GC-Rückkehrer Amir Abrashi - «Blau und Weiss – bei diesen Farben werde ich immer emotional»

Publiziert

GC-Rückkehrer Amir Abrashi«Blau und Weiss – bei diesen Farben werde ich immer emotional»

Amir Abrashi ist zurück bei den Grasshoppers. Im Interview spricht er über seine Ziele, seine Rückkehr und wie er die chaotischen Monate beim FC Basel erlebt hat.

Amir Abrashi spielt wieder bei den Hoppers.
Der Neuzugang trug bei Testspielen auch schon die Captain-Binde.
Über Trainer Contini sagt Abrashi: «Er ist ein Top-Trainer.»
1 / 8

Amir Abrashi spielt wieder bei den Hoppers.

kunturi.ch

Darum gehts

  • Der Captain der albanischen Nationalmannschaft, Amir Abrashi, ist nach sechs Jahren zurück bei GC.

  • Im Interview spricht der 31-Jährige über die Emotionen, die ihn mit GC verbinden.

  • Ausserdem spricht er über die Chaos-Monate in Basel und was er mit den Grasshoppers für Ziele hat.

Amir Abrashi, Sie sind nach sechs Jahren zurück bei GC. Kann man sagen, willkommen Zuhause?

Ja, klar! Ich hatte immer die Hoffnung, irgendwann wieder zu GC zurückzukommen. Ich hatte Heimweh und bin nun zurück daheim. Ich habe hier meine ersten Schritte als Profi gemacht. Blau und Weiss – bei diesen Farben kommen bei mir immer Emotionen hoch.

Die GC-Fans scheinen sehr glücklich über Ihre Rückkehr. Was haben Sie für Reaktionen erhalten?

Ich wusste schon, dass es Fans gibt, die mich mögen. Aber ich war echt überrascht, wie viele positive Reaktionen ich erhalten habe. Das hat mich emotional berührt.

Sie waren die letzten sechs Monate vom SC Freiburg an den FC Basel ausgeliehen. Wollte Sie der FCB nicht mehr?

Ich hatte das Gefühl, dass Trainer Patrick Rahmen mich gerne in Basel behalten hätte. Nun bin ich aber bei GC und freue mich darüber.

Und beim SC Freiburg hätten Sie auch noch ein Jahr Vertrag gehabt.

Das ist korrekt. Aber für mich war schon im Winter klar, dass ich nicht nach Freiburg zurückkehren werde. Ich will spielen und habe bemerkt, dass die Konkurrenz auf meiner Position immer grösser wurde.

Wie haben Sie die letzten sechs Monate bei Basel erlebt?

Es gibt doch grosse Unterschiede zwischen der Bundesliga und der Super League. Es war daher wichtig für mich, dass ich mich in den letzten Monaten wieder an die Schweizer Liga gewöhnen konnte.

Wo liegen die Unterschiede?

Sagen wir es so, die Spiele in der Super League sind etwas wilder. Taktisch und strategisch ist uns die Bundesliga schon weit voraus.

Das ist ja nicht gerade ein Kompliment in Richtung Ihres neuen Trainers Giorgio Contini.

Nein, so war das nicht gemeint. In Deutschland geht die taktische Besprechung und Analyse grundsätzlich viel weiter ins Detail als in der Super League. Giorgio Contini ist ein Top-Trainer. Ich bin froh, dass sich unsere Wege hier bei GC kreuzen. Er hat einen klaren Plan, fordert viel von uns Spielern und lässt einen guten Fussball spielen.

Neben dem Platz haben Sie in Basel aber auch sehr viel erlebt. Vermutlich die chaotischste Zeit in der FCB-Vereinshistorie?

Es war brutal. Ich hatte das überhaupt nicht erwartet. Als ich zum Team kam, habe ich schnell gemerkt, dass das Klima rund um den Verein sehr schlecht war. Täglich war Theater und es stand etwas Neues in den Zeitungen.

Klingt so, als würden Sie den Wechsel bereuen.

