Bitte ein «L»

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Kia OptimaBitte ein «L»

Der erstmals auch mit Dieselantrieb erhältliche Kia Optima bietet alles, was ein Mittelklassewagen bieten muss. Na ja, fast alles.

von
Nina Vetterli

Etwas fehlt. Bloss, was? Mal rasch die Serienausstattung durchgehen. Klimatisierte Ledersitze: Check. Parkhilfe: Check. Navi mit Rückfahrkamera: Check. Tempomat: Check. Totwinkel- und Spurhalteassistent: Check. Was sich die Mitbewerber extra bezahlen lassen, ist hier im Basispreis von 42'150 Franken bereits inbegriffen.

Auch das Design kann sich sehen lassen. Die Front wirkt selbstbewusst, die Silhouette elegant, das Heck kräftig – die für den US-Markt konzipierte Korea-Limousine macht in Europa keine schlechte Figur. Der positive Eindruck setzt sich im Interieur fort. Das heisst, wenn man die Haptik nicht allzu streng bewertet. Die Bedienung gibt aber zumindest keine Rätsel auf; das Platzangebot ist sogar richtig grosszügig. Da fühlen sich selbst die Hinterbänkler wohl und 505 Ladeliter sind für ein Stufenheckmodell mehr als anständig.

Liegt's am Motor? Na ja, es fehlt an Dämmmaterial – der neue Selbstzünder klingt beim Warmlaufen gar etwas unfein. Und an der Leistung haben sie ebenfalls gespart. Trotz üppiger 330 Newtonmeter Drehmoment kommen die 136-Dieselpferde bei diesem 4,85-Meter-Wagen an ihre Grenzen. Doch das ist es nicht. Ein Auto wie dieses will ja keine Adrenalin-Schleuder sein. Eher den Blutdruck senken. Und das macht der Kia Optima ausgesprochen gut. Die Automatik schaltet zwar behäbig, dafür sanft und das Fahrwerk steckt Bodenunebenheiten elegant weg.

Trotzdem. Dieses dumpfe Gefühl, dass hier etwas fehlt. Den Motor abstellen, wieder aussteigen und nochmals von aussen gucken, vielleicht wird's dann ersichtlich. Und prompt. Versehentlich über die Türschwelle gestolpert – das ist es! Dem Modellnamen, der darin eingraviert ist, fehlt ein Buchstabe. Ein Rechtschreibefehler? Wohl kaum. Sie werden es sich bewusst sein, dass der Optima nicht ganz optimal ist. Denn ohne Kombi-Version, Allradantrieb und Benziner im Angebot wird's schwierig gegen das europäische Mittelklasse-Establishment.

Kia Optima 1.7 CRDi

Modell: 4-türige Limousine mit 5 Plätzen.

Motor: 1,7-Liter-Turbodiesel mit 136 PS (100 kW) und 6-Stufen-Automatik.

Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 11,6 Sekunden. Höchstgeschwindigkeit 197 km/h.

Verbrauch: 6,0 L/100 km, 158 g CO2/km (offizielle Werksangabe).

Preis: Ab Fr. 42'150 (Handschalter ab Fr. 39'950).

Marktstart: Ab sofort.

Infos: www.kia.ch

Alltag

Bei Komfort und Bedienungsfreundlichkeit gibt's nichts zu meckern. Selbst das Platzangebot ist üppig – für ein Stufenheckmodell. Was fehlt ist ein Kombiabteil.

✭✭✭✭✩

Geld

Ein Schnäppchen ist der Kia nicht, doch im Basispreis ist die Komplettausstattung inklusive; hinzu kommen sieben Jahre Garantie.

✭✭✭✭

Sexappeal

Der Wow-Effekt bleibt aus, aber der Optima braucht sich nicht zu verstecken. Das Design ist modern und elegant – kein Vergleich zu früheren Korea-Modellen.

✭✭✭✩

Spass

Der kleine Diesel hat mit dem grossen Viertürer kein leichtes Spiel und die Automatik schaltet behäbig. Wer hier Spass sucht, sitzt im falschen Auto.

✭✩

Umwelt

7,0 Liter Praxisverbrauch sind im Prinzip nicht viel. Gemessen an der mageren Leistung des Motors könnte der Spritkonsum aber ruhig noch bescheidener ausfallen.

✭✭✭✩

Gesamt

Emotionen sind nicht sein Ding, doch der Kia Optima hat alles, was ein moderner Mittelklassewagen haben muss – bis auf einen Benziner, 4x4 und Kombi im Angebot.

✭✭✭✩

«Dass Kia ordentliche Kompaktwagen und SUVs baut, ist inzwischen bekannt. Der Optima beweist, dass die Koreaner auch in der Mittelklasse einiges vorhaben.»

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