Betrüger gehen mit Fake-Profilen auf Datenklau

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InstagramBetrüger gehen mit Fake-Profilen auf Datenklau

Auf Instagram kursieren immer öfter gefakte Politiker-Accounts. Mit solchen Kopien wird versucht, den Followern private Daten zu entlocken.

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Bilder: Instagram/istock/Keystone

Nach Facebook und Twitter tauchen jetzt auch auf Instagram immer öfter Fake-Profile von Politikern auf. Betroffen sind unter anderen die Nationalräte Samira Marti (SP), Berner Grossrat Jan Gnägi (BDP) und Thomas Aeschi (SVP). Die Instagram-Gruppe Politik_Schweiz warnt nun ihre Mitglieder vor den gefälschten Accounts.

«Durch meine Follower erfuhr ich vom Fake-Profil»

«Es ist wirklich ein unangenehmes Gefühl, wenn man erfährt, dass jemand in deinem Namen schreibt und von deinen Followern deren Telefonnummern verlangt», so schildert SP-Nationalrätin Samira Marti ihre Erfahrung. Erst vor kurzem wurde sie auf den Betrug aufmerksam: «Glücklicherweise haben mir viele Follower geschrieben, mich angerufen oder mir Screenshots geschickt.» Warum genau ihr Profil gefälscht wurde, weiss Marti nicht. «Jede Person mit einer gewissen Reichweite kann betroffen sein. Die Parteizugehörigkeit spielt hier sicherlich keine Rolle.»

Marti hat aus diesem Vorfall Konsequenzen gezogen: «Damit mir so etwas nicht mehr passiert, werde ich bei Instagram das blaue Häckchen beantragen.» Nur so könnten sich Instagram-User sicher sein, dass es sich um ein offizielles Profil handle.

«Irgendwann trifft es jeden»

Auch der Instagram-Account von Jan Gnägi, BDP-Grossrat und Präsident der Berner BDP, wurde vor wenigen Tagen nahezu identisch kopiert: «Sie benutzten das gleiche Profilbild und auch der Name unterschied sich nur minim. Der einzige offensichtliche Unterschied waren die fehlenden Posts und die geringe Anzahl Freunde.» Auch er sei von Bekannten informiert worden. «Es ist wirklich unangenehm und auch peinlich, wenn jemand in deinem Namen nach Daten anderer fragt.»

Gross erstaunt war Gnägi aber nicht: Nur eine Woche zuvor habe er selbst eine Fake-Nachricht von einem befreundeten Politiker erhalten. «Es passiert inzwischen so häufig, dass anzunehmen ist, dass es einen irgendwann selbst treffen wird.» Nichtsdestotrotz gehe er davon aus, dass nicht nur Politiker betroffen seien. «Opfer sind einfach User mit grosser Reichweite.» Er werde sich nun überlegen, seinen Account von Instagram mit einem blauen Haken verifizieren zu lassen.

«Seid immer misstrauisch»

Sven Ruoss, Studienleiter Social Media an der HWZ, kennt die Problematik: «Fake-Profile von öffentlichen Personen wie Politikern gibt es schon länger. Auf Instagram sind sie jedoch eher neu.» Das liege auch daran, dass es sich dabei um ein vergleichsweise neues Medium handle, welches immer beliebter werde.

Laut Ruoss ist die Motivation für das Anlegen solcher gefälschter Profile vielfältig: «Es kann sich um humorvolle Profile handeln, welche die betroffenen Politiker auf die Schippe nehmen, oder um Accounts, die für politische Motive missbraucht werden.» Opfer seien mehrheitlich Politiker, die extrem polarisierten, so Ruoss. «Häufig geht es den Betreibern aber lediglich um das Erschleichen privater Daten wie Telefonnummern oder Bankdaten.» Bei dieser Masche seien Politiker nicht stärker betroffen als andere Personen mit vielen Followern.

Da die Profile teils sehr professionell wirkten, sollten User jedes kritisch anschauen. Verdächtig sind laut Ruoss neu wirkende Profile, die nahezu keine Posts aufweisen würden. «Ich rate jedem davon ab, auf Instagram-Anfragen zu reagieren, die nach einer Telefonnummer oder anderen vertraulichen Daten fragen. User müssen immer misstrauisch sein.» Auch öffentliche Personen können sich und ihre User schützen: «Auf Anfrage prüft Instagram öffentliche Accounts und segnet sie mit der Vergabe eines blauen Hakens als offiziell ab.»

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