«Kann nichts dafür, sie sind böse» – Sechsjähriger von Älteren gemobbt

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Basel«Kann nichts dafür, sie sind böse» – Sechsjähriger von Älteren gemobbt

Im Kanton Solothurn wird ein Primarschüler seit mehreren Monaten schikaniert. Die Mutter fühlt sich hilflos und von der Schule im Stich gelassen.

Seit August wird ein Sechsjähriger in Solothurn von anderen Schülern gemobbt. Sie sollen laut der Mutter des Primarschülers in etwa doppelt so alt sein wie er. (Symbolbild)
Im vergangenen September wurden sie ihm gegenüber auch gewalttätig, warfen beispielsweise Steine nach ihm. (Symbolbild)
Für die Kinder, die ihren Sohn mobben würden, habe es keine Konsequenzen gegeben, kritisiert die Mutter die Schulleitung. (Symbolbild)
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Seit August wird ein Sechsjähriger in Solothurn von anderen Schülern gemobbt. Sie sollen laut der Mutter des Primarschülers in etwa doppelt so alt sein wie er. (Symbolbild)

Pixabay/Wokandapix

Darum gehts

  • Ein sechsjähriger Schüler im Kanton Solothurn wird seit Monaten von älteren Kindern gemobbt.

  • Die Mutter fühlt sich von der Schule im Stich gelassen. Sie wirft ihr vor, sie treffe keine Massnahmen gegen die Mobber.

  • Die Schule wolle, dass der Junge auf eine Sonderschule wechselt.

Eine Mädchengruppe, die brutal auf eine 16-Jährige losgeht, Jugendliche, die bewusst eine Sekundarschule aufsuchen, um zu «schlägeln» oder sexuelle Gewalt an Schulen: In letzter Zeit tauchen immer wieder Schlagzeilen über Mobbing, Übergriffe oder Gewalt unter Jugendlichen auf.

Wie Kriminologe Dirk Baier gegenüber 20 Minuten sagte, nehme die Anzahl an zehn- bis 14-jährigen Kindern zu, die einer Straftat beschuldigt werden. Zudem steige seit 2014 die Gewalt im Schulkontext – seien es verbale oder psychische Formen davon.

Zwölfjährige mobben Sechsjährigen

Was ist das für ein Gefühl, wenn das eigene Kind ausgegrenzt, körperlich angegangen, bedroht wird? Hilflos, könnte man sagen. Verzweifelt. Teilweise ein Gefühl, von den Behörden, der Schulleitung und den Lehrpersonen im Stich gelassen zu werden.

Eine Mutter hat sich bei 20 Minuten gemeldet. Einfach, weil sie nicht mehr weiter weiss, sich hilflos und im Stich gelassen fühlt. Seit August letzten Jahres werde ihr Sohn gemobbt – von Kindern, die in etwa doppelt so alt seien wie er. Der Junge ist sechs Jahre alt und besucht eine Primarschule im Kanton Solothurn.

«Keine Disziplinarverfahren» für Täter-Kinder

Eskaliert sei die Lage vergangenen September, als der Primarschüler vom Mittagstisch zurück zur Schule gelaufen sei. «Die anderen Jungs» hätten versucht, ihm mitten auf der Strasse die Hose herunterzureissen, ihm ein «Hölperli» gestellt, Steine geworfen. Ihr Sohn sei «extrem verstört» gewesen, sagt die Frau.

Die Kinder würden sich immer wieder in Gruppen verbinden, den Jungen schikanieren und blossstellen. Trotzdem habe die Schulleitung die Eltern der Mobber nicht über deren Verhalten informiert. Und: Es gebe auch keine Konsequenzen für die Kinder, wirft die Mutter der Schulleitung vor. «Keine Verwarnung, keine Disziplinarverfahren.» Dies, obwohl eines der Kinder ein «Wiederholungstäter» sei.

«Er hat Angst um seinen besten Freund»

Die Schule wolle jetzt aber, dass ihr Sohn auf eine Sonderschule wechsle, sagt die Mutter. Grund: Er hat eine Adhs-Diagnose, könne dem Unterricht nicht mehr folgen, begründe die Schulleitung diese Forderung. Die Mutter widerspricht dieser Begründung: «Mein Sohn hatte nie Probleme damit, dem Schulstoff zu folgen», sagt sie.

Sie fände es nicht gerecht, dass verlangt werde, dass ihr Kind die Schule verlassen müsse, und die Mobber bleiben dürften. «Es hört nicht auf, wenn mein Sohn auf eine andere Schule geschickt wird. Das Mobbing geht weiter. Mein Sohn hat Angst um seinen besten Freund.» Der Junge habe ihr nämlich gesagt: «Ich kann nichts dafür, dass sie böse sind. Wenn ich weg bin, dann sind sie zu meinem besten Freund böse.»

Mutter will Anzeige gegen Mobber-Kinder erstatten

Die Mutter will so bald wie möglich Anzeige erstatten. Da es sich bei den Tätern aber um Kinder unter 16 Jahren handelt, sei alles etwas aufwendiger. Die zuständige Schulleitung konnte bis zum Redaktionsschluss nichts zum Vorfall und den Vorwürfen der Mutter sagen. Sie schrieb: «Eine Antwort kann ich Ihnen aus zeitlichen Gründen erst in den nächsten Tagen geben.»

Hast du selbst schon Erfahrungen mit Mobbing gemacht?

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von (Cyber-) Mobbing betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Fachstelle Mobbing (kostenpflichtig)

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Hilfe bei Mobbing, Fachstelle für Schulen und Eltern (kostenpflichtig)

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

Bist du minderjährig und von sexualisierter Gewalt betroffen? Oder kennst du ein Kind, das sexualisierte Gewalt erlebt?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Kokon, Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene

Castagna, Beratungsstelle bei sexueller Gewalt im Kindes- und Jugendalter

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Bist du selbst pädophil und möchtest nicht straffällig werden? Hilfe erhältst du bei Forio, Beforemore und bei den UPK Basel.

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