Boeing 737 MaxBoeing-Pilot prahlte damit, Behörden hinters Licht zu führen
Der Testpilot war damit beauftragt, die Behörden über den Flieger und sein neuartiges Stabilisierungssystem aufzuklären. Dabei soll er sie absichtlich getäuscht haben.
Darum gehts
In den Jahren 2018 und 2019 stürzten zwei Jets der neuen 737-Reihe von Boeing ab. Es kam zu Untersuchungen und Boeing musste über zwei Milliarden Dollar Busse zahlen.
Schuld an den Abstürzen war ein neuartiges System.
Der Chefpilot des Flugzeugherstellers soll von dessen Schwächen gewusst und die Behörden absichtlich getäuscht haben. Dem Mann droht nun eine Anklage.
Einem ehemaligen Testpiloten des US-Flugzeugbauers Boeing droht laut einem Zeitungsbericht eine Anklage im Zusammenhang mit zwei Abstürzen von Boeing-Maschinen des Typs 737 MAX. Der ehemalige technische Chefpilot Mark Forkner werde verdächtigt, die US-Flugaufsichtsbehörde FAA im Zulassungsverfahren für die 737 MAX getäuscht zu haben, berichtete das «Wall Street Journal» am Donnerstag.
346 Menschen starben bei Abstürzen
Die 737 MAX wurde im März 2017 zugelassen. Dabei war Forkner die direkte Kontaktperson zwischen dem Flugzeugbauer und der FAA. Laut Dokumenten, die Anfang 2020 veröffentlicht wurden, hatte er damit geprahlt, seine FAA-Kollegen täuschen zu können, um die Zertifizierung für das speziell für die Boeing 737 MAX entwickelte Stabilisierungssystem MCAS zu erhalten.
Im Oktober 2018 und im März 2019 stürzten dann in Indonesien und Äthiopien zwei Maschinen des Typs ab, insgesamt starben 346 Menschen. In beiden Fällen hatte das MCAS falsche Daten übermittelt. Im März 2019 wurde ein weltweites Flugverbot für den früheren Verkaufsschlager von Boeing verhängt, das erst Ende 2020 nach einer Überarbeitung des Systems wieder aufgehoben wurde.
Boeing musste Riesenstrafe zahlen
Das US-Justizministerium bestätigte die drohende Klage gegen Forkner zunächst nicht. Auch der Anwalt des früheren Boeing-Piloten ging auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht ein. Aus dem «Wall Street Journal»-Bericht ging nicht hervor, vor welchem Gericht der ehemalige Pilot angeklagt werden soll.
Boeing hatte Anfang des Jahres seine Verantwortung für die Abstürze eingestanden und eine Milliardenstrafe akzeptiert, um ein Strafverfahren abzuwenden. Der Konzern stimmte zu, 2,5 Milliarden Dollar Strafe und Entschädigung zu zahlen. In der vergangenen Woche liess ein US-Richter eine weitere Klage gegen das Unternehmen zu. Die Aktionäre verklagen demnach den Vorstand von Boeing, weil dieser nach dem ersten Absturz Warnungen bezüglich des Sicherheitssystems MCAS ignoriert habe.
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