«Maulkorb» - Blausee-Besitzer dürfen sich nicht mehr zu Umweltskandal äussern

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«Maulkorb»Blausee-Besitzer dürfen sich nicht mehr zu Umweltskandal äussern

Die Besitzer der Blausee AG dürfen sich auf Anweisung der Berner Staatsanwaltschaft nicht mehr zum Giftmüllskandal in Mitholz äussern. Dies wegen einem entsprechenden Gesuch des eingeklagten Baukonzerns Vigier.

Dürfen sich nicht mehr zum Umwelt-Skandal äussern: Blausee-Besitzer Philipp Hildebrand, Stefan Linder und André Lüthi. Rechts im Bild Max Lienhard.
Vigier hatte gegen die Blausee AG eine Verfügung bei der Staatsanwaltschaft beantragt. Blausee-Besitzer sprachen von einem «Maulkorb». Im Bild: Stefan Linder von der Blausee AG
Der Blausee im Berner Kandertal ist ein weltbekanntes Instagram-Sujet.
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Dürfen sich nicht mehr zum Umwelt-Skandal äussern: Blausee-Besitzer Philipp Hildebrand, Stefan Linder und André Lüthi. Rechts im Bild Max Lienhard.

Tamedia/Beat Mathys

Darum gehts

  • Die Blausee AG darf sich nicht mehr zum Umweltskandal in Mitholz äussern.

  • Die Staatsanwaltschaft hat offenbar eine entsprechende Verfügung erlassen.

  • Diese war im Januar vom eingeklagten Baukonzern Vigier bei der Staatsanwaltschaft eingereicht worden.

Die Blausee AG hat im Verfahren gegen den Umweltskandal in Mitholz einen Rückschlag erlitten. Ende Januar berichtete 20 Minuten, dass der Baukonzern Vigier eine Verfügung bei der Berner Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen aus dem Berner Oberland eingereicht hatte. Gemäss den Dokumenten sollte das Verfahren bezüglich der womöglich illegal entsorgten Giftgüter in Mitholz zur «Geheimsache» erklärt werden. In der Verfügung war vermerkt, dass die Blausee AG und involvierte Rechtsvertreter «Stillschweigen» zu den Untersuchungen zu bewahren hätten. Die Berner Staatsanwaltschaft ist dem Anliegen des Baukonzerns Vigier offenbar gefolgt, wie ein Tweet von Blausee-Mitbesitzer André Lüthi zeigt:

Gegenüber 20 Minuten lässt Stefan Linder, ebenfalls Mitbesitzer der Blausee AG, lediglich ausrichten: «Weder ich, noch meine Geschäftspartner oder unsere Vertreter dürfen uns derzeit zum Verfahren oder den Untersuchungen im Umweltskandal Mitholz äussern».

Vorwurf «Maulkorb»

Seit September 2020 laufen diverse Untersuchungen rund um die Steinbruch und Hartschotterwerk Blausee-Mitholz AG (SHB), respektive deren Mutterkonzerns Vigier (siehe Box). Vigier hatte die Eingabe der Verfügung gegenüber 20 Minuten wegen Indiskretionen der Blausee AG begründet: «Die Blausee AG hat in den letzten Monaten regelmässig vertrauliche Einvernahme-Protokolle den Medien geschickt, die ein einseitiges, verzerrtes Bild schufen und zu einer Vorverurteilung zu führen beabsichtigen», teilte Vigier-Sprecher Didier Kreienbühl im Januar 2021 mit. Dies, um die Untersuchungen nicht zu gefährden.

Auf Seiten der Blausee AG sprach man hingegen von einem Maulkorb: «Damit versucht man der Öffentlichkeit den Umweltskandal im Steinbruch der Firma Vigier zu verheimlichen», sagte Linder im Januar gegenüber 20 Minuten. Vigier wolle mit seiner Verfügung offensichtlich verhindern, dass die Bevölkerung über die skandalösen Vorgänge informiert werde. Die Blausee-Besitzer gaben sich in der Vergangenheit stets kämpferisch im Verfahren gegen den französischen Baukonzern. Unklar ist, ob die nun verhängte Verfügung angefochten wird. Ebenfalls unklar ist, ob sich auch Baukonzern Vigier nun nicht mehr zum Verfahren äussern darf. Weder Vigier noch die Staatsanwaltschaft Kanton Bern waren für 20 Minuten für eine Stellungnahme erreichbar.

Umweltskandal Blausee

Im September 2020 wurde bekannt, dass die Betreiber des Insta-Hotspots im Berner Oberland Strafanzeige eingereicht hatten. Dies, nachdem es mehrmals zu einem grösseren Fischesterben in der Forellenzucht gekommen war. Die Blausee AG vermutet einen Zusammenhang mit Altschotter aus dem Lötschberg-Scheiteltunnel, der bis Mitte Juni 2020 in einer Kiesgrube beim Blausee abgelagert wurde. Erst später wurde bekannt, dass auch andere Firmen illegal giftige Güter im Steinbruch entsorgt hatten. Der Steinbruch ist keine Deponie und somit nicht gesichert gegen Umweltgifte. Zudem liegt die Grube in einer Gewässerschutzzone und einem sensiblen Grundwassergebiet. Weil unklar ist, ob auch Behörden in den Umweltskandal involviert sind, hat das Berner Kantonsparlament eine Geschäftsprüfungskommission GPK ins Leben gerufen, die sich seither mit dem Fall auseinandersetzt. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen noch in der laufenden Legislatur präsentiert werden.

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