Strategie von Bund verlangt - «Ausbreitung dieser Mückenart wird zu grosser Gefahr für die Bevölkerung»

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Strategie von Bund verlangt«Ausbreitung dieser Mückenart wird zu grosser Gefahr für die Bevölkerung»

Im Tessin ist die Population der Tigermücke schon so gross, dass es zu lokalen Ausbrüchen von Tropenkrankheiten kommen könnte. Jetzt verlangt die Basler Nationalrätin Sarah Wyss (SP) ein koordiniertes Vorgehen vom Bund.

Die Tigermücke fällt durch ihre schwarz-weisse Musterung auf. Die invasive und lästige Mücke breitet sich in mehreren Gebieten der Schweiz immer weiter aus.
Die Basler Nationalrätin Sarah Wyss (SP) bringt die Tigermücke nun ins Bundeshaus. In einer Interpellation verlangt sie vom Bundesrat einen Lagebericht und wünscht sich eine Bekämpfungsstrategie auf Bundesebene. Die bisher ergriffenen Massnahmen seien wohl nicht zielführend, fürchtet sie.
Hier sieht man die schweizweit wichtigsten Fundorte der asiatischen Tigermücke.
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Die Tigermücke fällt durch ihre schwarz-weisse Musterung auf. Die invasive und lästige Mücke breitet sich in mehreren Gebieten der Schweiz immer weiter aus.

James Gathany

Sie überträgt das Gelb-, Dengue- und das Chikungunya-Fieber und vermutlich auch das Zika-Virus. Und in verschiedenen Regionen Europas konnte sich die Tigermücke schon erfolgreich ansiedeln. Auch in der Schweiz. Populationen wurden in Basel festgestellt und im Tessin breitet sich die aggressive und tagaktive Tigermücke trotz Bekämpfungsmassnahmen immer weiter aus.

«Mittlerweile sei die dortige Population so gross, dass es zu einem lokalen Ausbruch von Tropenkrankheiten kommen könnte», hält Nationalrätin Sarah Wyss (SP) in einer Interpellation fest, die sie am Montag in der Sondersession einreichen wird. Darin verlangt sie vom Bundesrat einen Lagebericht und möchte wissen, welche konkreten Massnahmen der Bund zur effektiven Bekämpfung der Tigermücke ergriffen hat.

Die Basler Gesundheitspolitikerin sorgt sich nämlich, dass die bisher gewählten Bekämpfungsmassnahmen nicht zielführend seien. Diese zielen vor allem darauf ab, potentielle Brutgebiete zu eliminieren. Gelingt das nicht und die Tigermücken-Population steigt rasch an, ist die Gefahr real, dass Tropenkrankheiten eingeschleppt werden. In Kroatien, Italien, Südfrankreich und Spanien sei es bereit zu lokalen Ausbrüchen des Chikungunya-Fiebers gekommen, hält Wyss in ihrer Interpellation fest. «Es ist somit offensichtlich, dass die Ausbreitung dieser Mückenart zu einer grossen Gefahr für die Bevölkerung werden wird.»

Bakterien und Gammastrahlung

In China wurde derweil eine vielversprechende neue Methode zur Bekämpfung der fliegenden Viren-Schleuder gefunden. Eine Forschungsgruppe der Sun-Yatsen-Universität in Guangzhou konnte die Fortpflanzung der Tigermücke lokal praktisch komplett zum Erliegen bringen, indem sie männliche Mücken züchteten, die mit dem Wolbachia-Bakterium infiziert waren. Die daraus gezeugten Mücken-Embryonen sind nicht überlebensfähig.

Weil bei der Aufzucht von Mücken immer auch weibliche Mücken in die Umwelt gelangen, galt diese Methode bis jetzt nicht als erfolgversprechend, da sich mit der Zeit resistente Populationen entwickeln. Die chinesischen Forscher verhinderten dies, indem sie ihre Zucht-Mücken mit Gammastrahlung sterilisierte, was eine Reproduktion gänzlich ausschliesst. Mit diesem kombinierten Vorgehen sank die Zahl der gefundenen überlebensfähigen Eier um 94 Prozent, berichtete Nature.

Wyss möchte nun vom Bundesrat wissen, ob ein analoges Pilotprojekt nicht auch in der Schweiz lanciert werden könnte, etwa mit in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut.

Virus der Gekrümmten

Das Chikungunyafieber ist eine mit Fieber und Gelenkbeschwerden einhergehende tropische Infektionskrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird. Charakteristisch sind starke Gelenkschmerzen, die zu einem gebeugten Gang führen. Das Wort Chikungaya bedeutet denn auch «der gekrümmt Gehende» und stammt aus der Sprache der Makonde in Tansania. Bei den meisten Betroffenen ist der Krankheitsverlauf mild, bleibende Schäden oder Todesfälle sind selten. Grössere Ausbrüche der Krankheit traten bis jetzt vor allem in Indien, Südostasien, im südlichen Afrika, in der Karibik und Südamerika auf. In Europa waren Infektionen bislang vorwiegend auf rückkehrende Tropenreisende zurückzuführen. Seit einigen Jahren kommt es aber auch zu lokalen Übertagungen in Italien und Spanien. Dort wurde die RNA des Virus auch in der Tigermücken-Population nachgewiesen. In der Schweiz sind Infektionen meldepflichtig. (Quelle: Wikipedia)

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