My Lovestory«Auf meine Jugendliebe habe ich 12 Jahre gewartet»
Oliver (38) verliebte sich als junger Bub unsterblich in Delia (38). Doch er musste mehr als ein Jahrzehnt warten und sein Leben in Neuseeland aufgeben, bis sie endlich zusammen kamen.
Darum geht’s:
Oliver verliebte sich in der Primarschule in Delia.
Doch ihre Beziehung hielt nicht lang an.
Delia zog wenig später mit ihrer Familie nach Spanien. Oliver und sie blieben aber in Kontakt.
Erst 12 Jahre später gestanden sich beide ihre Liebe.
«Als ich in die sechste Klasse kam, war da ein neues Mädchen: Delia. Sie hatte braune, wunderschöne Locken, eine sportliche Figur, liebenswürdige Augen – und ich war augenblicklich Hals über Kopf in sie verliebt.
Den Rest des Schuljahres verbrachte ich damit, ihr Herz zu gewinnen und fragte sie praktisch jeden Tag, ob sie meine Freundin werden möchte. Sie verneinte immer – war ich doch über einen Kopf kleiner als sie und eher nervig als anziehend. Schliesslich gab sie auf, wahrscheinlich aus Mitleid. Unsere ‹Beziehung› hielt fünf Tage, dann verliess sie mich wieder. Doch Delia und ich blieben Freunde. Und ich hörte nie auf, ihr zu sagen, dass ich sie liebe und mir ihr zusammensein möchte.
Delia wanderte mit ihrer Familie nach Spanien aus
In der achten Klasse war es dann endlich soweit: Wir wurden ein Paar, ich war auf Wolke sieben und hätte nicht glücklicher sein können! Doch wie es so ist in diesem Alter: Ich sah ein anderes Mädchen, das ich nett und hübsch fand, und verliess Delia nach sechs Wochen wieder. Die neue Liebesgeschichte scheiterte bald darauf. Zur gleichen Zeit wanderte Delia mit ihrer Familie nach Spanien aus. Ich war am Boden zerstört. Tief in mir wusste ich nämlich: Sie war es, mein Herzensmädchen. Und nun war sie einfach fort.
Delia und ich blieben freundschaftlich in Kontakt, telefonierten stundenlang, ich schrieb ihr Briefe und bastelte sogar ein Buch mit Bildern und Erinnerungen von gemeinsamen Erlebnissen für sie. Und ich besuchte sie jedes Jahr in den Sommerferien.
Irgendwann hatte sie dann auch einen spanischen Freund, mit dem ich mich aber hervorragend verstand. Wir verbrachten viel Zeit zu dritt, wenn ich bei ihr zu Besuch war.
Ich musste Delia gehen lassen
Es kam der Tag, an dem ich realisierte, dass ich Delia gehen lassen musste. Ich musste mit meinem Leben weitermachen und durfte nicht ständig an sie denken. Ich schrieb ihr in einem Brief, dass ich sie nicht mehr besuchen kommen würde. Sie war traurig, respektierte aber meine Entscheidung.
Und so hörten wir eine Weile nichts voneinander, bis ihre Schwester ein Kind kriegte und ich Götti wurde. Ich reiste nach Spanien zur Taufe. Als ich Delia sah, machte ich ihr sofort klar, dass ich nicht wegen ihr gekommen war und auf Abstand bleiben wollte. Doch es war zwecklos: Wir waren wie zwei Magneten, die einander anzogen. Schliesslich sassen wir die gesamten drei Tage aufeinander und redeten über Gott und die Welt.
Delia fragte mich, ob ich noch auf sie warten würde
Ich verliess Spanien und betonte erneut, dass ich keinen Kontakt wollte. Wenig später zog ich als damals 25-Jähriger nach Neuseeland. Ich wollte dort eine Schule besuchen und mir ein neues Leben aufbauen. So war ich einige Monate dort, genoss die Natur und machte viele tolle Bekanntschaften – ich wusste, dass ich hier definitiv leben wollte. An dem Tag, bevor ich wieder zurück in die Schweiz reisen wollte, um die letzten Angelegenheiten für meine Auswanderung zu erledigen, erhielt ich einen unerwarteten Anruf. Es war Delia, die mich geradeaus fragte, ob ich noch auf sie warten würde. Sie erzählte, sie hätte sich viele Gedanken gemacht und sei zum Schluss gekommen, dass sie in die Schweiz ziehen und mit mir zusammen sein wolle.
Ich war perplex. Natürlich wartete ich insgeheim noch auf sie! Ich reiste am nächsten Tag zurück in die Schweiz, wo wir uns wieder trafen. Sie schlug vor, ich solle noch meine Schule in Neuseeland fertig machen, während sie sich in der Schweiz einleben würde. Für mich war der Fall jedoch klar: Nach zwölf Jahren des Verliebtseins wollte ich nicht noch ein bis zwei Jahre eine Fernbeziehung führen. Ich wollte bei ihr sein. Sofort. Und so zog ich zurück in die Schweiz. Nach wenigen Monaten gab sie mir zu verstehen, dass sie bereit zum Heiraten war und ich machte ihr einen Antrag: Auf dem Bänkli, wo ich als junger Bub meinen ersten richtigen Zungenkuss von ihr erhalten hatte.
In Neuseeland erneuerten wir unser Eheversprechen
2008, ein Jahr später, heirateten wir: Ganz traditionell in der Kirche, mit unseren Liebsten. Als Ehepaar machten wir uns auf und entdeckten die Welt, bis 2011 unsere Tochter auf die Welt kam. Es folgten zwei Söhne, von denen der jüngere leider zwei Stunden nach der Geburt wieder starb. In der Trauer um den Verlust entfremdeten wir uns voneinander. Wir suchten uns Hilfe: In unserer Gemeinde und bei einem Therapeuten. Das half uns sehr. Vor rund drei Jahren heirateten wir in Neuseeland noch einmal. Wir trugen dieselben Kleider – mussten aber vorher beide eine Diät halten, um überhaupt reinzukommen.
Heute sind wir ein tolles Team, dankbar über unsere zwei wunderbaren und gesunden Kinder und über all die Leute und unsere Freund*innen, die uns während schwierigen Zeiten getragen und unterstützt haben.»