Asylzentrum sorgt für Diskussionen

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ZieglerspitalAsylzentrum sorgt für Diskussionen

Dass das Zieglerspital eine Asylunterkunft werden könnte, löst Debatten aus. Die Quartierkommission zeigt sich jedoch offen gegenüber dem Vorhaben.

von
Andrea Muff
Zwischennutzung: Im Berner Zieglerspital sollen dereinst Asylsuchende untergebracht werden.

Zwischennutzung: Im Berner Zieglerspital sollen dereinst Asylsuchende untergebracht werden.

Im Herbst schliesst das Berner Zieglerspital seine Pforten. Doch das Gebäude soll nicht leerstehen, sondern zur Asylunterkunft werden: GLP-Grossrätin Barbara Mühlheim und die städtische SP-Fraktion haben diesbezüglich eine Motion eingereicht. Nun müssen sich Stadt- und Kantonsparlament mit den Vorstössen befassen.

Im Stadtteil erstaunt das Vorhaben. «Wir wussten, dass das Spital bald nicht mehr in Betrieb sein wird, doch haben eher mit neuen Wohnungen gerechnet», sagt der Co-Präsident Daniel Imthurn der Quartierkommission Stadtteil 3. Dass die Betten künftig von Flüchtlingen benutzt werden sollen, sei für ihn daher neu und intern noch nicht diskutiert worden.

Bundesasylzentrum wird Widerstand auslösen

Ob das Asylzentrum eher kurz- oder langfristig bestehe, werde für die Bevölkerung des Quartiers eine wichtige Frage sein. «Als kurz- oder mittelfristige Lösung sehe ich keine grossen Probleme», so Imthurn. Doch wurde bereits die Idee geäussert, dass aus dem Spital ein Bundesasylzentrum werden könnte. Dazu FDP-Regierungsrat Hans-Jürg Käser: «Die Bundesverwaltung hat natürlich auch bemerkt, dass das Spital ab Herbst leerstehen wird und eventuell als Bundesasylzentrum umfunktioniert werden könnte», sagt er. Diese Idee wiederum kommt bei der Stadt Bern nicht gut an. «Wir haben im Gemeinderat entschieden, dass wir kein Bundeszentrum wollen», so Gemeinderat Alexandre Schmidt gegenüber dem «Bund». Dieser Meinung ist auch Imthurn: «Ich denke, das wird die Bevölkerung sehr bewegen und allenfalls Widerstand auslösen.»

«Wir erwarten, von der Stadt oder vom Kanton proaktiv informiert zu werden», sagt Imthurn weiter. Die Aufgabe der Quartierkommission bestehe dann darin, die Befürchtungen der Anwohner zu sammeln, zu relativieren und der Stadt oder dem Kanton zu melden.

Reaktionen der Quartierbewohner

Erste Befürchtungen äusserte eine Quartierbewohnerin gegenüber 20 Minuten: «Ich wohne in der Nähe und bin gar nicht begeistert von der Idee. Schlimm genug, dass das Krankenhaus schliesst – das gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Was sie jetzt vorhaben, löst gerade das Gegenteil aus.» Passanten vermuten in der Idee eine Übergangslösung: «Die Idee einer Zwischennutzung drängt sich auf, bis die Stadt weiss, was sie daraus machen möchte.»

In Zug funktioniert die Idee

In der Stadt Zug wurde bereits 2009 das alte Kantonsspital in eine Asylunterkunft umgewandelt. «Die Umnutzung läuft sehr gut und wir haben keine Probleme mit der Stadtbevölkerung», sagt Caroline Huber, Abteilungsleiterin Soziale Dienste Asyl. Das alte Krankenhaus bietet rund 120 Personen ein Dach über dem Kopf: «Auch die Bewohner schätzen die Unterkunft sehr – vor allem die Nähe zur Stadt», so Huber.

Der Weg zur Umsetzung in Bern wird aber noch lang sein: «Die Idee, ein oberirdisches Durchgangszentrum einzurichten, wird von Kanton und Stadt begrüsst», so Käser. Weitere Abklärungen seien aber noch nötig. «Sicher muss auch die Gemeinde Köniz mit ins Boot geholt und auch die Eigentümer des Spitals müssen noch angefragt werden», sagt Käser.

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