Ausländerkriminalität«Wir müssen über die Schattenseiten der Migration sprechen»
Eine Attentatsserie von Geflüchteten aus Syrien und Afghanistan erschüttert Europa. Auch in der Schweiz gab es jetzt einen Angriff. Frank Urbaniok warnt davor, wegen ideologischer Scheuklappen wegzuschauen.
In München lenkte der 24-jährige Farhad N. sein Auto in eine Demonstration. Die Behörden gehen von einer islamistisch motivierten Tat aus. Bilder zeigen den weissen Mini, den der Täter in den Demonstrationszug lenkte.
20 MinutenDarum gehts
Asylsuchende aus Afghanistan und Syrien haben in den letzten Wochen mehrfach Menschen in den Ländern angegriffen, die ihnen Schutz bieten.
Auch in der Schweiz griff Anfang Februar ein afghanischer Asylsuchender grundlos einen 70-jährigen Rentner an.
Frank Urbaniok fordert, dass die Verantwortlichen vor Ausländerkriminalität nicht die Augen verschliessen.
Wien, Magdeburg, Aschaffenburg, München, Villach – und jetzt Appenzell: Eine Serie von Angriffen syrischer und afghanischer Geflüchteter sorgt derzeit für Schlagzeilen. Der Vorfall in einem Zug der Appenzeller Bahnen ereignete sich am 1. Februar und ging einigermassen glimpflich aus: Ein vorläufig aufgenommener Asylsuchender aus Afghanistan (31) prügelte plötzlich und grundlos auf einen 70-jährigen Rentner ein. Er konnte von einem 20-Jährigen gestoppt und später von der Polizei festgenommen werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Angriffe von Geflüchteten für Aufsehen sorgen. Der forensische Psychiater und Gutachter Frank Urbaniok kritisiert seit Jahren, dass die Verantwortlichen bei der Ausländerkriminalität wegschauten. Im Interview erklärt er, was jetzt passieren muss.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie vom Angriff im Appenzell gelesen haben?
Den Einzelfall kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Aber generell weise ich seit vielen Jahren auf die überproportionale Kriminalität von Personen aus bestimmten Herkunftsländern hin. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
«Die überwiegende Mehrheit der bei uns lebenden Ausländer ist integriert und ein Gewinn für die Gesellschaft.»
Welche Parallelen sehen Sie zwischen dem Fall im Appenzell und jenen in Deutschland und Österreich?
Es handelt sich in all diesen Fällen um Täter mit Migrationshintergrund. Das ist kein Zufall. Afghanen sind zum Beispiel bei schweren Gewaltdelikten mit 454 Prozent überrepräsentiert. Wenn 100 Schweizer auf 100'000 Schweizer Einwohner ein Gewaltdelikt begehen, heisst das, dass 554 Afghanen auf 100'000 Menschen aus Afghanistan, die in der Schweiz leben, ein Gewaltdelikt begangen haben. Darüber müssen wir sprechen.
Zur Person: Frank Urbaniok

Frank Urbaniok ist forensischer Psychiater und Buchautor.
TamediaFrank Urbaniok, geboren am 16. Oktober 1962 in Köln, ist ein deutsch-schweizerischer forensischer Psychiater, Professor und Autor. Er ist vor allem für die Entwicklung des Fotres-Systems zur Risikobeurteilung von Straftätern bekannt. Von 1997 bis 2018 war Urbaniok Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes des Kantons Zürich. 2017 erhielt er den Preis für sein Lebenswerk von der Schweizerischen Gesellschaft für Rechtspsychologie. Aktuell ist er als Therapeut, Supervisor und Gutachter in eigener Praxis tätig und hat gerade ein Buch geschrieben.
Was muss passieren?
Die überwiegende Mehrheit der bei uns lebenden Ausländer ist integriert und ein Gewinn für unsere Gesellschaft. Es geht aber darum, nicht die Augen vor den Schattenseiten der Migration zu verschliessen. Auch den vielen integrierten Ausländern zuliebe. Probleme wie Gewalt, Extremismus und Parallelkulturen existieren und müssen bekämpft werden. Dafür werde ich demnächst ein Konzept mit 17 Einzelmassnahmen vorschlagen. Es folgt dem Grundsatz: fördern, fordern und rote Linien konsequent verteidigen. Derzeit kann ich das noch nicht weiter ausführen, ich will nicht, dass einzelne Massnahmen in der politischen Diskussion aus dem Zusammenhang gerissen werden, sondern dass man das gesamte Konzept versteht. Mein Buch dazu erscheint im April.
«Die Fälle, die in der Öffentlichkeit bekannt werden, sind nur die Spitze des Eisbergs.»
Hat die Schweiz ein Migrationsproblem?
Die Fälle, die in der Öffentlichkeit bekannt werden, sind nur die Spitze des Eisbergs. Viele Menschen erleben in ihrem Alltag im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel an Bahnhöfen oder im Ausgang, eine Zunahme von Aggressivität und dass Hemmschwellen gesunken sind. Das hat nicht nur, aber auch mit Migrationsproblemen zu tun.
Welche Versäumnisse orten Sie in der deutschen Politik? Wie konnte es so weit kommen?
Das Hauptproblem ist, dass die Probleme seit vielen Jahren aus ideologischen Gründen kleingeredet und vertuscht werden. Aber die Fakten müssen auf den Tisch. Denn das ist Basis für verhältnismässige und wirksame Lösungen. Mein Ziel ist: Die Vernünftigen im demokratischen Spektrum müssen sich dieser Probleme annehmen.
Führt es nicht zu mehr Ausländerfeindlichkeit, wenn in den Medien Ausländerkriminalität diskutiert wird?
Wenn die Fakten verschleiert werden, verliert die Bevölkerung das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates. Davon profitieren radikale Kräfte und dann besteht die Gefahr, dass alle Ausländer in einen Topf geworfen werden. Es ist gar kein Gegensatz, sich einerseits für die konsequente Bekämpfung von Ausländerkriminalität und andererseits für den Kampf gegen Diskriminierungen von Migrantinnen und Migranten einzusetzen. Im Gegenteil. Es sind zwei Seiten derselben Medaille.
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