Basel: 14-Jährige kämpft gegen Leukämie

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Basel«Als die Diagnose kam, habe ich das Kostüm im Schrank verstaut»

Susannes Tochter Anna (14) wurde nach dem Skilager mit akuter Leukämie diagnostiziert. Für die aktive  Fasnächtlerin ist der Morgenstreich zweitrangig geworden.

Im UKBB hat Anna (14) ihre Chemotherapie begonnen. Nach dieser fühle sie sich jedes Mal sehr müde. (Symbolbild).
Seit der Diagnose «akute Leukämie» müssen Mutter Susanne und Tochter Anna regelmässig ins Basler Kinderspital.
Im UKBB zieren Fasnachts-Laternen die Fenster. Nachdem ihre Tochter mit akuter Leukämie diagnostiziert wurde, fällt für Susanne die Fasnacht dieses Jahr aus.
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Im UKBB hat Anna (14) ihre Chemotherapie begonnen. Nach dieser fühle sie sich jedes Mal sehr müde. (Symbolbild).

Sabina Bobst

Darum gehts

  • Susannes Tochter Anna erhielt nach einem Skilager die Diagnose akute Leukämie.

  • Die alleinerziehende Mutter stellt ihren Alltag komplett um, um für Anna da zu sein. Auch das Fasnachtskostüm der Aktiven bleibt im Schrank.

  • Anna ist zu schwach für die Schule und muss regelmässig ins Spital.

  • Trotz guter Heilungschancen ist die Situation für die Familie sehr belastend.

In der Nacht auf Montag, wenn es Basel an den Morgenstreich zieht, hätte Susanne* das erste Mal ihr Fasnachtskostüm angezogen. Für die alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern wäre es ihre erste Fasnacht im Vortrab der Basler Clique Giftschnaigge geworden. Dann fühlte sich ihre 14-jährige Tochter nach dem Skilager Anfang Februar plötzlich sehr schlecht. Einen Tag später habe Anna* die Diagnose bekommen: akute Leukämie.

«Die Diagnose hat uns aus heiterem Himmel getroffen»

Susanne, 51

«Seither geht es nur noch ums Überleben», sagt die 51-Jährige im Gespräch mit 20 Minuten. Ihre Stimme klingt brüchig, sie ringt immer wieder mit der Fassung. «Als die Diagnose kam, habe ich das Kostüm im Schrank verstaut», sagt sie. Auch, dass sie am Morgenstreich nicht mitläuft, sei zweitrangig geworden: «Ich muss genügend schlafen, um am Tag für Anna da zu sein. Letzte Nacht habe ich so tief geschlafen, dass ich Anna nicht rufen gehört habe.» Ihr Alltag dreht sich hauptsächlich um ihre Tochter. «Ich muss funktionieren», sagt sie.

Anna, die in Basel in eine zweite Sekundarklasse geht, ist vom Unterricht bis auf Weiteres abgemeldet. «Sie könnte unmöglich in die Schule, sie ist so schwach», sagt ihre Mutter. In ihrer Klasse bleibt ihr Platz aber für sie reserviert: «Da sind wir unglaublich froh darüber.» Wie es für Susanne, die als Krankenschwester arbeitet, weitergeht, sei ungewiss.

Susanne begleitet ihre Tochter Anna (14) regelmässig ins UKBB zu ihrer Chemotherapie.

Susanne begleitet ihre Tochter Anna (14) regelmässig ins UKBB zu ihrer Chemotherapie.

Privat

Im Moment habe sie sich krank gemeldet: «Anna darf nicht alleine sein, das wurde ärztlich so verordnet», sagt Susanne, die manchmal gar nicht wisse, wohin mit all der Ohnmacht. «Es hat uns wie aus heiterem Himmel getroffen», sagt sie. Bis vor Kurzem hat sie einen Instagram-Account mit Tipps zu gesunder Ernährung betrieben.

Mehrmals pro Woche stehen Termine im Basler Kinderspital an, zur Chemotherapie. «Anna hat jedes Mal Angst davor», sagt ihre Mutter, die sie an jedem der Termine begleitet. Auf einem Selfie vor dem Spital legt sie ihren Arm um ihre Tochter und lächelt. Ihre Mundschleimhaut sei von den Medikamenten angegriffen worden und sie könne kaum etwas essen. «Sie hat sehr abgenommen. Mit anzusehen, wie sie leidet, macht mich traurig», sagt Susanne.

«Keine Ahnung, was in den nächsten Minuten oder am nächsten Tag ist»

Anna, 14

Annas Heilungschancen stünden zwar gut, sagt ihre Mutter. «Wir haben viel Hoffnung, aber im Moment ist es für uns unglaublich schwer», sagt sie. Anna, die vor der Diagnose gerne geritten sei, darf dies zur Zeit nicht. «Übers Heu könnte sie sich mit einem Pilz anstecken», sagt Susanne. Auch Besuch von Freunden dürfe sie kaum empfangen – dem Ansteckungsrisiko wegen. «Sie darf kein Fieber bekommen», sagt ihre Mutter. Diese kriegt viel Rückhalt, auch von ihrer neuen Clique.

Eine Prise Fasnacht hat Anna im Spital abbekommen. Da wurde sie vom Basler Influencer Basel Swizz mit einer Räppli-Schoggi überrascht. Der Basler postete ein Bild davon in seiner Story. Anna habe sich riesig gefreut, sagt Susanne. Den Verkaufsstart im Kleinbasel habe sie damals verpasst: «Jetzt, wo meine Tochter Leukämie hat, kann ich doch nicht einfach wegen einer Schokolade ein paar Stunden weg von zu Hause sein.»

Die Prioritäten, sie haben sich verschoben. Auch bei Anna: «Was ich in den letzten Wochen gelernt habe, ist: Wenn ich was machen oder essen möchte, dann muss ich es gleich tun. Keine Ahnung, was in den nächsten Minuten oder am nächsten Tag ist.»

*Name von der Redaktion geändert

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