Self-Service-Wäscherei«Bei uns im Haus hat es Haare in der Maschine»
Self-Service-Waschsalons sterben aus. 20 Minuten hat eine Wäscherei besucht und mit Menschen gesprochen, die diese immer noch zu schätzen wissen.
Eine Kundin sagt: «Hier gibt es viel die grösseren Maschinen als bei mir zu Hause. So kann ich mehr Kleider auf einmal reinigen, das ist praktisch.» (Video: 20 Minuten)
In Neubauten gehört der Waschturm samt Maschine und Tumbler heute praktisch zum Standard-Ausbau der Wohnung. Während sich die meisten darüber freuen, verlieren Waschsalons stetig Kunden. In der Stadt Zürich gibt es noch zwei Selbstbedienungs-Wäschereien, beide werden vom selben Betreiber geführt. 20 Minuten hat einen Morgen in einem der Waschsalons verbracht und mit Menschen gesprochen, die mit ihren Kleidern die Waschmaschinen füllten. Wer dort anzutreffen war, sehen Sie im Video.
Montagmorgen, 9 Uhr im Zürcher Kreis 6. Lawrence Elfstorm (33) aus Texas sitzt auf einem Stuhl und starrt unbeirrt auf die Waschmaschine ihm gegenüber. Darin wird ein Kleiderhaufen kontinuierlich gedreht. Der junge Mann trägt trotz der tiefen Temperaturen nur ein T-Shirt. Er warte auf seine Wäsche, so Elfstorm. In der Maschine sei auch sein Mantel.
«Nachbarn hinterlassen Dreck und Haare in der Waschmaschine»
Elfstorm ist nur für einige Tage in Zürich. Er ist auf einem Backpacking-Trip durch ganz Europa und wohnt in einer Airbnb-Wohnung ohne Waschmaschine. In seinem Rucksack habe es nicht viel Platz, erklärt der Amerikaner. «Ich habe nicht viele Kleider dabei und musste diese nun waschen.» Wäscheservices würden aber nicht in sein Budget passen. «So ist dieser Ort hier der einzig passende, den ich gefunden habe.»
Anders Yvonne Hirt (51), die den Salon eine Stunde später betritt. Sie sagt, dass es in ihrem Wohnhaus eine Waschmaschine gebe. «Ich habe aber das Gefühl, dass die Maschinen hier gründlicher waschen.» Deshalb nehme sie auch die 30 Minuten Anfahrt in Kauf. «Ausserdem ekelt es mich, in der Waschmaschine bei mir im Haus zu waschen, weil meine Nachbarn dort oft Dreck oder Haare hinterlassen.»
«Dank den grossen Maschinen kann ich den Sofa-Bezug waschen»
Auch Rentnerin Liselotte Meier hat in ihrem Wohnhaus eine Waschmaschine. Die sei aber relativ klein, erzählt sie. «Hier gibt es viel grössere Maschinen und man kann mehr Kleider auf einmal waschen. Das ist praktisch.»
Die grossen Maschinen sind auch der Grund, warum Charles Delaney (55) hergekommen ist. «Ich muss einen Sofa-Bezug reinigen, der nicht in meine eigene Waschmaschine passt», grinst der Engländer, der in Küsnacht ZH wohnt. In seinem Heimatland würden die Selbstbedienungs-Wäschereien auch langsam verschwinden. «Die meisten Leute haben halt eine Waschmaschine im Haus.»
«Kafichränzli» für ältere Damen
In den Waschsalon kämen die verschiedensten Leute, erzählt der Inhaber. «Studenten, Berufstätige, Touristen ...» Oft sei deren Maschine kaputt, selten hätten sie in ihrem Wohnhaus gar keine Waschmaschine. Unter Letzteren gebe es Stammkunden. «Viele schätzen es auch, dass sie in unseren Maschinen mehr Textilien auf einmal waschen können. Das spart Zeit.»
Gewisse Frauen würden im Waschsalon regelrechte Kaffeechränzli veranstalten, erzählt der Geschäftsführer amüsiert. «Viele ältere Damen werfen ihre Münzen in die Waschmaschine und plaudern dann ununterbrochen miteinander.» Andere Kunden würden sofort zum Laptop greifen. «Und wieder andere gehen, während sich die Maschine dreht, in ein Kaffeehaus in der Nähe.»
«Es hängt vom Wetter ab, wann die meisten Kunden kommen»
Der Samstag scheine ein beliebter Tag zum Waschen zu sein, so der Besitzer. Sonst sei es oft wetterabhängig. Bei schönem Sommerwetter etwa gebe es entsprechend weniger Kundschaft.
Doch die Waschsalons haben generell einen schwierigen Stand. «Man kann nicht allein davon leben», erzählt der Besitzer. Er führe noch andere Geschäfte, um über die Runden zu kommen. In der Romandie hingegen laufe das Geschäft für seine Berufskollegen besser, denn dort hätten die Wohnungen öfter keine Waschmaschine als in der Deutschschweiz.