Überprüfung in St. GallenBordelle versuchen Corona-Regeln zu umgehen
Auch knapp sechs Wochen nach dem vom Bundesrat verhängten Lockdown sind alle Erotiketablissments geschlossen. Einige Bordellbetreiber wollen das so aber nicht hinnehmen und greifen auf illegale Methoden zurück.
Darum gehts
- Das Sexgewerbe steht wegen der Coronakrise still.
- Da medizinische Massagen seit dem 27. April wieder erlaubt sind, geben sich einige Bordelle als Massagesalons aus
- In St. Gallen kam es in der Nacht auf Freitag zur Überprüfung eines Etablissements durch die Polizei.
Das Sexgewerbe wurde besonders hart von der Coronakrise getroffen. Die Regel der Stunde lautet «Abstand halten» – dies ist bei der Sexarbeit kaum möglich. Während medizinische Massagen seit Montag wieder stattfinden dürfen, bangen Prostituierte und Bordelle noch immer, denn eine Lockerung der Massnahmen ist nicht in Sicht. Einige der Bordelle greifen daher auf illegale Methoden zurück: Wie Recherchen von 20 Minuten zeigen, haben sich grössere Erotiketablissments kurzfristig in Massagesalons umbenannt, um so die Regelung des Bundesrats zu umgehen.
Auf Sexportalen werben diverse Damen in der ganzen Schweiz mit ihren Massagedienstleistungen, die weit über eine klassische Rückenmassage hinausgehen. Eine Angestellte in einem Bordell in St. Gallen schreibt etwa: «Viele Männer besuchen mich immer wieder, da sie Freude an meinem hübschen Körper haben.» Zudem betont die Frau, dass sie sich strengstens an die Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) halten und nur mit Schutzmaske arbeiten würde. Kurios: Das Bordell, in dem die Frau arbeitet, wurde vergangene Woche kurzfristig in einen Massagesalon umbenannt.
Prostituierte tarnen Sex als Massage
Andere Anbieter sind in ihren Ausschreibungen noch präziser. So schreibt eine Prostituierte aus dem Aargau etwa: «Bist du etwas geil geworden? Dann ruf mich doch kurz an oder komm einfach vorbei!» und verlinkt dabei auf die Website eines Bordells. Die Ausschreibung ist erst wenige Tage alt – und sie ist nicht die Einzige: Wie ein Augenschein auf mehreren Sexwebseiten zeigt, bieten rund hundert Frauen seit vergangener Woche wieder sexuelle Dienstleistungen, getarnt als Massagetätigkeit, an.
Legal ist das Ganze allerdings nicht. Wie das BAG auf Anfrage von 20 Minuten sagt, beziehen sich die vom Bundesrat verabschiedeten Lockerungen nur auf medizinische Massagen und nicht auf erotische. Auch die Polizei ist über das Vorgehen der Erotikstudios nicht erfreut. In der Nacht auf Freitag wurde deshalb in dem als Massagesalon getarnten Bordell in St. Gallen eine Kontrolle durchgeführt. Wie Sprecher Hanspeter Krüsi sagt, wurden dabei drei Frauen angetroffen. «Der Hinweis dazu wurde uns gestern Abend gemeldet. Vor Ort konnten wir aber keine direkten Verstösse feststellen, da keine Kunden dort waren.» Der Fall liege nun beim Amt für Wirtschaft. Dieses müsse nun prüfen, wie weiter verfahren wird. Laut Krüsi hat man die Betreiber darauf aufmerksam gemacht, dass es besser wäre das Studio zu schliessen, bis die Untersuchung abgeschlossen ist.
Erotische Massagen
Sinnliche Erotikmassagen oder Erotische Massagen werden sowohl für Männer als auch für Frauen angeboten. Im Vergleich zur klassischen Massage betreffen die erotischen Massagearten den gesamten Körper oder nur besonders erregende Körperstellen. Meist endet das Massageerlebnis mit einem “«Happy End», also dem weiblichen oder männlichen Orgasmus. Diese Art der Massage fällt daher in das Tätigkeitsfeld der Sexarbeit.