Hightech-DealArmee steht vor Drohnen-Debakel
Mehrkosten von 50 Millionen Franken und eine mehrjährige Verspätung: Der Kauf von Hightech-Drohnen für die Armee ist entgleist.
Darum gehts
Der Bund kauft bei einem israelischen Hersteller sechs Hightech-Aufklärungsdrohnen.
Nun steckt das Beschaffungsprojekt der Armee in Schwierigkeiten.
Es werden Mehrkosten von 50 Millionen Franken und eine mehrjährige Verspätung erwartet.
Eines der ehrgeizigsten Beschaffungsprojekte der Armee ist in Schwierigkeiten: Für 250 Millionen Franken kauft der Bund derzeit bei einem israelischen Hersteller sechs Hightech-Aufklärungsdrohnen. Doch in den letzten zwölf Monaten ist das Projekt entgleist, wie Recherchen des «Tages-Anzeigers» zeigen.
Zum einen liegen grosse Kostenüberschreitungen vor. Sie belaufen sich gemäss internen Statusberichten des Rüstungsamts Armasuisse bereits auf über 50 Millionen Franken. Gründe sind Währungsschwankungen, aber auch Pannen im Verteidigungsdepartement. Zum anderen ist die Lieferung der Drohnen erheblich verspätet. Eigentlich sollten alle sechs Drohnen bereits heute bei der Schweizer Armee im Einsatz stehen, doch sie befinden sich immer noch beim Hersteller in Israel.
Im Sommer 2023 einsatzfähig
Armasuisse selbst rechnet derzeit damit, dass die Drohnen erst im Sommer 2023 voll einsatzfähig sein werden. Bis dahin muss die Armee für Aufklärungsflüge – etwa an der Grenze, um illegale Übertritte zu entdecken – Helikopter einsetzen. Ob die Drohnen 2023 startklar sind, ist gemäss dem «Tages-Anzeiger» fraglich. Sie haben grundlegende technische Tests noch nicht bestanden. Zudem ist im letzten August eine für die Schweiz bestimmte Drohne bei einem Testflug in der israelischen Wüste abgestürzt und zerschellt.
Seither untersucht das israelische Transportministerium die Unfallursachen. Ehe diese Untersuchung abgeschlossen ist, kann keine Aussage darüber gemacht werden, ob und mit welchen zusätzlichen Massnahmen die Drohne überhaupt für den Lufteinsatz zugelassen wird.
Derzeit geht man im VBS davon aus, dass Verteidigungsministerin Viola Amherd im Frühling im Parlament um zusätzliche Mittel anfragen wird. Auch ein Abbruch der Beschaffung kann nicht ausgeschlossen werden.