Berset-NachfolgeZweierticket – bootet die SP jetzt Jositsch aus?
Aus sechs mach zwei: Die SP entscheidet am Samstag, welche Anwärter sie ins Rennen um die Nachfolge von Alain Berset schickt. Eine Politologin schätzt die Ausgangslage ein.
Darum gehts
Am Freitag verkündete die SP-Fraktion, dass sie für die Bundesratswahlen zwei offizielle Kandidierende nominieren wird.
Wer diese sind, wird sich am Samstag zeigen.
Infrage kommen laut SP Frauen und Männer sowie Kandidierende aus allen Sprachregionen und Landesgegenden.
Politologin Sarah Bütikofer hat die Chancen und Nachteile der Kandidierenden für die interne SP-Nomination analysiert.
Die SP-Fraktion hat sich am Freitag für ein Zweierticket für die anstehende Bundesratswahl entschieden – am Samstag will sie kommunizieren, wer die beiden offiziellen Kandidierenden sind. Um einen Platz auf dem Ticket balgen sich fünf Männer und eine Frau (siehe Grafik). Die Partei steht vor vier schwierigen Fragen.
1. Die Geschlechterfrage
Kann die SP nur Männer aufstellen? Ja, findet die Politologin Sarah Bütikofer von der Universität Zürich. «Die SP ist bereits mit einer Frau im Bundesrat vertreten und könnte darum den zurücktretenden Mann mit einem Mann ersetzen, ohne ihre eigene Politik zu verraten.» Die SP habe ja noch im vergangenen Jahr auf ein reines Frauenticket gesetzt.
2. Die Jositsch-Frage
Gibt die Fraktion Ständerat Daniel Jositsch eine Chance, der bei der Bevölkerung hoch im Kurs steht? Bütikofer ist skeptisch: Mit seiner Sprengkandidatur vom letzten Jahr habe sich Daniel Jositsch für die jetzige Nomination für das SP-Ticket eher keinen Gefallen getan, so die Politologin. «Seine Zürcher SP hat sich hinter ihn gestellt. Sie will, dass der Kanton Zürich wieder eine Vertretung in der Landesregierung hat.»
Ob die Gesamtpartei Jositsch auch versöhnlich gegenübersteht, sei hingegen unklar. Erschwerend kommt für Jositsch hinzu, dass eine Wahl in den Bundesrat den SP-Sitz im Ständerat in akute Gefahr brächte. «Nachdem die Bürgerlichen in Zürich soeben ihren Sitz an die Grünliberalen verloren haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die SP Jositschs Sitz nicht verteidigen könnte.»
3. Die Bern-Frage
Ein Nachteil zeichne sich bei den Berner Kandidierenden ab: Mit Albert Rösti ist der Kanton bereits in der Regierung vertreten. Bern sei bisher im Bundesrat nie nicht vertreten gewesen, was eher gegen eine Nominierung von Matthias Aebischer und Evi Allemann spreche, sagt Bütikofer. «Einzig, dass Allemann eine Frau ist, könnte hier dem Bern-Nachteil entgegenwirken.»
4. Die Erfahrungsfrage
Der Graubündner Nationalrat Jon Pult bringe viel weniger politische Erfahrungen aus dem nationalen Parlament mit, was bei ihm gegen eine Nominierung sprechen könnte. «Die SP-Fraktion könnte bei ihm aber auf eine Potenzialwahl setzen, da ihm sehr viel politisches Talent attestiert wird.»
Fazit
Kristallisieren sich schon Favoriten heraus? Jein, zwei Kandidaten stechen für Bütikofer jedoch hervor: Roger Nordmann, einer der erfahrensten Parlamentarier, der bis vor kurzem SP-Fraktionschef war, sowie Beat Jans, der ebenfalls viel politische Erfahrung mitbringe. «Bei Nordmann könnte es ein Nachteil sein, dass er ein Romand ist – da jedoch Ignazio Cassis und Guy Parmelin als amtsälteste Bundesräte wohl in absehbarer Zeit zurücktreten, sehe ich das als weniger grosses Problem», so die Politologin. «Jans hat den Nachteil, dass der Bauernverband ihm gegenüber skeptisch ist – das sollte jedoch für die interne Nominierung durch die SP-Fraktion eine weniger grosse Rolle spielen.»
Wilde Kandidatur möglich
Sollte die Fraktion Jositsch übergehen, könnte ihn das Parlament immer noch wählen. «Im letzten Jahr konnte er eine beachtliche Anzahl an Stimmen auf sich vereinen, aber ich gehe eher nicht davon aus, dass die Mehrheit der Parlamentsmitglieder eine wilde Kandidatur unterstützt», sagt Bütikofer. Allerdings seien die Parlamentsmitglieder in ihrem Wahlentscheid frei, so gebe es die Verfassung vor. Klar sei aber: «Wenn Jositsch zweimal nicht gewählt werden würde, dann müsste schon etwas sehr Aussergewöhnliches passieren, dass er doch noch Bundesrat wird», sagt Bütikofer.
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