Archäologen finden 84 Skelette – einen halben Meter unter Pflaster

Publiziert

Grossmünster ZürichArchäologen finden 84 Skelette – einen halben Meter unter Pflaster

Vor dem Grossmünster mussten Werkleitungen verlegt werden. Dabei stiessen Archäologen auf Skelette von einem dort vermuteten Friedhof. Gruselig: Die Knochen lagen nur einen halben Meter unter den Pflastersteinen.

Wahrzeichen der Stadt Zürich: Auf dem Grossmünsterplatz stiessen Arbeiter auf einen verschollenen Friedhof.
Mitarbeitende der Stadtarchäologie Zürich dokumentieren und bergen Skelette im Werkleitungsgraben.
Eine mittelalterliche Feuerstelle mit verziegeltem Lehm und Brandrötung.
1 / 5

Wahrzeichen der Stadt Zürich: Auf dem Grossmünsterplatz stiessen Arbeiter auf einen verschollenen Friedhof.

IMAGO/Richard Wareham

Darum gehts

  • Archäologen haben bei Bauarbeiten vor dem Grossmünster in Zürich alte Gräber entdeckt.

  • Insgesamt wurden 84 Skelette von einem mittelalterlichen Friedhof freigelegt und dokumentiert.

  • Die Bestattungen stammen aus der Zeit vom Mittelalter bis 1786.

  • Eine anthropologische Untersuchung der Skelette ist für 2025 geplant.

Das Wahrzeichen der Stadt Zürich beschäftigt die Archäologen: Auf dem Grossmünsterplatz wurden zahlreiche Skelette von einem kaum erforschten, aber dort vermuteten Friedhof gefunden.

Während der Werkleitungssanierungen im Zürcher Ober- und Niederdorf wurden auch auf dem Grossmünsterplatz neue Gas- und Wasserleitungen verlegt. «Wie von der Stadtarchäologie erwartet, verliefen die Arbeiten durch den ehemaligen Grossmünster-Friedhof und zudem in bisher ungestörtem Boden», teilt nun das Hochbaudepartement der Stadt Zürich in einer Medienmitteilung mit.

Im 40-Meter-Graben lagen 84 bestattete Personen

Deshalb begleitete die Stadtarchäologie Zürich die Arbeiten und führte Bauuntersuchungen durch. Dabei stiessen sie im September und Oktober tatsächlich auf zahlreiche alte Gräber des Grossmünster-Friedhofes. Sie legten sie frei und dokumentierten alles.

Mitarbeitende der Stadtarchäologie Zürich legen Skelette im Werkleitungsgraben frei.

Mitarbeitende der Stadtarchäologie Zürich legen Skelette im Werkleitungsgraben frei.

Amt für Städtebau/Juliete Haller

Im 40 Meter langen, parallel zur Südwestfassade des Grossmünsters verlaufenden Leitungsgraben lagen die Überreste von insgesamt 84 bestatteten Personen. Die Stadtarchäologen haben sie nach der Dokumentation geborgen.

Der Friedhof wurde vom Mittelalter bis 1786 belegt. Der Grossmünster-Friedhof teilte sich auf in den «Oberen Kirchhof» (Zwingliplatz) und den «Unteren Kirchhof» (Grossmünsterplatz). Auf beiden Höfen sind Bestattungen archäologisch nachgewiesen.

Skelette lagen nur halben Meter unter dem Pflaster

«Aussergewöhnlich war vor allem das Vorkommen von Ost-West sowie West-Ost ausgerichteten Skeletten», so das Amt für Städtebau. Traditionell wurden die Verstorbenen mit dem Kopf im Westen mit Blick gegen Osten bestattet.

«Ebenso fiel die geringe Tiefe der zuoberst liegenden Bestattungen auf: Sie befanden sich nur knapp einen halben Meter unter der aktuellen Pflasterung.» Die meisten Verstorbenen waren in gestreckter Rückenlage mit am Körper ausgestreckten oder vor dem Bauch überkreuzten Armen begraben worden.

Einige geborgene Kleidungsverschlüsse aus Draht stammen von Totenhemden. Bestattungsbeigaben wurden keine gefunden.

Knochen liegen nun in einem gesegneten Depot

Eine anthropologische Voruntersuchung der Skelette ist für 2025 geplant. Die Skelette, die wissenschaftlich zu untersuchen sind, werden in einem eigens gesegneten Depot zwischengelagert. Einzelknochen ohne Zusammenhang wurden bereits auf dem städtischen Friedhof im Sihlfeld bestattet.

Die Stadtarchäologen fanden zudem weitere archäologische Spuren: Südwestlich des Grossmünsters fanden sich in einem anderen Grabenabschnitt unerwartet Lehm- und Mörtelböden eines Gebäudes aus dem Mittelalter. Eine Feuerstelle und eine Abfallgrube bezeugen ebenfalls die frühere Bebauung und Wohnnutzung dieser Freifläche.

Wie stehst du zu archäologischen Ausgrabungen in Städten?

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

18 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen