Blitzschnelles Laden möglich

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Batterie aus der Schweiz«Wir können superschnell laden»

Das Zürcher Start-up BTRY hat eine neuartige Batterie entwickelt, die sicherer, nachhaltiger und schneller ladbar ist. Sie könnte bald zum Standard werden.

Die neuartigen Batterien von BTRY sind nur wenige Millimeter dick und biegsam.

Die neuartigen Batterien von BTRY sind nur wenige Millimeter dick und biegsam.

BTRY

Darum gehts

  • Das Zürcher Start-up BTRY hat eine neuartige Batterie entwickelt, die sicherer, nachhaltiger und schneller ladbar ist als alles, was derzeit auf dem Markt ist.

  • Möglich ist das, weil sich darin keine Flüssigkeit befindet, sondern nur ultradünne Materialschichten.

  • Das neue Produkt soll auch nachhaltiger sein, weil die Batterie mit weniger giftigen Stoffen auskommt und zudem eine lange Lebenszeit haben soll.

  • Sie kann in einer Minute geladen werden und soll dereinst für Unterhaltungselektronik, aber auch im Weltall eingesetzt werden.

Zwei Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa schicken sich an, die Batterietechnologie zu revolutionieren: Moritz Futscher und Abdessalem Aribia haben unter dem Namen BTRY einen Energieträger entwickelt, der so dünn ist wie ein Blatt Papier.

Ihr Start-up BTRY schlägt grosse Wellen. Was ist der Clou?

Moritz Futscher (MF): Heutzutage gibt es vor allem zwei Arten von Batterien: Einerseits Lithium-Ionen-Batterien, die viel Energie speichern können, aber sich nur langsam wieder laden lassen. Es braucht ein paar Dutzend Minuten, um sie wieder richtig einsatzfähig zu machen. Oder andererseits dann Superkondensatoren. Die lassen sich in Sekunden laden, aber sie können nur wenig Energie speichern. Wir wollen mit unseren Produkten beide Qualitäten vereinen.

Wie gelingt das?

Abdessalem Aribia (AA): Indem wir auf ultradünne Materialschichten setzen und die Flüssigkeiten weglassen. Die heutigen Batterien beinhalten immer auch Flüssigkeiten. Sie bestehen aus einer Anode und einer Kathode, das sind zwei Schichten, die für die Energiespeicherung nötig sind. Ein flüssiger Elektrolyt sorgt dafür, dass die Ionen hin und her fliessen können. Dieser Elektrolyt ist aber temperaturanfällig und kann brennen. Darum tauschen wir diese Flüssigkeit durch einen Festkörper aus. Das sorgt für mehr Sicherheit und höhere Energiedichten.

Flüssigkeiten leiten besser. Wie macht man das bei einem Festkörper?

AA: Indem wir Herstellungsmethoden aus der Computerchipherstellung und anderen Industriebereichen verwenden. Das heisst, wir haben extrem dünne Schichten, die gerade mal ein paar Tausendstelmillimeter dick sind. In dieser Grössenordnung ist es möglich, die Ionen da durchzudrücken, obwohl alles fest ist.

Wo stehen Sie aktuell?

MF: Mitten in der Produktentwicklung, in der Skalierung. Wir haben in den letzten sechs Monaten die Grösse um den Faktor 1000 vergrössert und die Herstellungsgeschwindigkeit um den Faktor zehn beschleunigt. Nun verkaufen wir die ersten Prototypen bereits an andere Batteriehersteller.

Wo soll die Batterie angewendet werden?

MF: Sie ist speziell geeignet für Anwendungen, die gleichzeitig Energie und Power benötigen. Wir beginnen jetzt erst mal mit Sensoren. Später wären wegen der schnellen Ladezeit etwa implantierbare medizinische Geräte denkbar. Und schliesslich zielen wir auf die Unterhaltungsindustrie: Handys, Laptops, Uhren.

Was ist mit der Autoindustrie?

MF: Das ist auf jeden Fall ein interessanter Markt. Aber eben auch ein sehr begehrter Markt. Die meisten Batteriefirmen drängen dorthin.

Also verzichten Sie aus taktischen Gründen?

MF: Ja. Die Autobatterie ist preisgetrieben. Sie ist ein signifikanter Teil des Autopreises. Wir suchen uns jetzt erstmal Anwendungen, bei denen der Batteriepreis nur einen Bruchteil des Produkts ausmacht.

Wie steht es um die Nachhaltigkeit Ihres Produkts?

AA: Sehr gut, würde ich sagen. Wir haben zwei grosse Vorteile: Erstens hält unsere Batterietechnologie bis zu zehnmal so lange wie heutige Batterien, was bedeutet, dass man sie viel später ersetzen muss. Zweitens nutzen wir umweltfreundliche Herstellungsprozesse und kommen ohne toxische Lösungsmittel aus.

Sie sind nicht die Einzigen, die nach neuen Batterietechnologien forschen. Unbound Potential, ein Start-up aus Thalwil behauptet, ein Kernelement für den Energiewandel gefunden zu haben – arbeitet jedoch mit Flüssigkeiten. Wer hat die Nase vorn?

AA: Hoffentlich beide! Ich glaube, dass für die Schweiz technologische Innovation wichtig ist und dass man zusammenarbeiten muss, um nicht zurückzufallen. Dazu kommt, dass unsere Batterien auf unterschiedliche Anwendungen abzielen. Für tragbare Elektronik und Sensoren bietet unsere Technologie klare Vorteile. Wenn man grosse Energiespeicher braucht, die nicht bewegt werden, ist die Technologie von Unbound Potential preiswerter und besser geeignet.

Gehört Batterien die Zukunft?

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