Erste OPs verschobenBasler Kinderspital sucht wegen drohender Überlastung neues Personal
Das Basler Kinderspital schlägt wegen überdurchschnittlich vielen Infektionskrankheiten bei Kindern Alarm. Erste Operationen mussten bereits verschoben werden, auf dem Notfall kommt es teils zu mehrstündigen Wartezeiten.
Darum gehts
Das Kinderspital Basel läuft zurzeit am Limit. Bis zu 200 Kinder kommen täglich auf die Notfallstation des Universitären Kinderspitals, fünf bis zehn Prozent müssen anschliessend bleiben, wie die Zeitungen von CH Media berichten. Die meisten der täglich bis zu 20 Kinder, die einen längeren Spitalaufenthalt erfordern, leiden an Atemwegserkrankungen, Corona-Infektionen bilden die Ausnahme.
«In einem gewöhnlichen November haben wir etwa 3000 Notfälle, diesen November waren es 4700 – die Hospitalisierungsquote hat sich aber fast nicht verändert», erklärt Martin Bruni, der Sprecher des Universitären Kinderspitals beider Basel (UKBB) gegenüber den Zeitungen von CH Media. Diese Entwicklung habe eine starke Auslastung des Spitals zur Folge.
Covid verschärft Personalmangel
Das Coronavirus verschärft die Engpässe weiter. Wegen Krankheit, Isolation oder Quarantäne fallen immer wieder Mitarbeitende aus, die das Spital dringend benötigt. Aus diesem Grund habe das Kinderspital diese Woche den Regelbetrieb reduzieren müssen, wie Bruni sagt. Nicht dringende Eingriffe würden zurzeit abgesagt, um die Grundversorgung der Patientinnen und Patienten aufrechtzuerhalten.
Eine Verlegung von Patienten und Patientinnen in andere Spitäler habe man bisher verhindern können, und auch Notfälle können weiterhin behandelt werden. Auf dem Notfall sei aber teils mit mehreren Stunden Wartezeit zu rechnen, wie Martin Bruni sagt.
Aufruf auf Facebook
Mit einem Aufruf machte sich das Kinderspital Basel schon letzten Freitag auf die Suche nach neuem Personal. «Dringend gesucht: Pflegepersonal aus allen Bereichen für Kindernotfall und IPS», schreibt das Spital auf Facebook. Bisher hätten sich 21 Personen gemeldet, darunter auch ehemalige Mitarbeitende, wie Bruni sagt. Dieses zusätzliche Personal bringe zwar eine Entspannung der Situation, reiche aber noch nicht, um zum Regelbetrieb zurückzukehren.
Überdurchschnittlich viele Infektionen
Gemäss dem Sprecher des Kinderspitals sei die anhaltende Corona-Pandemie kein Hauptfaktor für die hohe Auslastung. «Wir musten bislang extrem selten Kinder wegen einer Covid-19-Erkrankung stationär aufnehmen. Zurzeit wird ein Patient wegen einer Infektion behandelt», sagt Buri. Beunruhigend sei viel mehr die grosse Zahl an Infektionskrankheiten, die das UKBB momentan beobachtet: «Für diese Jahreszeit typische Krankheiten treten aktuell überdurchschnittlich häufig auf, vor allem Atemwegserkrankungen». Darum seien die acht Plätze der Intensivstation vergangene Woche komplett belegt gewesen.
Einen klaren Grund für die ausserordentlich hohe Zahl an Infektionskrankheiten konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Eine Vermutung ist, dass die Corona-Massnahmen auch gut gegen andere Infektionskrankheiten schützen und nun weniger strikt befolgt werden. Das Kinderspital hofft, dass die starke Auslastung durch zusätzliches Personal etwas abgeschwächt werden kann, sonst müssten Kinder eventuell in andere Einrichtungen verlegt werden.