Carna Grischa«Auch die Chefs wussten davon»
Trotz Kontrollen der Lebensmittelsicherheit konnte die Carna Grischa ihre Kunden zehn Jahre lang hinters Licht führen. Die Mitarbeiter schweigen, dafür packt ein Informant aus.
Jahrelang verkaufte die Carna Grischa ungarisches Poulet als Schweizer Fleisch. Ausserdem belieferte die Bündner Firma sowohl Kantinen als auch Nobelrestaurants mit Pferde- statt mit Rindfleisch. Der Fleisch-Skandal, welchen der «Sonntagsblick» vor einer Woche publik machte, sorgte in den letzten Tagen für Empörung.
An einer Medienkonferenz machte Verwaltungsratspräsident Ettore Weilenmann zwei Mitarbeiter sowie den ehemaligen Geschäftsführer und eine frühere Verkaufsleiterin für die Manipulationen verantwortlich. Die beiden Mitarbeiter wurden daraufhin freigestellt. Wie die «Sonntagszeitung» berichtet, handelt es sich dabei um einen gelernten Metzger aus dem Kanton Schwyz und dessen Sohn. Diese wollten der Zeitung keine Stellungnahme abgeben.
Gründer befindet sich Ausland
Auch die ehemalige Verkaufsleiterin hüllt sich in Schweigen und verweist auf ihren Anwalt. Die Frau wurde zwischenzeitlich bei ihrem neuen Arbeitgeber freigestellt. Bleibt noch der Gründer und ehemalige Geschäftsführer Erich Rutschmann. Nach Angaben von Bekannten soll sich dieser in Thailand aufhalten. Auf Anfragen der «Sonntagszeitung» zeigte er keine Reaktion.
Rund zehn Jahre lang kam es beim Bündner Fleischhändler zu Manipulationen und Unregelmässigkeiten. Noch im September kontrollierten Mitarbeiter des Bündner Amts für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit die Carna Grischa. Doch Hinweise darauf, dass es zu Falschdeklarationen kam, entdeckten die Kontrolleure nicht. Wie ist das möglich? «Wer kriminell handelt, der schafft es auch, Lebensmittelkontrolleure zu täuschen», sagt Dienststellenleiter Rolf Hanimann.
«Auch die Chefs wussten davon»
Dem stimmt auch der Informant B.N. zu, welcher den Fall ins Rollen brachte. «Die Lebensmittelkontrolleure schauen meistens nur auf die Hygiene. Selbst wenn einmal jemand im Büro kontrollieren würde: Er würde die Rechnungen für ungarisches Poulet sehen. Wo das Fleisch hingeht und als was es verkauft wird, das kontrolliert niemand», sagte er in der aktuellen Ausgabe des «Sonntagsblicks».
Die Aussage, dass die Geschäftsleitung nichts von den Manipulationen gewusst habe, glaubt der Informant Weilenmann nicht. «Ich als Neuling habe innert weniger Monate herausgefunden, wie getrickst wird.» Die Chefs hätten schliesslich auch davon profitiert.