Nike- und Asics-SneakerBei Zalando zahlen Frauen mehr für diese Sneaker
Der Moderiese verkauft gleiche Schuhmodelle für Männer und Frauen zu unterschiedlichen Preisen. Für das Schweizerische Konsumentenforum ist das Abzocke.
Darum gehts
Der Nike-Sportschuh Modell Air Max 90 kostet bei Zalando mehr für Frauen als für Männer.
Zalando sagt, das liege am Preisvorschlag des Herstellers.
Das Schweizerische Konsumentenforum spricht von Abzocke.
Laut einer Marketing-Expertin handle es sich dabei um sogenanntes Pink Taxing.
Zalando bemüht sich um Gleichberechtigung. So setzt der Moderiese neu auf eine gendergerechte Sprache: Kunden werden nicht mehr mit Herr oder Frau angesprochen. Zudem kann man sich ohne Geschlechtsangaben registrieren. Stattdessen kann die Modevorliebe ausgewählt werden – also Damen- oder Herrenmode.
Doch wer bei der Damenabteilung einkauft, zahlt drauf, wie der «Beobachter» herausgefunden hat. Für einen Asics-Sneaker Modell Gel 109 haben Frauen Mitte Januar 140 statt wie die Männer 110 Franken bezahlt. Auch der weisse Nike-Schuh Modell Air Max 90 kostet unterschiedlich viel: 155 Franken für Männer und für Frauen 185 Franken.
Laut Zalando handle es sich um ähnliche, aber doch unterschiedliche Sneaker. Das führe zu unterschiedlichen Preisen. «Diese Produkte wurden separat von den Herstellern geführt und daher auch separat von uns im Shop gelistet», sagt eine Sprecherin zu 20 Minuten.
Bei Preisen richte man sich nach den unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers, der Verfügbarkeit sowie der Nachfrage. Zalando wolle Preise aber auf keinen Fall geschlechterspezifisch anpassen: «Wir arbeiten bereits an einer Lösung dafür.»
Laut Zalando seien die Preise der genannten Beispiele angepasst worden. Ein Blick auf die Zalando-Homepage zeigt aber: Der Nike-Schuh kostet noch immer unterschiedlich viel (siehe Bildergalerie oben) und der Asics-Sneaker ist nicht mehr auffindbar.
«Preisunterschied ist dreist»
Das Schweizerische Konsumentenforum hat kein Verständnis für den Moderiesen: «Dieser Preisunterschied ergibt keinen Sinn – das ist Abzocke», sagt Präsidentin Babette Sigg, Präsidentin. Menschen mit kleineren Füssen hätten keine andere Wahl, als das Damenmodell zu bestellen: «Sie werden aufgrund ihres Körperbaus preislich benachteiligt, das ist dreist.»
Allgemein seien Frauenkleider oftmals teurer, weil sie weniger genormt sind und der Schnitt je nach Modesaison schneller ändert. «Aber bei Schuhen, die für Männer und Frauen gleich aussehen, ist das nicht nachvollziehbar», so Sigg.
Die einzige Möglichkeit sei der Boykott. Dass viele Konsumenten mitmachen, sei aber unwahrscheinlich. «Die Händler nutzen hier die Zahlungsbereitschaft der Kundinnen aus», so Sigg. Denn Frauen seien im Schnitt bereit, mehr für Kleider zu zahlen als Männer.
Frauen zahlen im Schnitt 8 Prozent mehr für Kleider
Marketing-Expertin Adrienne Suvada erstaunt es nicht, dass Sneaker für Frauen auf Zalando mehr kosten, als für Männer: «Bei Kosmetikprodukten ist schon länger bekannt, dass die Damenlinie mehr kostet, als die der Herren – obwohl das gleiche drin ist.»
Kosten Produkte von Frauen mehr als von Männern wird von Pink Taxing gesprochen (siehe Box). Auch bei Kleidern sei das Phänomen bekannt. So zeigt eine Studie aus den USA, dass Frauen im Schnitt 8 Prozent mehr für ihre Kleidung bezahlen, als Männer.
Das ist die «Pink Tax»
Die Pink Tax, zu deutsch pinke Steuer, ist der Mehrpreis, der bei speziell für Frauen angebotenen Produkten und Dienstleistungen gegenüber gleichartigen Erzeugnissen für Männer verlangt wird. Dabei handelt es sich nicht um eine echte Steuer, sondern eine geschlechtsspezifische Preisdifferenzierung. So kostet beispielsweise der gleiche Rasierer für Frauen mehr als für Männer.
Dieses Gender Pricing gibt es sogar bei Kinderkleidern: «Für die Garderobe eines Mädchens müssen Eltern mehr bezahlen als die eines Jungen», so Suvada. Erklärt werde der Preisunterschied von Händlern oft mit dem Argument, dass die Verpackungen für Frauenprodukte mehr kosten, oder «der pinke Farbanstrich teurer sei als der blaue».
Dass diese Marketingstrategie funktioniert, liegt laut Suvada daran, dass Frauen öfters bereit sind mehr für Produkte zu bezahlen. «Zudem gehen Händler davon aus, dass eine Frau nicht in der Männerabteilung vorbeischaut, um die Preise zu vergleichen.»
Wirst du oder jemand, den du kennst, aufgrund des Geschlechts diskriminiert?
Hier findest du Hilfe:
Gleichstellungsbüros nach Region
Logib, Lohngleichheits-Analyse des Bundes
Gleichstellungsgesetz.ch, Datenbank der Fälle aus Deutschschweizer Kantonen
Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann