Basels Schuluniformen: Die ersten Bilder

Aktualisiert

Basels Schuluniformen: Die ersten Bilder

Hugo Boss, Tommy Hilfiger, Ralph Lauren und ihre Kollegen müssen zu Hause bleiben. Die Schüler zweier Basler Sekundarklassen tragen seit heute eine Schuluniform.

Das schweizweit einzigartige Projekt ist vorerst auf sechs Monate befristet, dann sollen Vor- und Nachteile abgewogen werden, wie das Erziehungsdepartement Basel-Stadt am Dienstag vor den Medien erklärte.

Die betroffenen Schülerinnen und Schüler des neunten Schuljahrs der Weiterbildungsschule Leonhard (WBS) in Basel müssen sich vorerst keine Gedanken mehr machen, was sie anziehen sollen. In den nächsten sechs Monaten werden sie in einheitlichem Look die Schulbank drücken. Das Pilotprojekt soll Aufschluss darüber geben, inwieweit sich das Tragen einer Schuluniform auf das Unterrichtsklima, die Identitätsbildung oder das Konsumverhalten der Jugendlichen auswirkt. Gleichzeitig rechnen die Projektverantwortlichen, die WBS-Schulleitung und die Budget- und Schuldenberatungsstelle Plusminus, damit, dass eine Familie dank der Schuluniform über 30 Prozent an Kleidungskosten einsparen könnte.

Wissenschaftlich begleitet wird der Versuch vom Institut für Psychologie der Universität Basel. Nach sechs Monaten sollen Schüler, Lehrer und Eltern sagen, wie sie das Schuluniformprojekt beurteilen. Dann entscheidet sich auch, ob der Versuch weitergeführt und ausgeweitet wird. Die Verantwortlichen hoffen, dass Schuluniformen dereinst im ganzen Kanton ab dem Kindergartenalter eingeführt werden. Dafür wäre jedoch eine Gesetzesrevision nötig.

Die Schuluniform der Basler Designerin Tanja Klein besteht aus insgesamt 14 Teilen, die weitgehend frei kombinierbar sind. Ein Set kostet rund 730 Franken. Die Eltern haben in der Projektphase nur einen kleinen Teil zu bezahlen. Die Hauptkosten übernehmen Sponsoren.

Das Basler Schuluniformprojekt ist in der Schweiz einzigartig. In anderen Kantonen herrscht Skepsis: So hatte etwa das Luzerner Kantonsparlament im vergangenen Februar eine entsprechende SVP-Motion abgelehnt. Und in den Kantonen Zürich und Solothurn sprachen sich die Regierungen gegen Schuluniformen aus.

Auch Mittelweg wäre eine Entlastung für Jugendliche

Schülerinnen und Schüler stehen in Sachen Kleider unter einem finanziellen und psychologischen Druck. Eine Schuluniform muss aber nicht die einzige Lösung sein, sagt Rolf Leemann, Dozent für Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Bern.

Eine Uniform könnte diesen Druck sicherlich lindern und die Situation der Schule als Laufsteg für die Jugendlichen entschärfen, sagt Leemann. Aber: «Eine Uniform ist halt eine Uniform. Sie geht in Richtung Anonymisierung. Und die Kleider sind ein wichtiger Ausdruck der Persönlichkeit.»

Wenn eine Schule Massnahmen in der Kleiderfrage im Klassenzimmer ergreifen wolle, heisse die Lösung nicht zwingend Schuluniform. «Auch ein Mittelweg wäre denkbar», sagt Leemann. Die Schule könnte beispielsweise einen Bekleidungs-Rahmen festlegen, innerhalb dessen die Schüler eine gewisse Freiheit behielten.

Unter Einbezug der Schüler und der Eltern

Wie dieser Rahmen aussehen könnte, müsse jede Schule selber entscheiden. Solche Richtlinien sollten niemals von «oben» kommen und beispielsweise für einen ganzen Kanton gelten. «Das würde nicht funktionieren», ist Leemann überzeugt. Jede Schule sollte sich ihre eigenen Gedanken machen.

Wie Schulen das Thema Schuluniformen/Bekleidung im Klassenzimmer angingen, sei eigentlich auch gar nicht wichtig. «Wichtig ist, dass sie es angehen und dass sie Schüler und Eltern in die Diskussion einbeziehen.» (dapd)

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