Falsche Polizisten: Kiöskler (25) zu Haft verurteilt

Publiziert

Bezirksgericht ZürichKioskbetreiber (25) hilft falschen Polizisten – Landesverweis

Ein junger Afghane hat über seinen Kiosk in Zürich-Nord rund 750’000 Franken von falschen Polizisten entgegengenommen und gewaschen.

Der Beschuldigte (rechts) mit seinem Anwalt vor dem Gericht.
Das Bezirksgericht Zürich erachtete den Urteilsvorschlag als eher tief, segnete den Urteilsvorschlag jedoch ab.
1 / 2

Der Beschuldigte (rechts) mit seinem Anwalt vor dem Gericht.

20min/hoh

Darum gehts

  • Ein Afghane hat in seinem Kiosk Geld von Telefonbetrügern entgegengenommen und gewaschen.

  • Der 25-Jährige ist zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden.

  • Zudem sprach das Gericht eine fünfjährige Landesverweisung für den Flüchtling aus.

Der heute 25-jährige Geschäftsführer hat in seinem Kiosk in Zürich-Nord nicht nur Zigaretten und Zeitschriften verkauft, sondern sich mit Hehlerei und Geldwäscherei einen einträglichen Zusatzverdienst erwirtschaftet: Er hat laut Anklage ab Ende 2023 innert fünf Monaten mindestens 750’000 Franken von sogenannten Keilern entgegengenommen und das Geld in seinem Kiosk und im Auto aufbewahrt und es teilweise Drittpersonen weitergegeben. Keiler werden falsche Polizisten genannt, die vor allem älteren Leuten hohe Beträge abknöpfen.

Im Weiteren betrieb der afghanische Flüchtling ein Geldtransfergeschäft und verschob Beträge in Millionenhöhe nach Afghanistan und lran. Für seine Tätigkeiten erhielt der Beschuldigte eine Provision von zwei Prozent.

Fünfeinhalb Monate in U-Haft

Der Staatsanwalt klagte den Afghanen im Fall der falschen Polizisten der Hehlerei und schweren Geldwäscherei an. Beim Geldtransfer lautete die Anklage auf Tätigkeit ohne Anschluss an eine Selbstregulierungsorganisation und mangelnde Sorgfalt bei Finanzgeschäften. Der Staatsanwalt verlangte eine Freiheitsstrafe von 34 Monaten, davon zwölf Monate unbedingt plus eine fünfjährige Landesverweisung. Der Afghane wurde im Frühjahr 2024 verhaftet und sass fünfeinhalb Monate in Untersuchungshaft.

Der Staatsanwalt konnte hohe Geldsummen beschlagnahmen: Acht Opfer von falschen Polizisten erhalten zirka 250’000 Franken zurück. Eine ähnlich hohe Summe aus dem illegalen Geldtransfer kommt dem Kanton Zürich zugute.

Beschuldigter spricht von einer Falle

Am Prozess vor dem Bezirksgericht Zürich vom Dienstag akzeptierte der geständige Mann im abgekürzten Verfahren den Urteilsvorschlag des Staatsanwaltes. Er ist mit drei Strafbefehlen zu bedingten ausgesprochenen, geringen Geldstrafen vorbestraft. «Ich bin in diese Sache ungewollt hineingerutscht», sagte er. Es sei nie seine Absicht gewesen, etwas Unrechtes zu tun. «Ich bin in eine Falle hineingezogen worden.» Der Afghane war als jugendlicher Flüchtling in die Schweiz gekommen. Seine Familien sei von den Taliban getötet worden, da sein Vater als Staatsangestellter als Verräter betrachtet wurde, sagte er.

Die Richterin fragte ihn, ob er sich der fünfjährigen Landesverweisung bewusst sei. Seine Antwort: «Ja, aber ich kann nur in zwei Ländern leben.» In der Schweiz, wo er eine Ausbildung im Finanzwesen machen möchte und in Afghanistan, wo er mit dem Tod bedroht sei. Eine Ausschaffung wird in seinem Fall vermutlich nicht möglich sein.

Gericht glaubt dem Afghanen nicht

Das Gericht segnete den Urteilsvorschlag ab, obwohl es das geforderte Strafmass als eher tief erachtete. «Sie haben sich an einem äusserst perfiden System beteiligt», sagte die Richterin. Die Opfer seien vor allem ältere Leute gewesen. Der Beschuldigte habe gewusst, dass es sich bei diesen hohen Summen um illegale Geschäfte handelte.

Erst kürzlich wurde ein Mann, der bei einem solchen Betrug mitwirkte, vor Gericht verurteilt.

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt