Bodensee: Swissair-Wrack soll wegen radioaktiven Trümmern im See bleiben

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BodenseeSwissair-Wrack soll wegen radioaktiven Trümmern im See bleiben

Der örtliche Schiffsbergeverein wollte eine Swissair-DC-3 aus dem Bodensee holen. Nun wurden aber radioaktive Teile gefunden. Ämter sehen von der Bergung ab.

Trümmer der abgestürzten Swissair-DC-3 sollten aus dem Bodensee geborgen werden. Diese scheinen aber radioaktiv zu sein.
Wo sich die strahlenden Überreste befinden lässt sich derzeit noch nicht sagen.
Eine Bergung sei zwar nicht erforderlich, jedoch fordern der WWF und die Fischer eine Entsorgung.
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Trümmer der abgestürzten Swissair-DC-3 sollten aus dem Bodensee geborgen werden. Diese scheinen aber radioaktiv zu sein.

Andrew Frauenfelder

Darum gehts

  • Der Schiffsbergeverein wollte einer abgestürzten Swissair-DC-3 aus dem Bodensee bergen.

  • Radioaktive Bauteile im Cockpit verzögern jedoch die Bergung.

  • Die Behörden sehen von der Bergung ab, da keine Gefahr für die Umwelt bestehe.

  • Fischer fordern eine Entsorgung, da sie immer wieder auf Wrackteile stossen.

Der Schiffsbergeverein Romanshorn wollte die Trümmer einer 1957 verunglückten Swissair-DC-3 aus dem Bodensee bergen. Durch Medienberichte wurde die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) aufmerksam und warnte den Verein vor möglichen radioaktiven Flugzeuginstrumenten auf dem Grund des Bodensees. Daraufhin pausierte Präsident Silvan Paganini mit seinem Team das Vorhaben vorerst, wie der Verein auf seiner Website schreibt.

Der Verein berichtet, dass Radium-226 durch den Aufprall in den Körper des Piloten gelangt sein könnte, was ihn potenziell zur Strahlenquelle mache. Deshalb werde von der Bergung des Leichnams abgesehen. Die Bergung des Motors sei hingegen weiterhin geplant, da dort keine radioaktive Belastung vorliegen sollte. Derzeit wartet man noch auf die Bergungsgenehmigung des Kantons. Wo genau die strahlenden Cockpit-Überreste im rund 50 Meter breiten und 100 Meter langen Trümmerfeld liegen, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen.

Bergung sei zu aufwendig

Das dafür zuständige Amt für Umwelt des Kantons Thurgau verweist gegenüber dem St. Galler Tagblatt an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern. Dieses schreibt: Es sei durchaus möglich, dass Wrackteile alter Flugzeuge, wie die DC-3 der Swissair, radioaktive Fluginstrumente mit Radium enthielten. «Allerdings besteht für den Bodensee respektive die Umwelt durch dieses radioaktive Material keine Gefahr, da die Aktivität sehr gering ist und diese Fluginstrumente mit radioaktiven Stoffen kaum wasserlöslich sind. Zudem ist das versunkene Flugzeug für Personen nur schwer zugänglich, und somit kann eine Personengefährdung durch direkte Bestrahlung ausgeschlossen werden.»

Aus Sicht des Strahlenschutzes sei eine Bergung nicht erforderlich. Die Bergung der Altlasten, dies bestätigen mehrere Fachpersonen, sei den Ämtern zu aufwendig und zu teuer. Das schreibt auch der Schiffsbergeverein in einer Mitteilung.

Teile könnten aus Versehen aus dem See geholt werden

Lukas Indermaur, Gewässerschutzexperte des WWF, erklärt gegenüber dem «St. Galler Tagblatt», dass eine grundlegende Analyse erforderlich sei. Weiter fügt er an, dass der Hinweis, es sei zu teuer, als Verzichtgrund ungenügend sei. «Das Erfordernis der fachgerechten Entsorgung, die lange Halbwertszeit von 1600 Jahren von Radium-226 sowie das im Umweltschutzgesetz verankerte Vorsorgeprinzip sprechen für eine Bergung.»

Es wäre möglich, die radioaktiven Teile im See zu lassen. Es bestehe aber die Chance, dass die Teile aus Versehen aus dem See gehoben werden. Auch Paganini bestätigt, dass sie immer wieder Anker von Fischern fänden. Mehrere Fischer, die vom «Tagblatt» angefragt worden sind, verlangen, dass aufgeräumt werde. «So etwas ist doch fahrlässig. Es kommt immer wieder vor, dass wir Sachen an unseren Ankern heraufholen, und wenn da unten wirklich radioaktiver Schrott herumliegt, muss das jemand entsorgen», meinte ein Fischer aus Romanshorn.

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