«Ein Gamechanger»BAG verhandelt mit Pfizer über neue Corona-Wunderpille Paxlovid
Experten und Politik setzen grossen Hoffnungen in das Corona-Medikament Paxlovid, das in den USA zugelassen wurde. Beim BAG heisst es, man stehe schon in Gesprächen mit Pfizer.
Darum gehts
In den USA gibt ein neues Corona-Medikament von Pfizer Anlass zur Hoffnung: Am Mittwoch hat die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Mittel Paxlovid eine Notfallzulassung erteilt. Auch Israel soll bald die ersten 100'000 Pillen erhalten, die EU-Arzneimittelagentur EMA empfiehlt die Anwendung des Medikaments bei Risikopatienten und -patientinnen.
Laut Daten des Herstellers senkt Paxlovid das Risiko von Spitaleinweisungen und Todesfällen bei Covid-19-Patienten und -Patientinnen um fast 90 Prozent (siehe Box). Auch in der Schweiz ist man deshalb hoffnungsvoll: «Das BAG steht im Gespräch mit Pfizer bezüglich einer möglichen Anwendung von Paxlovid in der Pandemiebekämpfung in der Schweiz», sagt Sprecherin Katrin Holenstein. Zu laufenden Verhandlungen könne man aber keine Auskünfte erteilen.
Rasches Handeln gefordert
In der Politik fordert man, dass die Schweiz auf das neue Medikament setzen soll: «Wir sollten Paxlovid kaufen», sagt etwa Grünen-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber. Eine sorgfältige Prüfung vor der Zulassung sei aber wichtig, betont sie. SVP-Gesundheitspolitikerin Verena Herzog fordert zudem ein rasches Handeln: «Nach zuverlässiger Testung sollten solche Medikamente möglichst schnell auch in der Schweiz zugelassen und von Ärztinnen und Ärzten eingesetzt werden.»
Auch für FDP-Nationalrat Marcel Dobler ist die medikamentöse Behandlung von Corona-Infizierten zentral: «Die Genesung kann damit verkürzt und schwere Verläufe abgewendet werden.» Das sei auch sehr wichtig für die Entlastung der Spitäler. Dobler plädiert aber dafür, nicht nur auf ein einzelnes Medikament zu setzen.
«Medikament ist ein Durchbruch»
Auch Infektiologen setzen grosse Hoffnungen in das neue Pfizer-Medikament: Während Manuel Battegay vom Unispital Basel von einer «berechtigten Therapiehoffnung» schreibt, spricht sein Kollege Andreas Widmer sogar von einem «Gamechanger»: «Paxlovid stellt einen Durchbruch bei medikamentösen Corona-Therapien dar.»
Für die breite Bevölkerung sei das Medikament aber kurz- und mittelfristig kein Ersatz für die Impfung, sagt Widmer: «Sobald das Medikament verfügbar ist, wird es zuerst an Senioren und Risikopatienten verabreicht.» Der Bedarf dürfte dabei enorm sein, so Widmer. Um richtig zu wirken, müsse Paxlovid direkt bei der Diagnosestellung verabreicht werden: «In der Massenanwendung wird es darum fast allen positiv getesteten Risikopatienten verschrieben werden müssen.»
Der Infektiologe rechnet damit, dass die ersten Lieferungen frühestens zu Ostern in der Schweiz eintreffen. Zuerst muss Paxlovid aber vom Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic zugelassen werden. Auf Anfrage heisst es dort: «Bisher ist kein entsprechendes Gesuch eingegangen.»