Birsfelden BLBesprayte Igel-Gruppe gibt Rätsel auf
Einer Tierschutzorganisation wurden zwölf bemalte Igel gemeldet. In den sozialen Medien ist die Wut auf die Tatperson gross. Doch hinter der Farb-Attacke stecke nicht zwangsläufig ein Tierquäler, gibt eine Igel-Kennerin zu bedenken.
Darum gehts
Die Tierschutzorganisation Basel Animal Save hat zwölf Igel gesichtet, deren Stacheln violett, grün und blau leuchten. Sie wurden von Unbekannten mit Farbe besprayt, so der Tierschützer Olivier Bieli. Die betroffenen Tiere wurden an der Grenze von Birsfelden BL gesichtet. Bei zwei Tieren sei die Farbe am Montag noch ganz frisch gewesen.
Der Tierschutz wurde kontaktiert, nachdem ein Passant die Igel zufällig entdeckt hatte. Noch sei unklar, welche Art von Farbe auf die Stacheln der Tierli gesprayt wurde. Doch sicher sei, dass die Igel nun für ihre Feinde besser sichtbar seien. Die natürliche Tarnung der Tiere sei durch die grellen Farben aufgehoben: Fuchs und Marder würden die stachligen Tiere nun einfacher jagen können. Bieli bittet um jegliche Informationen, die dabei helfen könnten, aufzudecken, wer hinter der Farb-Attacke steht. Er habe bereits Anzeige eingereicht. Die Polizei Basel-Landschaft bestätigt das gegenüber 20 Minuten.
Auf Facebook tun die Leute ihr Unverständnis über die Tat kund. «Es ist so schade, dass manche Menschen sich nur stark fühlen, wenn sie sich an wehrlosen Lebewesen vergreifen», schreibt jemand.
«Schaut nach Markierung einer Igel-Station aus»
Doch eine Igel-Kennerin gibt zu bedenken, dass hinter den farbigen «Stachelrittern», wie sie die Tiere nennt, nicht zwangsläufig ein tierhassender Mensch steht. «Das schaut nach der Markierung einer Igel-Station aus», ist sie sich sicher. Bei den Igeln aus Birsfelden würden Muster und Farbwahl darauf hinweisen, dass es sich um Markierungen handelt. Mithilfe der Farbe würden die Pflegerinnen und Pfleger ihre Schützlinge wiedererkennen und unterscheiden können. Dies werde von vielen Auffangstationen so gehandhabt.
«Dieses Jahr sind so viele Igel auf Hilfe angewiesen, dass es halt auch viel mehr markierte rumlaufen hat. Nach ein paar Wochen ist nicht mehr viel zu sehen von der Farbe, einiges schleift sich ab und wird mit Schmutz verdreckt», so die Igel-Kennerin. Sie tippt darauf, dass eine Person in der Umgebung von Birsfelden BL die stachligen Tiere pflegt oder von einer Igel-Station einige zum Auswildern übernommen wurden. «Dass einige in der gleichen Gegend rumdüsen, spricht für eine nahe betreute Futterstelle.»
Die Farbe sei absolut nicht schädlich. Während früher in der Igel-Hilfe noch mit Rot und Pink markiert wurde, würden die Tierschützenden mittlerweile darauf verzichten, da dies eine Verletzung signalisieren würde. Grün und Blau hingegen seien «absolut unproblematisch».
Tierschützer geht von illegaler Einfärbung aus
Der Igel-Kennerin wird auf Facebook beigepflichtet: Weitere Userinnen und User gehen davon aus, dass es sich nicht um einen Quäl-Akt handelt. Die pflegende Person habe wohl lediglich ein bisschen zu grosszügig in den Farbtopf gegriffen.
Das Igel-Zentrum in Zürich empfiehlt ebenfalls, dass es sinnvoll sein kann, Igel mit Nagellack ein paar Stacheln zu markieren, um zu wissen, welches Tier zum Futter gelangt.
Bieli sagt dazu, dass weder das Veterinäramt noch das landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain Igel zu Forschungszwecken markiert habe. Auch wisse er nichts von einer Auffangstation in der Umgebung. Die Farbe sei dilettantisch auf die Igel aufgesprayt worden «teilweise ins Gesicht der Igel, gefährlich nahe an den Augen», so Bieli zu 20 Minuten. Weitere Punkte, die gegen eine «tierliebe» Markierung sprechen seien, dass die Farbkleckse sehr gross seien und die Igel in der Nähe von besprayten Wänden gesichtet wurden.
In einem nächsten Schritt werden Bieli und sein Team die Tiere einfangen und tierärztlich untersuchen lassen.
Du weisst von einem Tier in Not?
Hier findest du Hilfe:
Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)
Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)
Tierrettungsdienst, Tel. 044 211 22 22 (bei Notfällen)
Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist
Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen
GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)
Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00
Tierquälerei:
Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)