Luca ist kein Vergewaltiger:  «Ich habe Morddrohungen erhalten»

Publiziert

BaselLuca ist kein Vergewaltiger:  «Ich habe Morddrohungen erhalten»

Luca (20) aus Basel wurde auf Instagram der Vergewaltigung von Minderjährigen bezichtigt. Der Tatvorwurf war erfunden, dennoch ging der Post viral.

Der 20-jährige Luca ist unschuldig. Dennoch landete er am Pranger.
Luca wurde am Mittwoch auf Instagram fälschlicherweise der Vergewaltigung beschuldigt.
Ein User, der die Unwahrheit verbreitet hatte, entschuldigte sich am Donnerstag und nahm alle Vorwürfe zurück.
1 / 3

Der 20-jährige Luca ist unschuldig. Dennoch landete er am Pranger.

Privat

Darum gehts

  • Ein 20-jähriger Basler wurde am Mittwoch auf Instagram fälschlicherweise der Vergewaltigung beschuldigt.

  • Der Post wurde innert kürzester Zeit von Tausenden geteilt, damit hat man sich strafbar gemacht.

  • 20 Minuten hat exklusiv mit Luca gesprochen.

Tausende glauben derzeit, dass Luca aus Basel zwei Teenagerinnen vergewaltigt hat. So steht es in einem Instagram-Post, in dem der 20-Jährige mit vollem Namen und Gesicht angeprangert wird. Darauf die Aufforderung, die Story sofort zu teilen. Seit Mittwoch haben dies über 7000 Personen gemacht (Stand Freitagmittag). Nur: Die Anschuldigung ist falsch. Luca ist kein Vergewaltiger.

Am Donnerstag nahm der Absender der falschen Anschuldigung in seiner privaten Instagram-Story alles zurück: «Ich möchte mich entschuldigen für den Sch**ss, ich habe mich mit vielen Leuten unterhalten und das mit der Vergewaltigung ist einfach ein Sch**ss. Luca hat viel Sch**ss gemacht, aber nicht das.» Dennoch verbreitet sich die Lüge schneller als die Wahrheit.

«Ich habe auf Instagram Morddrohungen erhalten und wurde auf der Strasse erkannt. Das fühlte sich für mich bedrohlich an, da die Personen möglicherweise ein Messer dabei hatten», sagt der 20-Jährige exklusiv gegenüber 20 Minuten.

«Mir geht es nach wie vor nicht gut»

Luca kennt seine Peiniger. Drei Instagram-Nutzer, die der Basler kennt,  sollen hinter der Hetzjagd stecken. «Seit mehreren Jahren sticheln sie gegen mich. Zwischenzeitlich hat sich die Situation beruhigt, bis jetzt ein Höhepunkt erreicht wurde. Ich denke, ihr Motiv ist Eifersucht, weil ich zum Beispiel viele Freunde habe oder sie so sein wollen wie ich», vermutet Luca. Die zwei 13-jährigen Mädchen würden auch gar nicht existieren.

Dieser Screenshot soll belegen, dass der Vergewaltigungsvorwurf erfunden war.

Dieser Screenshot soll belegen, dass der Vergewaltigungsvorwurf erfunden war.

Privat

Luca erstattete am Donnerstag bei der Polizei Anzeige gegen die Urheber der falschen Anschuldigung. Falsche Anschuldigung kann mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr sanktioniert werden.

Auf Rat der Polizei verliess Luca Basel. «Mir geht es nach wie vor nicht gut», sagt er gegenüber 20 Minuten. Seine Freunde haben nie an seiner Unschuld gezweifelt, sie haben höchstens gefragt, was es mit den Vorwürfen auf sich hat. «Durch meine Kollegen geht es besser und ich kann stark bleiben. Niemand dachte, dass ich sowas gemacht hätte. Leute, die mich nicht so gut kannten, fragten nach.»

Wer den Post teilt, macht sich strafbar

Martin Schütz, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt, empfiehlt zum Thema Selbstjustiz auf Social Media und öffentlichen Prangern: «Wir raten dringend davon ab, solche Bilder zu verbreiten.» Fahndungen – hier namentlich Öffentlichkeitsfahndungen – seien allein Aufgabe der Strafverfolgungsbehörde und gesetzlich klar geregelt.

In jedem Strafverfahren gelte auch für beschuldigte Personen die Unschuldsvermutung – bis zu einem allfälligen Schuldspruch durch ein Gericht. «Wer solche Bilder verbreitet, ist für die Folgen mitverantwortlich und macht sich strafbar», stellt Schütz klar.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von (Cyber-) Mobbing betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Fachstelle Mobbing (kostenpflichtig)

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Hilfe bei Mobbing, Fachstelle für Schulen und Eltern (kostenpflichtig)

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Deine Meinung zählt