Besetzer wollen auf Labitzke-Areal bleiben

Aktualisiert

Neue WohnsiedlungBesetzer wollen auf Labitzke-Areal bleiben

245 Wohnungen sollen auf dem Zürcher Labitzke-Areal entstehen. Das passt den dortigen Besetzern nicht. Als der Eigentümer die Pläne vorstellte, stürmten sie die Veranstaltung.

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«Wohnungen im mittleren Preissegment – das ist doch wohl lachhaft», sagten die mit Papiersäcken vermummten Labitzke-Areal-Besetzer, als sie am Donnerstagmorgen eine Medienkonferenz im Zürcher Volkshaus störten. Dass hier das Immobilienunternehmen Mobimo AG gerade seine Baupläne für das Gelände in Zürich-Altstetten vorstellte, passt ihnen überhaupt nicht.

Noch leben auf dem 10'000 Quadratmeter grossen Areal der ehemaligen Farbenfabrik Labitzke geschätzte 100 Besetzer und Mieter. In den letzten 25 Jahren entwickelte sich hier ein Mikrokosmos aus Wohngemeinschaften, Künstlerateliers, Clubs, einer Moschee und einem Bordell. 2011 kaufte Mobimo das Gelände, in den nächsten drei Monaten müssen alle raus.

245 Wohnungen in acht Gebäuden

Im Frühling 2014 beginnt Mobimo mit der Altlastensanierung und dem Abriss der Industriebauten, wie Peter Grossenbacher, Mitglied der Mobimo-Geschäftsleitung sagt: «Auf dem Areal entstehen 245 Miet- und Eigentumswohnungen in acht Gebäuden.» Die zwei markanten, 15-stöckigen Wohntürme werden 45 Meter, die niedrigeren Gebäude 25 Meter hoch. «Durch die unterschiedlich hohen Gebäude entsteht eine eng verzahnte Häuserlandschaft mit vielen begrünten Innenhöfen und Terrassen», so der Architekt Mike Guyer von Gigon Guyer Architekten, der auch den Primetower entworfen hat.

Der Grossteil des Angebots umfasst mittelpreisige 2,5- bis 4,5-Zimmerwohnungen. Nach marküblichen Preisen werden das 2000 bis 3000 Franken Miete pro Monat sein. «Wir planen 25 verschiedene Wohnungstypen – etwa Eckwohnungen auf zwei Etagen», so Grossbacher. In den Erdgeschossen sollen Gewerbe, Läden, Cafés und eine Kinderkrippe unterkommen. «Insgesamt werden ab Ende 2017 auf dem Labitzke-Areal 750 bis 800 Menschen leben und arbeiten», so Grossbacher. Für die Wohnsiedlung investiert Mobimo 160 Millionen Franken. «Im zweiten Quartal 2014 reichen wir das Baugesuch ein, Ende Jahr können wir hoffentlich mit den Bauarbeiten beginnen», sagt Grossbacher.

Widerstand gegen den Rauswurf

Dass die Abrissarbeiten beginnen, bevor das Projekt überhaupt bewilligt ist, stört die Besetzer: «Es kann doch Jahre dauern, bis die Stadt grünes Licht gibt.» Mobimo betreibe hier Abriss auf Vorrat: «Es geht doch nur darum, dass wir möglichst schnell ausziehen.» Genau das Gleiche sei auf dem ehemals besetzten Binzareal passiert: «Seit im Frühling das Gelände geräumt wurde, liegt es brach.» Die Labitzke-Areal-Besetzer wollen sich das nicht gefallen lassen: «Wir werden unseren Auszug juristisch anfechten, solange noch keine Baubewilligung vorliegt.»

Davon hat man bei Mobimo keine Angst, wie Grossbacher sagt: «Die Besetzer dürfen bis im nächsten Frühling bleiben.» Dies sei länger als geplant. Dass das Unternehmen Abrissarbeiten auf Vorrat betreibt, verneint er: «Die Abriss- und Sanierungsarbeiten dauern Monate.» Die Besetzer würden nicht einfach so auf die Strasse gestellt: «Sie wissen zudem schon lange, dass sie raus müssen. Wir hoffen einfach, dass sie das Gelände friedlich verlassen. Es wäre schade, wenn sie den Baustart verzögern würden.»

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