Neuheit in der SchweizAuf diesem Veloweg in Cham wird jetzt Strom für E-Bikes generiert
Auf dem Papieriweg fuhr früher der Zug in die Chamer Papierfabrik. Jetzt ist das Bahngleis abgebaut und ein Fuss- und Veloweg entstanden. Dieser wartet mit einer Premiere auf. Sieht so die Zukunft unserer Radwege aus?
Auf dem Papieriweg in Cham ist für 1,2 Millionen Franken ein neuer Fuss- und Veloweg entstanden.
Darum geht’s
E-Bikes sind im Trend. Diese brauchen immer mehr Wege, aber auch immer mehr Strom. Die Gemeinde Cham startet nun ein Pilotprojekt, mit welchem beide Probleme auf einmal gelöst werden sollen. Entlang des alten Gleises, das zur Papierfabrik in Cham führte, ist ein Fuss- und Radweg entstanden. Besondere Innovation dabei: In die Fahrbahn wurden 80 Solarpflastersteine eingearbeitet, die Strom produzieren. Im Ausland gab es bereits solche Projekte, für die Schweiz ist es eine Neuheit.
Drin Alaj, Vorsteher Verkehr und Sicherheit im Gemeinderat von Cham, sagt: «Wir wollten mutig vorangehen, ein Experiment wagen und schauen, ob sich das bewährt.» Deshalb habe sich die Gemeinde entschieden, dieses Pilotprojekt zu starten. Die Gemeinde Cham ist bereits seit 2001 mit dem Label Energiestadt ausgezeichnet, seit vergangenem Jahr gehöre die Gemeinde sogar zu den fünf besten Gemeinden im Bereich Energie, so der Gemeinderat. Der neue Radweg kommt in Cham gut an: «Als wir das Projekt in der Verkehrskommission thematisiert haben, ist es auf grosse Begeisterung gestossen.»
Strom fliesst in die E-Bikes der Gemeinde
«Es ist ein Versuch, um die Fläche des Weges nicht nur fürs Laufen und Velofahren zu nutzen, sondern auch zur Stromerzeugung.», erklärt Projektleiter Antonio Milone. Deswegen habe man sich entschieden, dieses Solarpflastersteine in die Strasse einzubauen. Der Strom, der von diesen Solarzellen produziert wird, geht an die direkt an den Veloweg angebaute Ladestation für E-Bikes. «Wenn es zu viel Strom aus den Pflastersteinen gibt, dann geht dieser in einen Akku. Sollte es dann immer noch zu viel Strom haben, speisen wir diesen in das Schulhaus gleich neben dem Weg ein», so Milone. Falls der Strom nicht ausreichen würde, würde es eine Einspeisung aus dem Stromnetz geben. «Die Versuche haben aber gezeigt, dass die Solarenergie reicht, um die Ladestation zu betreiben.»
Das alte Papiergleis habe sich für das Projekt angeboten, da der Weg bereits am Entstehen war. Zudem gibt es auch einen historischen Bezug: «Das Papieribähnli fuhr seinerzeit auch mit Akku betrieben. Wir haben das nun in die Neuzeit projiziert», so Milone. Statt in eine Lokomotive fliesse der Strom heute aber in die E-Bikes der Gemeinde. Auch für die Sicherheit der Velofahrer ist gesorgt, wie Milone sagt: «Die Platten sind selbst dann nicht rutschig, wenn sie nass sind.»
Bei Erfolg wird es mehr solche Wege geben
Rund 1,2 Millionen Franken kostet der Weg, der am 14. Dezember offiziell eröffnet wird. Die Solarpflastersteine machen dabei nur einen kleinen Teil der Kosten aus. Laut Alaj kosten sie rund 50’000 Franken. Diese Solarpflastersteine sind brandneue Produkte mit dem Namen Platio, welche in Ungarn entwickelt und produziert werden. Auch das Bundesamt für Energie wird das Projekt in Cham unterstützen, in welchem Rahmen ist aber noch unklar. Frühestens in einem Jahr zieht die Gemeinde Bilanz über das Projekt. Weitere solche Velowege sind für Alaj nicht nur denkbar, sondern wünschenswert. Aber: «Abhängig von den Erfahrungen, die wir mit dem Papieriweg machen, prüfen wir, ob solche Wege in Zukunft auch an anderen Standorten möglich sind.»