«Nur ein Effekt»: «Beweisvideo» aus Ukraine-Krieg zeigt keinen realen Raketeneinschlag

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«Nur ein Effekt»«Beweisvideo» aus Ukraine-Krieg zeigt keinen realen Raketeneinschlag

Ein kurzes Video zeigt den Einschlag einer russischen Kinschal-Rakete in ein ukrainisches Waffendepot. Es scheint echt, stammt aber von einem Künstler für «visual effects».

Diese Explosion geht derzeit viral – jedoch aus den falschen Gründen. 
Denn anders als in den zahlreichen Posts behauptet, ist die Explosion nicht echt. Sie wurde von einem Visual-Effects-Künstler geschaffen. 
Auch das in den verschiedenen Posts erwähnte Entstehungsdatum Mitte Juni 2022 stimmt nicht. Der Urheber – ein User namens InsanePatient2 – hat den Clip bereits im Februar auf Youtube und Tiktok hochgeladen.
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Diese Explosion geht derzeit viral – jedoch aus den falschen Gründen. 

Tiktok/InsanePatient2

Darum gehts

Ein nur 16-sekündiger Clip sorgt auf Social Media, Twitter und Messengerdiensten wie Whatsapp und Telegram für Aufregung. Der häufig beigefügten Beschreibung nach zeigt es eine «russische Kinschal-Rakete», die «mit 12’000 Kilometern pro Stunde» in ein «ukrainisches Waffendepot» einschlägt, das sich «136 Meter unter der Erde» befindet. Das Video zeige ausserdem das Erstaunen eines US-Reporters, der live dabei gewesen sei.

In einem von Mimikama.at-Faktenchecker Ralf Nowotny auf Facebook entdeckten Posting zum Video findet sich ein Hinweis auf den Entstehungszeitpunkt des Videos. Demnach wurde es am 19. Juni aufgenommen. Doch: Keine der Behauptungen stimmt. Das Video zeigt weder eine reale Szene noch entstand es am 19. Juni, wie die Rückverfolgung des Clips zeigt. Denn der Clip ist das Werk eines Visual-Effects-Künstlers, der es am 27. Februar 2022 sowohl auf Youtube als auch auf Tiktok veröffentlicht hat.

«Visuelle Effekte … mehr nicht»

Auf beiden Portalen trägt das Video den Titel «What if Russia Started Nuclear War?» (Was wäre, wenn Russland einen Atomkrieg beginnen würde?). Auch im Untertitel findet sich keinerlei Hinweis darauf, dass das Video echt sei. Dafür findet sich in den weiteren Angaben zum Video ein Verweis auf seine «VFX assets» – eine Art Tool-Box an computergenerierten visuellen Effekten. In der Youtube-Kanalinfo heisst es ausserdem «VFX... that's it», was so viel wie «Visuelle Effekte … mehr nicht» bedeutet.

Dass das, was im Video zu sehen ist, tatsächlich computergeneriert ist, bestätigt die Person hinter den Accounts mit dem Namen InsanePatient2 auf Anfrage: «Ich bin in der Tat ein CGI/VFX-Künstler. Das Video ist nur ein Effekt, den ich mit (der Software, Anm. d. Redaktion) HitFilm erstellt habe», schrieb er in einem Mail an die Nachrichtenagentur Reuters. Die Behauptung auf Twitter sei «falsch». Einzig der Ton sei echt, zitiert Reuters ihn weiter. Laut InsanePatient2 stammt es aus einem tatsächlichen Video einer Explosion. Die verwendeten Effekte dagegen von der Plattform Footagecrate.

Russland meldete im März Einsatz der Hyperschall-Rakete

Gemäss russsischen Angaben ist es im März 2022 in der Südwestukraine tatsächlich zu einem Einsatz der Hyperschallrakete Kinschal gekommen. Laut dem russischen Verteidigungsministerium wurde dabei ein unterirdisches Waffenlager zerstört. Es soll sogar ein Video des Angriffs geben:

Diese Videos könnten zwei Angriffe von Russland auf die Ukraine zeigen, bei denen erstmals die Hyperschall-Rakete «Kinschal» eingesetzt wurde.

20min/mk/noh

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