Bibel-Fundi will in Luzern missionieren

Aktualisiert

VorträgeBibel-Fundi will in Luzern missionieren

Ende Woche führt Werner Arn im Waldstätterhof
eine Veranstaltung durch. Er diskriminiert Schwule und Frauen und propagiert Körperstrafen in der Erziehung, warnt ein Sektenexperte.

von
mme
Werner Arn vom Christlichen Informationsdienst hat vor, im Luzerner Hotel Waldstätterhof zu referieren.

Werner Arn vom Christlichen Informationsdienst hat vor, im Luzerner Hotel Waldstätterhof zu referieren.

Die Einladung macht einen harmlosen Eindruck: Der Christliche Informationsdienst lädt zu «zwei wichtigen Vorträgen» am Donnerstag und Freitag im Luzerner Hotel Waldstätterhof. Die Referate hält Werner Arn, Kopf des Christlichen Informationsdienstes. Der Ostschweizer ist bei Sektenexperte Georg Otto Schmid kein Unbekannter: «Er glaubt, er alleine verstehe die Bibel richtig und nur wer ihm folge, sei ein wahrer Christ.» Laut Schmid zeige Arn diskriminierende Tendenzen gegenüber Schwulen und Frauen; für Frauen sehe Arn Unterordnung unter ihre Männer vor. Ebenfalls befürworte Arn Körperstrafen in der Kindererziehung. «Diese antiquierten Werte sind problematisch», sagt Schmid.

«Erinnert an einen Sekteneintritt»

In seiner evangelischen Informationsstelle Relinfo.ch berät Schmid Opfer von Sekten und sektenähnlichen Organisationen. «Dabei erlebe ich immer wieder, dass Personen aus Arns Umfeld sich von ihrem sozialen Umfeld abgrenzen oder gar ihren Job aufgeben. Das erinnert an einen klassischen Sekteneintritt. Diese Personen engagieren sich total in Arns Umfeld, auch finanziell.» Arns 500 bis 1000 Anhänger würden aufgefordert, einen Zehntel ihres Lohnes zu spenden, was Arn Liegenschaftskäufe ermöglicht habe.

Weltuntergangsankündigungen, wie sie Arn verbreite, seien ganz allgemein ein «wahrer Portemonnaie-Öffner», so Schmid. «Wer glaubt, dass die Welt bald untergehe, der findet auch, dass er kein Geld mehr als Rücklage für Notzeiten brauche.» Arn und seinen Anhängern gehe es darum, die verbleibende Zeit zu nutzen, um das Heil zu erlangen. Arn habe Ende der 90er-Jahre verkündet, es sehe nicht so aus, als ob es bis zum Weltuntergang noch fünf oder gar zehn Jahre gehe.

Ziel von Arns Veranstaltungen wie jetzt zwei in Luzern stattfinden sei es, den Menschen Rettung zu bringen – «damit sieht er sich beauftragt. Er hat dabei selbstverständlich eine missionarische Absicht.» Das Fazit von Sektenexperte Schmid zum Christlichen Informationsdienst und Arn: «Werner Arns Gemeinschaft erfüllt viele der gängigen Kriterien einer Sekte.» Er selber würde als Hotelier keiner Organisation einen Raum zur Verfügung stellen, die Homosexuelle diskriminiert und Körperstrafen in der Erziehung befürwortet.

Arn nennt Schwule pervers

Werner Arn selbst sagt über seinen Auftritt in Luzern: «Wir wollen unsere Kinder, Jugendlichen und Familien schützen und gegen Dreck wie Pornografie oder Drogen und so weiter die Stimme erheben.» Auch «sexuelle Verirrungen» sind für Arn ein Thema: Homosexualität bezeichnet er als «Perversion». Vielleicht schneide er in Luzern auch Themen an wie die Körperstrafe für Kinder: In der Bibel stehe geschrieben, man solle «mit Liebe strafen» und das beinhalte «sicher auch die Körperstrafe». Frauen sehe er als genau so wertvoll an wie Männer, sie stünden Männern laut Bibel als Gehilfinnen zur Seite.

Arn betont, dass er nicht den Weltuntergang propagiere, sondern «die Wiederkunft Christi». Komme dieser Zeitpunkt («vielleicht in 50 Jahren»), müsse sich jeder Mensch vor Gott verantworten, dann gebe es nur noch Himmel und Hölle. Den Vorwurf, der Christliche Informationsdienst (CID) sammle den Zehnten bei seinen Mitgliedern ein, weist Arn von sich. Genau so wie die Kritik, der CID sei eine Sekte: «Eine Sekte ist jede Abweichung gegenüber der Bibel. Deshalb sind die katholische und reformierte Kirchen die grössten Sekten.»

Hotel prüft, Arn wieder auszuladen

Im Hause Waldstätterhof ist man erstaunt über Arns Ansichten: «Das haben wir nicht gewusst. Daran habe ich gar keine Freude», sagt Direktor Patric Graber. Man sei im Hause offen für Veranstaltungen – aufgrund der Anmeldung sei in diesem Fall nicht ersichtlich gewesen, welche Werte Werner Arn vertrete. Deshalb will Graber nun prüfen, ob er den Anlass absagen soll.

Deine Meinung zählt