Scheidungskinder haben ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle

Scheidungskinder leiden nicht nur während und nach der Trennung ihrer Eltern, sondern haben später auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle.

Scheidungskinder leiden nicht nur während und nach der Trennung ihrer Eltern, sondern haben später auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle.

Getty Images
Publiziert

Bis zu 60 ProzentScheidungskinder haben ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle

Eine neue Studie kommt zu einem beunruhigendem Schluss. Scheidungskinder haben ein 60 Prozent höheres Risiko, später einen Schlaganfall zu erleiden. Der Grund: massiver Stress.

Eine Trennung der Eltern ist für Kinder nicht nur in dieser Situation schwer, sondern kann auch ihre Gesundheit langfristig beeinträchtigen: Wie eine neue Studie aus Kanada herausgefunden hat, haben Scheidungskinder ein erhöhtes Schlaganfallrisiko im späteren Alter.

Ich bin ...

Dem Forscherteam der kanadischen University of Toronto standen dafür Daten von über 13'000 Amerikanerinnen und Amerikaner über 65 Jahren zur Verfügung. Dabei waren knapp 57 Prozent Frauen.

Ein Forscherteam aus Toronto hat den Zusammenhang zwischen Scheidungskindern und Schlaganfällen untersucht.

Ein Forscherteam aus Toronto hat den Zusammenhang zwischen Scheidungskindern und Schlaganfällen untersucht.

Pexels/Juan Pablo Serrano

Um sicherzugehen, dass keine anderen traumatischen Faktoren die Ergebnisse verfälschten, wurden nur die Daten von denjenigen Personen verwendet, denen als Kindern nie direkte Gewalt angetan worden war, auch keine sexualisierte. Die Studie wurde Ende Januar im Fachjournal «Plos One» veröffentlicht.

Bist du ein Scheidungskind? Erzähl uns davon

Ob belastend, traumatisch oder ganz anders – hast du Eltern, die geschieden sind oder sich getrennt haben? Dann erzähl uns im untenstehenden Formular von deinen Erfahrungen.

Risiko für Schlaganfall ist um 60 Prozent höher

Das Ergebnis der Studie: Jene Menschen, die als Kinder die Scheidung ihrer Eltern erlebt hatten, haben gegenüber denen aus einer «heilen» Familie ein um etwa 60 Prozent höheres Risiko für einen ärztlich diagnostizierten Schlaganfall. Dabei ergab sich kein grosser Unterschied zwischen den Geschlechtern. Alle Risiken zusammengenommen, trugen die Männer gegenüber den Frauen allerdings ein um 47 Prozent erhöhtes Risiko.

Massiver Stress ist Grund für Schlaganfälle

Aber warum steigt das Risiko eines Schlaganfalls bei Scheidungskindern an? Laut der Studie ist es wohl der massive Stress, der tiefe und langandauernde Spuren hinterlässt. Wenn ein Kind über längere Zeit Stress ausgesetzt ist, kann das seine Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) stören.

Wenn der Stress aufgrund der Trennung der Eltern chronisch wird, steigt das Risiko für einen späteren Schlaganfall bei Kindern.

Wenn der Stress aufgrund der Trennung der Eltern chronisch wird, steigt das Risiko für einen späteren Schlaganfall bei Kindern.

Pexels/Pixabay

Sprich: Als Reaktion auf den Stress werden Hormone freigesetzt und ein biochemisches System aktiviert, das den Stressreaktionsweg des Gehirns stören kann. Laut der Studie haben bereits frühere Forschungsarbeiten gezeigt, dass eine Störung der HPA-Achse mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und schweren depressiven Störungen in Zusammenhang steht.

Es ist daher möglich, dass die Scheidung der Eltern als Katalysator für chronischen Stress wirkt. Gefährdet sind diese wichtigen Regelprozesse allerdings erst dann, wenn der Stress chronisch wird und somit nicht nachlässt oder sich durch ein Trauma tief in die Psyche einfrisst.

Auswirkungen auf junge Generationen noch unklar

Trotz der deutlichen Ergebnisse sind künftige Forschungen erforderlich, um zu sehen, ob und wie sich das Schlaganfallrisiko bei den jüngeren Generationen verhält. «Aufgrund der Veränderungen der gesellschaftlichen Normen ist nicht klar, ob die Generation X oder die Millennials einen ähnlichen Zusammenhang zwischen Scheidung der Eltern und Schlaganfall erleben werden, wie es in unserer Stichprobe der Babyboomer und der Silent Generation der Fall war», heisst es in der Studie.

Haben Trennungen bei jungen Generationen die gleichen Auswirkungen? Es braucht weitere Forschungen, um das zu klären.

Haben Trennungen bei jungen Generationen die gleichen Auswirkungen? Es braucht weitere Forschungen, um das zu klären.

Pexels/Kampus Production

Ausserdem müssen bei künftigen Studien auch andere medizinische Daten berücksichtigt werden: Informationen über den Blutdruck, die Blutfettwerte oder auch Angaben zur hormonellen Verhütung fehlen in der soeben veröffentlichten Studie.

Ob bei Scheidungen oder in schwierigen Situationen: Was sind deine Tipps, um Kindern im Umgang mit Stress zu helfen?

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

21 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen