WinterthurBlocher-Bilder sprengen Rahmen des Museums
Diese Kombination ist unschlagbar: Hodler, Giacometti, Anker – und Blocher. Sie sorgt für Menschenschlangen vor dem Museum Oskar Reinhart in Winterthur.
Nicht alle bringen gleich viel Geduld auf, bis sie endlich vor Christoph Blochers Bildern stehen. (Video: Roland Schäfli)
Der Kunstmäzen Christoph Blocher erlaubt einen Blick auf seine Sammlung – zumindest einen Teil davon – und beschert dem Museum Oskar Reinhart einen Besucherandrang, der die grössten Erwartungen übertrifft. Die Schlange von Menschen ist so lang, dass das Museum einen Angestellten damit beauftragt hat, den in der Kälte ausharrenden Kunstfreunden jeweils die geschätzte Wartezeit bis zum Eintritt mitzuteilen.
Aus feuerpolizeilichen Gründen dürfen sich nämlich im 3. Stock des Gebäudes nicht mehr als 100 Personen gleichzeitig aufhalten – also dort, wo die wohl beliebtesten Werke von Blochers Lieblingskünstler hängen: Albert Ankers «Gemeindeschreiber» etwa und andere bekannte Darstellungen des bäuerlichen Landlebens zur Jahrhundertwende. So kann nur dann ein neuer Besucher eingelassen werden, wenn ein anderer genug gesehen hat, was zu längeren Staus führt.
50'000 Besucher seit Oktober
Seit der Eröffnung der Ausstellung Mitte Oktober konnte das Winterthurer Museum über 50'000 Besucher zählen – ein nie da gewesener Erfolg. Das führt der stellvertretende Leiter David Schmidhauser nicht nur auf die bekannten Namen der Künstler zurück, sondern auch auf denjenigen des Besitzers.
Am Dienstag kam der Kunstsammler persönlich vorbei, dem seine Bilder stets fehlen wie Kinder, wenn er sie denn mal als Leihgabe hergibt. Nur noch bis Ende dieser Woche, dann hat er sie wieder. Bis dahin aber erwartet das Winterthurer Museum nochmals einen Anstieg der Besucherzahlen. Und natürlich wird zwischen Anker, Hodler und Giacometti auch über Blocher diskutiert.
Wer die Ausstellung besucht, muss das Heu mit dem SVP-Vordenker politisch noch lange nicht auf derselben Bühne haben. Dass aber Blocher seine Privatsammlung der Öffentlichkeit für einmal zugänglich macht – einige der Bilder wurden noch nie öffentlich ausgestellt –, erweicht selbst seine Kritiker.