Drogen- und Menschenhandelnetzwerk «Black Axe» an Langstrasse tätig

Aktualisiert

Drogen und MenschenhandelBlack Axe – nigerianische Mafia breitet sich in der Schweiz aus

Das kriminelle Netzwerk zwingt Frauen aus Nigeria zur Prostitution. Die Opfer leben und arbeiten unter anderem in einer Bar im Zürcher Kreis 4.

Geldwäsche, Romance Scam, Menschen- und Drogenhandel: Das kriminelle Netzwerk Black Axe breitet sich in der Schweiz aus. 
Laut dem Bundesamt für Polizei sind in der Schweiz heute über hundert Mitglieder in der Organisation aktiv.
Unter falschen Versprechungen würden die Frauen aus Afrika nach Europa gelockt – weibliche Mitglieder von Black Axe würden ihnen eine Ausbildung versprechen.
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Geldwäsche, Romance Scam, Menschen- und Drogenhandel: Das kriminelle Netzwerk Black Axe breitet sich in der Schweiz aus. 

20min/Marco Zangger

Darum gehts

  • Das kriminelle Netzwerk Black Axe aus Nigeria ist an der Langstrasse tätig und breitet sich aus.

  • Black Axe ist in Menschen- und Drogenhandel sowie Geldwäscherei und Online-Betrug involviert.

  • Eine «NZZ»-Recherche führt zu einem Lokal im Zürcher Kreis 4, in dem die Nigerianerinnen zu Prostitution gezwungen werden.

Menschenhandel, Zwangsprostitution, Körperverletzung, Geldwäscherei, «Romance Scam» – die Liste der Straftaten des weltweit agierenden kriminellen Netzwerkes Black Axe aus Nigeria ist lang. Laut dem Bundesamt für Polizei (fedpol) sind heute in der Schweiz über hundert Mitglieder bei Black Axe und anderen kriminellen nigerianischen Organisationen aktiv. Die Behörde warnt: «Die nigerianischen Bruderschaften werden wahrscheinlich weiterwachsen.» Aktiv sind sie, so haben Recherchen der «NZZ» ergeben, auch im Zürcher Kreis 4. So berichtet die Zeitung von Frauen aus Nigeria, welche in Zimmern über einer Bar an der Langstrasse illegal untergebracht und zur Prostitution gezwungen werden.

Unter falschen Versprechungen würden die Frauen aus Afrika nach Europa gelockt – weibliche Mitglieder von Black Axe würden ihnen eine Ausbildung versprechen – etwa zur Coiffeuse. Ihre beschwerliche Reise, die in Lieferwagen und Flüchtlingsbooten erfolgt, wird den Frauen vorfinanziert. In einem religiösen Ritual, dem sogenannten Juju, ritzt ein Priester die Arme, Beine und das Décolleté der Frauen mit einer Rasierklinge.

Dann nimmt ihnen der Priester den Schwur ab, die Kosten in vollem Umfang zurückzuzahlen und alles zu tun, was ihnen aufgetragen wird. Wer die Regeln nicht befolgt, wird demnach von bösen Geistern, vom sogenannten «dead dead spirit», befallen.

«Madames» üben Kontrolle aus 

Doch in Europa angekommen erwartet die Nigerianerinnen etwas ganz anderes: Sie müssen sich prostituieren – und zwar so lange, bis die Kredite abbezahlt sind: Fünf bis acht Jahre könnte das gemäss Stephan Fuchs, Co-Direktor der NGO Trafficked Victim Unit, dauern, da sich die Schulden auf 60’000 bis 80’000 Euro beliefen und die Frauen teilweise Geschlechtsverkehr zu sehr tiefen Preisen anbieten müssten – auf Geheiss der Freier auch ohne Kondom.

Zur Prostitution gezwungen werden die Frauen von Madames, nigerianischen Zuhälterinnen. Die Madames – meist ältere, ehemalige Zwangsprostituierte – hätten ihre Schulden durch Prostitution bereits abbezahlt und verfügten nun über eigene «Mädchen». Zwar sind die Madames laut der «NZZ» keine Mitglieder von Black Axe, aber durchaus Teil des mafiösen Netzwerks der Gruppe. So versorge Black Axe die Madames mit Geld und falschen Pässen für die jungen Frauen. Und sie vermittelten auch Häuser, in denen die Opfer nach ihrer Ankunft in Europa vor den Behörden versteckt werden können.

Wie Lelia Hunziker, Geschäftsführerin der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration FIZ sagt, würden die Frauen von Misshandlungen durch Einsatz von Messern, Rasierklingen oder Bügeleisen erleben. «Und sie berichten von sehr schwerer Gewalt mit Todesfolge in Nigeria selber.» Für Hunziker ist klar: Der grösste Teil der Nigerianerinnen, die an der Zürcher Langstrasse sind, steht unter Druck und Kontrolle.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Zwangsprostitution und/oder Menschenhandel betroffen?

Hier findest du Hilfe:

ACT 212, Nationale Meldestelle gegen Menschenhandel, Tel. 0840 212 212

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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