Vor Crash: Hersteller Kia musste 63'000 E-Autos zurückrufen

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«Beschädigte Ladesteuerungen»Vor Crash: Hersteller Kia musste 63'000 E-Autos zurückrufen

Wie kam es zum E-Auto-Unfall im Aargau? Kia, der TCS und Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer nehmen Stellung.

Das E-Auto einer 58-Jährigen schaltete sich während der Fahrt plötzlich aus.
Normal sei das nicht, sagt Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer.
Kia sagt, die Autos der Marke seien sicher.
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Das E-Auto einer 58-Jährigen schaltete sich während der Fahrt plötzlich aus.

Kantonspolizei Aargau

E-Auto bleibt stehen: Darum gehts

  • Ein E-Auto bleibt während der Fahrt stehen und verursacht einen Unfall.

  • «Dass ein E-Auto einfach so stehen bleibt, habe ich noch nie gehört», sagt Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer.

  • Der TCS betont, dass solche Vorfälle auch bei Verbrennern möglich seien.

Es ist der Albtraum eines jeden E-Auto-Besitzers: Das Fahrzeug schaltet sich während der Fahrt plötzlich ab, bleibt unbeleuchtet auf der Strasse stehen – und dann kommt es zum Unfall. Das ist am Freitagabend im Aargau passiert. Wie ist es möglich, dass ein E-Auto einfach so stehen bleibt? Der TCS, Hersteller Kia und ein Auto-Experte nehmen Stellung.

Je mehr Software, desto fehleranfälliger

«Dass ein E-Auto einfach so stehen bleibt, habe ich noch nie gehört», sagt Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer. Ein Grund dafür könnte sein, dass in modernen E-Autos immer mehr Software und Codes stecken, wodurch sie fehleranfälliger werden. Auch ein Sensor, der verrückt spielte und ein falsches Signal gab, könnte das Auto zum Stillstand gebracht haben.

Je mehr Software in einem Auto steckt, desto fehleranfälliger sei es, sagt Ferdinand Dudenhöffer.

Je mehr Software in einem Auto steckt, desto fehleranfälliger sei es, sagt Ferdinand Dudenhöffer.

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Selektive Wahrnehmung?

Auf die Frage, ob E-Autos für Pannen gefährdeter seien als Verbrenner, sagt Dudenhöffer: «E-Autos sind neu und es besteht die Gefahr der selektiven Wahrnehmung.» Man nehme E-Auto-Unfälle stärker wahr, weil es sich um eine relativ neue Technologie handle. E-Autos seien noch nicht flächendeckend etabliert und erzeugten auch darum viel Aufmerksamkeit.

«Ist auch bei Verbrennern möglich»

«Solche Einzelfälle kann man nie ausschliessen, das ist auch bei Verbrennern möglich», sagt Dudenhöffer, der das Forschungsinstitut Center Automotive Research gegründet hat. Falle etwa die Motorelektronik aus, könne ein Auto plötzlich stehen bleiben. Dass die Batterie einfach plötzlich leer war, ist laut Dudenhöffer hingegen unwahrscheinlich. Denn E-Autos melden sich früh mit Warnungen, bevor die Batterie leer ist.

Hattest du schon mal Probleme mit einem E-Auto, weil die Batterie plötzlich leer war?

«Die Gefahr ist bei E-Autos nicht grösser als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor», sagt auch der TCS auf Anfrage. Auch in modernen Verbrennern sei viel Elektronik verbaut.

Kia rief E-Autos wegen Stromproblemen zurück

Der Touring Club Schweiz (TCS) sagt, er könne den Fall aus der Ferne nicht beurteilen. Womöglich sei es aber ein modellspezifisches Problem: Kia habe rund 63'000 EV-6-Modelle zurückgezogen, die der Autohersteller zwischen 2022 und 2024 produzierte. Grund: Beschädigte Ladesteuerungen konnten zu einem Stopp der Antriebsleistung führen.

Kia musste rund 63'000 EV-6-Modelle zurückziehen, die der Autohersteller zwischen 2022 und 2024 produzierte.

Kia musste rund 63'000 EV-6-Modelle zurückziehen, die der Autohersteller zwischen 2022 und 2024 produzierte.

IMAGO/Depositphotos

«Betroffene Fahrzeugbesitzer sollten sich umgehend mit ihrer Markenvertretung in Verbindung setzen und den Rückruf beachten», sagt der TCS. Eine Notfallbatterie gebe es für solche Fälle nämlich nicht.

Das sagt Kia Schweiz zum Unfall

«Ohne die Fakten zum Fahrzeug und zur Herbeiführung des Zwischenfalls zu kennen, können wir derzeit zu möglichen Ursachen, ob diese technischer oder anderer Natur sein könnten, keine Stellung beziehen», antwortet Kia auf eine Anfrage der Redaktion. Kia sei kein derartiger Fall bekannt. Kia-EVs und EV-Fahrzeuge seien sehr sicher und unterschieden sich diesbezüglich nicht von Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselantrieben.

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