Nein, ich konnte trotz einer Verletzung mehrere Spiele machen und wir haben schlussendlich das Minimalziel zweiter Platz erreicht. Es gab auch schöne Momente. Ich konnte etwa viel Zeit mit meinem langjährigen Freund Taulant Xhaka verbringen und wir haben trotz aller Umstände auch viel zusammen lachen können.

Und nun führen Sie GC als Captain in die Super-League-Saison?

Ich durfte die Binde im Testspiel gegen Luzern tragen. Für mich ist das eine Ehre, aber schlussendlich entscheidet natürlich der Trainer. Ich will so oder so Verantwortung übernehmen und dem Team helfen.

Was für ein Team haben Sie hier angetroffen?

Es sind wirklich tolle Jungs, die Fussball im Kopf haben und Gas geben wollen. Nicht abgehoben, keine Nebenschauplätze. Genau das, was ich gesucht habe.

Haben Sie schon Portugiesisch gelernt?

Nein, die können ja alle Englisch (lacht). Im Ernst: Das sind wirklich coole Typen, haben Humor. Sehr angenehme Mitspieler.

Der Club hat seit einem Jahr neue, chinesische Besitzer. Ihr Eindruck?

Es wirkt vieles sehr gut durchdacht und ich habe ein professionelles Umfeld angetroffen. Man merkt, dass es hier einen klaren Plan gibt. Für alle im Club bedeutet das aber auch viel Arbeit. Der Aufstieg war erst der Anfang.

Das klingt ein bisschen nach einer Drohung.

Wir haben einen sehr guten Teamspirit und vielleicht gibt es noch einzelne Verstärkungen. Wenn das Team stimmt, kann man in der Super League sehr viel erreichen.

Haben Sie ein konkretes Ziel für die neue Saison?

Die Verhältnisse in der Super League sind extrem eng. Mit dem FCB war bis ein paar Spieltage vor Schluss alles möglich zwischen zweitem Platz und Barrage. Alles ist offen. YB ist aktuell der grosse Dominator, aber in dieser Liga kann jeder jeden schlagen.

Gut ausgewichen. Also keine konkreten Ziele?

Für mich ist klar, dass wir hier bei GC etwas Erfolgreiches aufbauen können. Es ist eine Floskel, aber wir müssen wirklich von Spiel zu Spiel schauen. Der Saisonstart ist ein Hammer für uns: Basel, YB, Lausanne, FCZ. Es ist enorm wichtig, dass wir mit Punkten starten und uns in einen positiven Rhythmus spielen.

Sie hatten in den letzten Jahren immer wieder mit Verletzungen zu tun. Wie bleiben Sie in der kommenden Saison fit?

Ich habe mich immer in Phasen verletzt, als ich nicht Stammspieler war und mir selber Druck gemacht habe. Dann war ich irgendwie verspannt. Ich setze nun alles daran, dass ich körperlich wie auch mental in Top-Verfassung bin. Dann komme ich gut durch die Saison. Ausser jemand grätscht mich um und verletzt mich. Dann kann ich auch nichts machen.

Noch eine Frage zur EM. Sie haben einige Freunde in der Schweizer Nati, sind selber in der Schweiz geboren und nun Captain der albanischen Nationalmannschaft. Wie haben Sie die Leistung der Schweiz wahrgenommen?

Ich hatte vor dem TV zuhause Emotionen bei den Schweiz-Siegen, als hätte ich selber ein Tor auf dem Feld geschossen. Ich habe mich extrem gefreut und die Euphorie in der Schweiz war einfach grossartig, die Bilder von den Fan-Partys – unglaublich. Ich bin davon überzeugt, dass die Schweiz gegen Spanien hätte gewinnen können ohne die Rote Karte gegen Remo Freuler – und dann wäre auch ein Finaleinzug realistisch gewesen.

My 20 Minuten

Als Mitglied wirst du Teil der 20-Minuten-Community und profitierst täglich von tollen Benefits und exklusiven Wettbewerben!

Deine Meinung zählt

3 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen