Russland: BMW schlägt wegen Fahrzeugschmuggel Alarm

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SanktionenBMW schlägt Alarm – schmuggelt eine Firma Luxus-Karossen nach Russland?

In einem Schreiben an seine Händler warnt BMW Schweiz vor einer Firma, die möglicherweise die gegen Russland geltenden Sanktionen umgeht. Der Mann hinter dem Unternehmen ist kein unbeschriebenes Blatt.

In einem Schreiben warnt BMW Schweiz seine Geschäftsstellen davor, an bestimmte Kunden Fahrzeuge auszuliefern.
Zuvor hatte ein Mann bei verschiedenen Garagen insgesamt 24 BMWs bestellt – angeblich, um die Fahrzeuge zu vermieten.
Die GPS-Daten der Fahrzeuge, die bereits ausgeliefert wurden, lokalisierten diese aber kurz nach dem Kauf bereits in Belarus und Russland.
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In einem Schreiben warnt BMW Schweiz seine Geschäftsstellen davor, an bestimmte Kunden Fahrzeuge auszuliefern.

imago images / Jan Huebner

Darum gehts

  • Eine Firma aus dem Kanton Schwyz hat bei diversen Händlern kürzlich 24 BMW-Fahrzeuge bestellt.

  • Nach kurzer Zeit wurden die ersten Autos auf russischem Boden geortet – die Lieferungen wurden daraufhin gestoppt.

  • Denn die von der Schweiz übernommenen EU-Sanktionen verbieten die Ausfuhr von über 50’000 Franken teuren Autos.

Am Mittwoch verschickte der CEO von BMW Schweiz eine alarmierende Nachricht an die Händler der Luxusautomarke. In der Betreffzeile stand in Fettdruck «Dringende Warnung – Fahrzeuglieferungen in sanktionierte Gebiete (Russische Föderation)». In der Nachricht empfahl der BMW-Chef, keine Fahrzeuge an bestimmte Kunden oder deren Unternehmen auszuliefern, um sich vor schwerwiegenden Konsequenzen wie Geldbussen von bis zu 500’000 CHF oder Haftstrafen wegen Mittäterschaft zu schützen.

Denn zuvor hatte ein Mann über seine im Kanton Schwyz ansässige Firma bei elf BMW-Händlern in der Schweiz mindestens 24 neue Luxuswagen bestellt, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Vier der Fahrzeuge waren zum Zeitpunkt der Nachricht bereits ausgeliefert worden. BMW entdeckte jedoch, dass sie nicht lange im Lande blieben. Zwei waren laut ihren GPS-Daten in Litauen und Belarus, und zwei befanden sich bereits auf dem Gebiet der Russischen Föderation.

«Verdacht auf Sanktionsumgehung»

Vor etwas mehr als einem Jahr hätte der Standort der Fahrzeuge wohl keine Alarmglocken schrillen lassen – seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hat die EU aber mehrere Sanktionspakete umgesetzt, die auch von der Schweiz unterstützt wurden. Zu den Massnahmen gehört unter anderem ein Exportverbot für teure Autos im Wert von mehr als 50'000 Franken. BMW Schweiz hält deshalb in dem Schreiben an die Händler fest, dass im vorliegenden Fall ein «dringender Verdacht auf Sanktionsumgehung» besteht. Die Auslieferung der 20 weiteren Autos, die der Mann bestellt hat, wird deshalb bis auf Weiteres gestoppt.

Auf Anfrage bestätigte BMW Schweiz die Angaben im Brief. Zum Schutz ihrer lokalen Handelspartner habe sie «verschiedene Kontrollprozesse und -systeme» eingerichtet. Durch deren Auswertung könne man bestätigen, dass sich zwei Fahrzeuge seit einiger Zeit auf dem Territorium der Russischen Föderation befinden. BMW machte jedoch keine Angaben zu den Details dieser Kontrollsysteme. Bei den Fahrzeugen in Russland dürfte es sich um Limousinen der 7er-Reihe oder Luxus-Geländewagen vom Typ X7 handeln, die zwischen 130’000 und 160’000 Franken kosten.

«Behauptung ist eine absolute Schweinerei»

Der Betroffene wehrt sich gegenüber der «SonntagsZeitung»: Die Behauptung von BMW sei «einfach nicht wahr» und eine «absolute Schweinerei». Er verkaufe nicht nach Russland schon allein aus «Solidarität mit der Ukraine». Stattdessen plane er, ein Mietgeschäft mit Luxusautos aufzubauen. Alle vier Autos, die laut dem Besitzer im Raum Litauen unterwegs sind, seien auf seine Firma zugelassen und kämen nach ihrem Einsatz wieder zurück. Er hat nun angekündigt, rechtliche Schritte gegen den Autohersteller zu ergreifen.

In Deutschland warnen Verbraucherschutzorganisationen und Anwälte schon länger davor, mit dem Mann zusammenzuarbeiten. So warb er über eine Schweizer Domain Kundinnen und Kunden aus Deutschland an, um ihr Geld zu verdächtig traumhaften Bedingungen bei Banken in Portugal und Schweden anzulegen. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht warnte 2021 vor der Finanzberaterfirma, kam damit wohl aber zu spät: Die Konten waren nicht mehr auffindbar, die Firma ging Konkurs. Auch weitere Firmen, in denen der jetzige Autohändler als Geschäftsführer oder einziger Verwaltungsrat amtete, wurden zwischen 2019 und 2021 liquidiert. Nicht so die Firma, vor der BMW nun warnt.

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