Bis 25 Jahre gibts nur noch die Kreditkarte light

Aktualisiert

Schuldenmachen verbotenBis 25 Jahre gibts nur noch die Kreditkarte light

Junge unter 25 sollen sich nicht mehr mit Kreditkarten verschulden können. So will es der Nationalrat. Die Karten-Anbieter sind empört, Schuldenberater dagegen unterstützen den Vorstoss.

von
Alex Hämmerli
Für Junge soll bei Kreditkarten Einschränkungen gelten. (Bild: colourbox.com)

Für Junge soll bei Kreditkarten Einschränkungen gelten. (Bild: colourbox.com)

Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren sollen Kreditkarten nur noch unter gewissen Einschränkungen benutzen können: So soll es künftig nicht mehr möglich sein, mit dem Kontostand ins Minus zu rutschen – Kreditkartenschulden wären somit ausgeschlossen. Ausserdem sollen Kreditkarteninhaber ihren Kontostand immer in Echtzeit einsehen können. Das verlangt der Nationalrat. Mit 87 zu 61 Stimmen unterstützte er einen entsprechenden parlamentarischen Vorstoss von Jacques-André Marie (SP/NE).

Herausgeber sträuben sich

Bei den Schweizer Kreditkarten-Anbietern stösst das politische Vorhaben auf breite Ablehnung: «Wir sind davon überzeugt, dass es keine neue Regelung braucht», sagt Christine Gebhard, Sprecherin von Viseca Card Services. Viseca hat in der Schweiz rund 1,1 Millionen Kreditkarten im Umlauf und ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Kantonalbanken, der Raiffeisengruppe, der RBA-Banken, Migros Bank und Bank Coop. Ähnlich klingt es bei Credit-Suisse-Partnerin Swisscard: «Die vorgeschlagene Regelung zu den Kreditkarten für junge Erwachsene lehnen wir ab», sagt Sprecher Urs Knapp gegenüber 20 Minuten Online.

Die Kreditkartenherausgeber seien sich der Problematik der Privatverschuldung und der damit verbundenen Risiken sehr wohl bewusst. «Ein einziger Kunde, der seine Kreditkartenrechnung nicht zahlen kann, kostet Swisscard ebenso viel wie die Erträge von 200 zahlungsfähigen Kunden», rechnet Knapp vor. Daher würden insbesondere für junge Erwachsene strengere Kriterien gelten, was die Vergabe von Kreditkarten anbelangt. «An unter 18-Jährige gibt Swisscard beispielsweise gar keine Kreditkarten ab.» Gebhard von Viseca stimmt dem zu: «Die strikten Abgabekriterien sind absolut ausreichend.»

Die Kreditkartenherausgeber geben aber auch zu, dass eine Neuregelung, wie es der Nationalrat vorsieht, ihrem Geschäft schaden würde: «Berufseinsteiger und junge Erwachsene stellen die wirtschaftliche Zukunft dar und deshalb stellen wir auch gerne dieser Kundengruppe eine Kreditkarte aus», sagt Gebhard. Der Vorstoss sei also nicht im wirtschaftlichen Interesse der Herausgeber.

Schuldenberater stimmen Nationalrat zu

Auf Zustimmung stösst der parlamentarische Vorstoss bei den Schuldenberatungsstellen. «Ich halte diese Bestrebungen für äusserst sinnvoll», sagt Christoph Räber, Leiter der Schuldenberatung des Kantons Schwyz. Seine langjährige Erfahrung in der Beratung von finanziell schlechter Gestellten zeige, dass Kreditkarten eine enorme Versuchung darstellen. Wenn es nach ihm ginge, könnte man Kreditkarten gleich ganz abschaffen – und diese durch Debitkarten ersetzen. «Denn auch über 25-Jährige sind nicht vor Schulden gefeit.»

Swisscard-Sprecher Knapp wendet ein, dass Debitkarten gegenüber gängigen Kreditkarten entscheidende Einschränkungen im Einsatz hätten. So seien beispielsweise weder Zahlungen im Internet noch Hotelreservationen möglich. «Dass solche alltägliche und weitverbreitete Zahlungsmethoden volljährigen jungen Erwachsenen vorenthalten werden sollen, lässt sich nicht mit dem Argument der Bekämpfung der Jugendverschuldung rechtfertigen.»

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