensation.
Das lockt auch private Schatzgräber und Plünderer an, wie Martin Schindler, Leiter der St. Galler Kantonsarchäologie, weiss. «Wir überwachen deshalb das Gelände und haben Sicherheitsmassnahmen getroffen», so Schindler. Zudem liege die Fundstätte im Wohngebiet: Da hätten auch die Anwohner ein Auge auf potentielle Plünderer.
Metalldetektoren, Schaufeln, Hacken
Laut Schindler sind die illegalen Schatzgräber vor allem nachts und am Wochenende auf Beutezug. «Sie sind mit Metalldetektoren, Schaufeln oder anderen Geräten ausgerüstet», weiss er. Abgesehen haben es die Täter nebst Münzen auch auf Bronzefiguren oder Armbrustbolzen.
Nicht nur der Verlust der Kulturgüter ärgert Schindler: «Oft zerstören die Täter auch die Ausgrabungsstätten.» Für die Archäologen sei nicht nur der Fund an sich interessant, sondern auch, aus welcher Erdschicht er stammt, um ihn datieren zu können. Schindler: «Die Plünderer interessiert das nicht, die machen einfach Löcher in die Grabungsstätten.» So würden wertvolle Zusatzinformationen verloren gehen.
Kulturgut gehört Allgemeinheit
Die geplünderten Waren würden dann entweder als Souvenir behalten oder via Internet verkauft. «Dabei gehören Funde von wissenschaftlicher Bedeutung dem Kanton», sagt der Thurgauer Kantonsarchäologe Hansjörg Brem.
Auch Brem rät zur Vorsicht, wenn es um Ausgrabungsstätten geht. Er rät Kollegen, nichts an den Fundstätten liegen zu lassen. «Eine Schaufel am Fundort liegen zu lassen kann als falsche Einladung zum Plündern verstanden werden», so Brem.
Im Kanton St. Gallen gibt es rund 2500 bis 3000 Fundstellen, im Thurgau sind es 500. Die Standorte der Grabungsstätten geheim zu halten ist laut Brem keine Lösung. «Nur was bekannt ist, kann man auch schützen. Ich glaube daran, dass das Öffentlichkeitsprinzip Kulturgüter schützt», sagt Brem.