Auf dieser Bank hat sich jemand berauscht

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PartydrogeAuf dieser Bank hat sich jemand berauscht

Ein Leser wunderte sich, als er an einer orangen Sitzbank vorbeiging, auf der zahlreiche Rahmbläserkapseln lagen. Des Rätsels Lösung: Die Kapseln enthalten Lachgas.

von
jk
Die Bilder eines Leser-Reporters von einer Parkbank beim Migros-Provisorium am Stadtzürcher Kreuzplatz zeigen eine geöffnete Schachtel mit mehreren leeren Rahmbläserkapseln.
Für den Leser war schnell klar: «Hier hat sich jemand in Partystimmung inhaliert.»
Seit einiger Zeit gilt Lachgas als «harmlose» Alternative zu Partydrogen.
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Die Bilder eines Leser-Reporters von einer Parkbank beim Migros-Provisorium am Stadtzürcher Kreuzplatz zeigen eine geöffnete Schachtel mit mehreren leeren Rahmbläserkapseln.

Die Bilder eines Leser-Reporters von einer Parkbank beim Migros-Provisorium am Stadtzürcher Kreuzplatz zeigen eine geöffnete Schachtel mit mehreren leeren Rahmbläserkapseln. Für den Leser war schnell klar: «Hier hat sich jemand in Partystimmung inhaliert.» Seit einiger Zeit gilt Lachgas als «harmlose» Alternative zu Partydrogen.

In der Regel wird es aus Luftballons eingeatmet und – wie diese Bilder vom Dienstagnachmittag zeigen – auch aus Rahmbläserkapseln. Laut der Beratungsplattform Saferparty.ch tritt seine berauschende Wirkung (siehe Box) direkt nach der Einnahme ein und hält für dreissig Sekunden bis zu vier Minuten an.

Migros ist Problem bekannt

Die Rahmbläserkapseln sind bei der Migros erhältlich. Auf Anfrage sagt Mediensprecher Sebastian Senn: «Das Problem ist bekannt und wurde schon in der Vergangenheit öffentlich thematisiert. Auf der Verpackung unserer Rahmbläser ist ein Warnhinweis platziert, der über möglichen Gefahren eines Missbrauchs des Produkts aufklärt.»

Zudem appelliere man an den gesunden Menschenverstand der Kunden. Die Verkaufszahlen von Rahmbläserkapseln verhielten sich in den letzten Jahren insgesamt konstant, eine auffallende Zunahme habe man nicht festgestellt, sagt Senn.

So gefährlich ist Lachgas für den Körper

Anders als oft angenommen ist Lachgas nicht harmlos. Gemäss Saferparty.ch kann man davon gar abhängig werden. Eine Langzeitfolge von Lachgas-Konsum ist ein Vitamin-B12-Mangel, zudem wird das Nervensystem durch eine regelmässige Inhalation beeinträchtigt. Konsumiert man zu viel Lachgas aufs Mal, kann dies unter Umständen tödlich enden. Exzessiver Gebrauch kann zu einer Atemlähmung führen. Als weitere Nebenwirkungen einer Überdosis werden Übelkeit und Blutdruckabfall genannt.

Wie einem Faktenblatt von Sucht Schweiz zu entnehmen ist, gehört Lachgas zu den sogenannten Schnüffelstoffen. Deren Konsum ist in der Schweiz nicht verboten. Schnüffelstoffe

sind in Hunderten von frei käuflichen Produkten enthalten. In reiner Form sind Schnüffelstoffe in der Regel nicht frei erhältlich und dem Chemikaliengesetz unterstellt.

Das hats mit Lachgas auf sich

Lachgas (chemischer Name: Distickstoffoxid) wurde 1772 entdeckt. Eigentlich ist Lachgas ein Narkosemittel, das in geringen Dosen schmerzstillend wirkt und in hohen Dosen betäubt. Man unterscheidet zwischen technischem (z.B. zum Tunen von Autos) und medizinischem Lachgas (zur Narkose). Als Droge verwendet erzeugt Lachgas einen kurzen, aber heftigen Kick. Wegen Sauerstoffmangel kann es im schlimmsten Fall zu Hirnschädigungen kommen.

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