BaselExpat staunt: «Warum ist es so speziell, ein Auto zu haben?»
Auf der Plattform Reddit geben die Kulturschocks von Expats regelmässig zu reden. So wundert sich ein Zugezogener darüber, warum es so speziell sei, in Basel ein Auto zu besitzen.
Darum gehts
Ein Zugezogener wundert sich auf Reddit darüber, warum es in Basel speziell sei, ein Auto zu besitzen.
In den Kommentaren erklären einige, warum es in der Stadt gar keinen Sinn hat, tatsächlich ein Auto zu haben.
Eine Expertin kennt viele überraschte Zuzügler, von einem Kulturschock will sie aber nicht sprechen.
Wer in Basel ein Auto besitzt, hat es nicht einfach, viele verzichten gar komplett darauf. Gemäss Bundesamt für Statistik, das den Motorisierungsgrad aller Schweizer Kantone erhebt, hat in Basel-Stadt nur knapp jede dritte Person ein Auto. Zum Vergleich im Autokanton Zug sind es 73 Prozent – Schweizer Spitzenwert. Ein Alltag ohne Auto, das ist für viele Expats, die meist für die Arbeit nach Basel kommen, eine Überraschung. Ein Zuzügler teilte seine Überraschung jüngst auf der Social-Media-Plattform Reddit. Jemand habe zu ihm gesagt, dass er eine spezielle Art Mensch sei, wenn er ein Auto in Basel-Stadt besitze. Verdutzt fragt er die Community: «Warum ist der Besitz eines Autos in Basel etwas Besonderes?»
In den Kommentaren des Beitrags erklären ihm Userinnen und User, dass es ganz normal sei, in Basel kein Auto zu besitzen. Solange man nur in der Stadt unterwegs sei, sei es sogar unnötig, ein eigenes Auto zu besitzen, kommentiert ein User. «Der öffentliche Verkehr ist super und mit dem Fahrrad kommt man innert 20 Minuten überall hin», schreibt ein anderer. Zudem müsse man in der Stadt das Glück haben, einen Parkplatz zu finden. Anders sehe es bei Familien mit Kindern aus oder wenn man hin und wieder aus der Stadt raus wolle, berichten einige. Ausserdem sei ein Auto für Ausflüge am Wochenende auch nützlich, man könne aber auch auf Carsharing-Angebote zurückgreifen.
Das entspricht im Wesentlichen auch der Basler Mobilitätsstrategie, die den öffentlichen und Langsamverkehr fördert. Der private Motorfahrzeugverkehr solle auch bei wachsender Bevölkerung nicht mehr zunehmen, heisst es darin.
«Ich kenne viele Leute, die unglaublich erleichtert waren»
Kathy Hartmann-Campbell kennt beide Seiten. Die gebürtige US-Amerikanerin ist vor Jahrzehnten nach Basel gekommen und teilt ihr Wissen über die Schweizer Kultur nun mit Zugezogenen. Als Präsidentin von «Basel Connect», einem Verein, der Basler Expats und Locals zusammenbringen soll, kennt sie viele Zugezogene. Die spezielle Autokultur sei für unvorbereitete Expats zum Teil schon eine Überraschung, «ich kenne aber viele Leute, die unglaublich erleichtert waren, nicht mehr aufs Auto angewiesen zu sein», so Hartmann-Campbell.
Es gebe aber auch grosse Unterschiede, je nach Herkunft, erklärt sie. Besonders Expats aus den USA seien überrascht, weil bei ihnen zu Hause ohne Auto einfach nichts gehe. Es gehe aber auch Schweizern so, wenn sie in die USA zögen und statt eines Trottoirs nur breite Strassen sähen, so Hartmann-Campbell.
«Die Schweiz ist weiter als viele Länder und Basel ist weiter als viele Städte», erklärt Hartmann-Campbell. Hier ist der öffentliche Verkehr grossartig und es gibt ein grosses Angebot an Auto-, Bike- und Scootersharing. «Viele Expats nutzen zuerst lieber Bus und Tram, anstatt sich mit dem Velo in den Verkehr zu wagen», so die gebürtige Amerikanerin. Obwohl die Voraussetzungen für ein autofreies Leben super seien, wisse auch sie, dass vor allem zugezogene Familien und Menschen, die etwas weiter weg von der Stadt wohnten, trotzdem noch gern zum Auto griffen.
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