Eine Million Franken Umsatz : Berner Hausarzt verdient sich mit viel zu hohen Tarifen eine goldene Nase 

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Eine Million Franken UmsatzBerner Hausarzt verdient sich mit viel zu hohen Tarifen eine goldene Nase

Ein Hausarzt rechnet bei Krankenkassen doppelt ab. Santésuisse gibt dem Tarifsystem die Schuld. Die Ärzteschaft betont, es sei ein Einzelfall.

Der Hausarzt dürfte jährlich einen Reingewinn von 500’000 Franken erzielt haben. (Symbolbild)
Seinen Patienten verrechnete er durchschnittlich 50 Prozent mehr als andere Hausärzte. (Symbolbild)
Laut Santésuisse birgt das aktuelle Tarifsystem ein zu hohes Missbrauchspotential. Die Ärztegesellschaft FMH widerspricht.
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Der Hausarzt dürfte jährlich einen Reingewinn von 500’000 Franken erzielt haben. (Symbolbild)

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Darum gehts

Ein Berner Hausarzt rechnete seine Leistungen mehrfach ab. Er habe so fast eine Million Umsatz erwirtschaftet, wovon 500’000 direkt in die Taschen des Arztes geflossen sind, berichtet die «SonntagsZeitung». Zum Vergleich: Bei der durchschnittlichen Arztpraxis liege der Umsatz im Schnitt bei unter 500’000. Um einen Umsatz von einer Million erreichen zu können, hätte der Arzt an jedem einzelnen Wochentag zwölf Stunden arbeiten müssen inklusive Feiertage.

Die Branchenorganisation der Schweizer Krankenkassen Santésuisse sieht die Sicherheitslücke im aktuellen Tarifsystem Tarmed. Es lasse Medizinern zu viel Spielraum, sagt Santésuisse-Sprecher Matthias Müller. Laut Müller ist die Schwachstelle, dass Ärzte Konsultationen zu Unrecht mehrfach verrechnen können. Diese Praktiken seien keine Seltenheit. Viele Hausärzte sollen so ihre Rechnungen frisieren. «Das belastet Krankenkassen und treibt die Prämien in die Höhe», so Müller.

Santésuisse fordert fixe Fallpauschalen

Bereits letztes Jahr sollte das veraltete Tarmed vom neuen Tarifsystem Tardoc abgelöst werden. Doch der Bundesrat lehnte den Vorschlag ab. Das System wurde überarbeitet. Noch hängt in der Schwebe, ob der Bundesrat dem überarbeiten Tardoc seinen Segen gibt. Ebenso wenig begeistert zeigt sich die Santésuisse. Tardoc schaffe noch mehr Missbrauchsmöglichkeiten. Stattdessen fordert der Branchenverband fixe Fallpauschalen, um doppelten Leistungsabrechnungen einen Riegel vorzuschieben.

Pauschalen seien bei Hausärzten nur in 30 Prozent der Fälle praktikabel, so die Ärztegesellschaft FMH. Sie wehrt sich gegen die Vorwürfe des Missbrauchs. Urs Stoffel, Mitglied des FMH-Zentralvorstands, betont gegenüber der «SonntagsZeitung», das Schadenspotenzial von Tarmed und Tardoc sei gering. Laut Stoffel mache Santésuisse aus einer absoluten Ausnahme einen Regelfall und bezwecke so, das neue Tarifsystem in Verruf zu bringen und dessen Einführung zu verhindern.

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