Bodensee: Hormone im Wasser verweiblichen Fische

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BodenseeHormone im Wasser lassen Fische verweiblichen

Forscher beobachten hormonelle Veränderungen bei männlichen Fischen – Ursache sind Spurenstoffe wie Östrogene aus der Antibabypille im Abwasser.

Im Bodensee können männliche Fische weibliche Merkmale entwickeln.
Eine Schleie schwimmt über sandigen Boden in Berlingen im Bodensee.
In geringen Mengen gelangen Östrogene  – wie aus der Antibabypille – über Abwasser in den See. Diese Stoffe können Fische in ihrer Fortpflanzung einschränken.
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Im Bodensee können männliche Fische weibliche Merkmale entwickeln.

20min/Tim Rütsche

Darum gehts

  • Hormonaktive Stoffe im Bodensee können bei männlichen Fischen Veränderungen hervorrufen.

  • Dies zum Beispiel, weil Östrogene aus der Antibabypille über das Abwasser in den See gelangen.

  • Kläranlagen in der Ostschweiz wurden deshalb überprüft und verbessert.

  • Trinkwasser aus dem Bodensee ist laut Behörden sicher.

Forscher beobachten in mehreren Zuflüssen des Bodensees eine sogenannte Verweiblichung männlicher Fische. Betroffen sind vor allem Gewässer in der Nähe von Kläranlagen – auch auf der Schweizer Seite des Sees, wie der «Südkurier» berichtete.

Wissenschaftler beobachten seit Jahren hormonelle Veränderungen bei Fischen. Die Tiere bilden zum Beispiel Eizellen in deren Hodengeweben aus oder produzieren weibliche Eiweisse. Auslöser sind Spurenstoffe wie Östrogene, die etwa aus der Antibabypille oder ähnlich wirkenden Stoffen stammen.

«Solche Stoffe beeinflussen das Hormonsystem von Wasserlebewesen», schreibt das Bundesamt für Umwelt BAFU. «Sie können ihre Fruchtbarkeit schädigen.»

Was sagen Daten aus der Ostschweiz?

Auch in der Ostschweiz wurde geprüft, ob solche Stoffe das Leben im Wasser verändern. Etienne Vermeirssen vom Oekotoxzentrum erklärt: «2012 hat der Kanton St. Gallen alle Kläranlagen auf hormonelle Belastung getestet. Drei Anlagen wiesen erhöhte Werte auf – dort konnten Veränderungen bei Tieren nicht ausgeschlossen werden.»

Inzwischen wurden die Anlagen verbessert – etwa in Herisau, wo eine vierte Reinigungsstufe eingebaut wurde. «Das Problem ist bekannt. Es wird beobachtet – und an mehreren Orten wird bereits etwas unternommen», sagt Vermeirssen zu 20 Minuten.

Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, was alles ins Abwasser gelangt?

Wie gross ist das Problem wirklich?

Vor allem die Fortpflanzungsorgane der Fische sind betroffen. Männliche Tiere zeigen weibliche Merkmale. Laut Vermeirssen wurden solche Veränderungen in der Schweiz bisher nur selten beobachtet – in Ländern wie Grossbritannien dagegen häufiger.

Allerdings: «In den vergangenen Jahren wurde in der Schweiz eher weniger gezielt nach Verweiblichung gesucht», so der Experte.

Was im Trinkglas ankommt, ist sauber

Der Bodensee versorgt grosse Teile der Ostschweiz mit Trinkwasser. Laut dem Kanton St. Gallen ist dieses «von einwandfreier Qualität und kann bedenkenlos konsumiert werden».

Auch die «Bodensee-Wasserversorgung» gibt Entwarnung: Hormonell wirksame Stoffe wurden im Trinkwasser bislang nicht nachgewiesen. Ebenso wenig andere Medikamentenreste. Das Wasser wird in rund 60 Metern Tiefe entnommen und streng überwacht.

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