Auf dieser Riesendisk hatte nur 1 MP3-Song Platz

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ComputergeschichteAuf dieser Riesendisk hatte nur 1 MP3-Song Platz

Computergeschichte zum Anfassen: Dieses Wochenende findet in der Roten Fabrik in Zürich das Vintage Computer Festival statt.

von
tob

Blinkende Rechner und grosse Kisten mit wenig Speicherplatz: Elektroingenieur Jos Dreesen zeigt seine Sammlung.

«Wie ein Smartphone als Ganzes funktioniert, das ist praktisch unmöglich zu verstehen. Die Funktionsweise früherer Computer allerdings begreift man relativ schnell», sagt der 54-jährige Jos Dreesen. Sein Hobby: Er sammelt Technik aus dem letzten Jahrhundert. «Viele der Geräte erzählen Computergeschichte», so der Sammler.

Sein wertvollstes Stück ist die Lilith. Entwickelt 1980 an der ETH Zürich von Niklaus Wirth, war die Workstation Grundlage für zahlreiche Forschungsprojekte. Das Spezielle daran: Für die damalige Zeit hatte die Lilith High-End-Grafik und konnte mit einer Maus und Tastatur bedient werden – als einem der ersten Rechner überhaupt.

Teure Kiste aus der Schweiz

«Die Maus wurde in der Westschweiz bei einem Uhrenhersteller gebaut», sagt Dreesen. Diese – damals runde Computermaus – war später auch der Grundstein für die Firma Logitech. Ab 1982 versuchte man die Lilith zu kommerzialisieren, was aber nicht gelang. «Sie war einfach zu teuer und zu gross.»

Die Kiste kostete damals rund 25'000 Franken. «Das war extrem viel Geld für die damalige Zeit.» Heute ist die Lilith eine Rarität. Gebaut wurden nur einige hundert Stück, erhalten sind noch rund zwei Dutzend. Dreesen hat eine davon. «Vermutlich mein wertvollstes Stück», so der Sammler. Die Kiste stellte er an der letztjährigen Ausgabe des Festivals aus.

Als 20 Minuten Dreesen vergangenes Jahr besuchte, zeigte er uns auch eine Speicherdisk aus dem Jahr 1977 mit einer Kapazität von 5 MB. Das reichte damals für das Betriebssystem und die Nutzerdaten. Heute könnte man darauf nicht mal einen Song im MP3-Format abspeichern.

Rechner, so gross wie ein Schrank

Dieses Wochenende haben Besucher abermals die Chance, Computergeschichte aus der Nähe zu sehen – und auch anzufassen. Auch Dreesen wird wieder vor Ort sein. Er bringt einen Tektronix-Computer aus den 1970er-Jahren mit. Dessen spezieller Bildschirmtyp (Speicherröhre) machte damals die Computergrafik für viele erst erschwinglich.

Zu sehen sind neben dem Tektronix die ersten Heimcomputer, aber auch schrankgrosse Rechner, die vor mehr als 50 Jahren in Universitäten oder Firmen blinkend ihre Arbeit verrichteten. Auch eine Reihe alter Game-Geräte ist ausgestellt. Das Vintage Computer Festival (VCF) in Zürich findet am 18. und 19. November in der Roten Fabrik statt. Der Eintritt kostet fünf Franken.

Dieser Artikel erschien im Original bereits zum VCF im Jahr 2016.

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