SchaffhausenAusschaffung des IS-Helfers: «In der Schweiz läufts besser als in Deutschland»
20 Minuten befragte die Nachbarn von Osamah M.*, des IS-Helfers von Schaffhausen, ob sie froh sind, dass er weg ist. Der IS-Unterstützer war zwölf Jahre in der Schweiz und konnte seine Ideologie hier weiter verbreiten.
Darum gehts
Am Mittwoch wurde der als Osamah M.* bekannte Iraker zur Ausschaffungshaft per Helikopter nach Sitten verlegt.
20 Minuten befragte die Anwohnerinnern und Anwohner der Gemeinden, in denen Osamah M. lebte, was sie von seiner Ausschaffung denken.
Thomas Wittwer (65) ist Osamah M. öfter begegnet und findet die Ausschaffung wichtig, aber warnt vor Pauschalisierung.
Der verurteilte IS-Unterstützer Osamah M.*, wie er in den Medien bezeichnet wird, wurde am Mittwoch zur Ausschaffungshaft per Helikopter von Schaffhausen nach Sitten verlegt.
Rückblick: Der Iraker Osamah M. stand 2016 vor dem Bundesstrafgericht und erhielt eine über vierjährige Haftstrafe mit Landesverweis. Nach seiner Entlassung 2017 hätte er die Schweiz verlassen müssen, da das Fedpol ihn wegen seiner IS-Mitgliedschaft auswies. Doch konnte er nicht in den Irak zurückgeschickt werden, da ihm dort Folter oder Tod drohten. Daher lebte er weiter in Schaffhausen.
Osamah M. lebte in der Region Schaffhausen
Osamah M. sitzt im Rollstuhl, da er sich 2007 im Kampf verletzte. Er soll für einen IS-Vorläufer gekämpft haben. 2012 kam er in die Schweiz, um seine Verletzungen in Nottwil behandeln zu lassen, da er nach einer Operation im Irak jahrelang Schmerzen hatte.
Trotz Gefängnisstrafe und Landesverweis lebte Osamah M. nach 2017 weiter in Schaffhausen. Dort verbreitete er in einer Moschee weiter seine Ideologie.
«Hat mich nicht zurück gegrüsst»
Osamah M. lebte lange Zeit in der Schaffhauser Gemeinde Beringen. 20 Minuten hat die Anwohnerinnern und Anwohner befragt, was sie von der Ausschaffung denken.
«Ich finde es wichtig, dass er geht», sagt Thomas Wittwer (65), «Er wohnte 800 Meter von unserem Haus entfernt – das hat mich schon beschäftigt. Wenn ich ihn auf der Strasse jeweils grüsste, grüsste er nicht zurück.»
«Nicht alle in denselben Topf werfen»
Man müsse aber differenzieren: «Es gibt hier sehr freundliche Asylsuchende. Man sollte diese nicht in denselben Topf werfen. Wir reden beispielsweise über Hunde und Zucchetti miteinander. Viele von ihnen arbeiten, worauf wir auch angewiesen sind.»

Thomas Wittwer (65) aus Beringen arbeitet in der Pflege und ist froh um die Ausschaffung des IS-Unterstützers, warnt aber davor, Asylsuchende zu pauschalisieren.
20min/hei«Im Bus hat er jeweils beim Betreten ‹guten Morgen› gesagt», erinnert sich Trudi (82) an den Mann im Rollstuhl. Im Alltag habe sie ihn nicht als gefährlich wahrgenommen. «Und Schweizerinnen und Schweizer sind auch nicht alle die Nettesten.»
«Ausschaffung beruhigt mich»
«Es beruhigt mich, dass er jetzt ausgeschafft wird», sagt Tina (41) aus Beringen, «Solche Radikalen haben hier nichts zu suchen.» Zur Frage, ob man verurteilte IS-Verbündete vor möglicher Folter im Herkunftsland schützen sollte, sagt sie: «Wenn man Terror macht, sollte man sich vorher überlegen, was die Konsequenzen sind – auch wenn es Folter ist.»

In diesem Gebäude in Beringen lebte Osamah M. als er 2014 erstmals unter Terror-Verdacht verhaftet wurde.
20min/hei«Finde es in der Schweiz besser als in Deutschland»
In einer Moschee in Neuhausen am Rheinfall hatte Osamah M. gepredigt. In der Nähe des Gebäudes hat 20 Minuten die Menschen befragt, was sie von der Ausschaffung halten.
«Ich finde es gut, wie es in der Schweiz läuft», sagt Sascha (32) aus Neuhausen, «Ich habe vorher in Deutschland gelebt. Da war es immer ein grosses Thema, wie man mit solchen Menschen umgehen sollte. Der Ansatz in der Schweiz scheint mir konsequenter zu sein und besser zu funktionieren.»
«Diskussion oft voreingenommen»
Vesna (59) lebt seit 30 Jahren in Schaffhausen und findet, auch Bürgerinnen und Bürger müssten aktiver werden: «Wer im Umfeld oder im Internet radikales Gedankengut antrifft, sollte das melden, am besten direkt an die Polizei.»
«Auf mich wirkt die Diskussion um das Ausschaffen oft voreingenommen und stigmatisierend», sagt Cornelia (46) aus Neuhausen, «grade hier in Neuhausen sind Menschen mit muslimischem Glauben stark vertreten.» Als eingewanderte Deutsche möchte Cornelia in der Schweiz auch akzeptiert sein. «Ich bin überzeugt, Offenheit zum gegenseitigen Kennenlernen ist die einzige Lösung, um den ganzen Hass und die Feindseligkeit aufzulösen.»
* Name geändert
Soll man Ausländerinnen und Ausländer ausschaffen, wenn sie terroristischen Organisationen helfen?
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