«Brian wird noch vor dem Sommer ready für einen Boxkampf sein»

Linker Haken, Kreuzschlag – und der Gegner liegt am Boden: Seit Brian am 10. November nach 7,5 Jahren aus dem Gefängnis gekommen ist, gewährt er der Öffentlichkeit auf den sozialen Medien zahlreiche Einblicke in seinen Trainings-Alltag – sei es beim Sparring im Boxring, beim Springseilen oder Joggen. Wie Brian nach seiner Entlassung mehrmals sagte, will er unbedingt Boxprofi werden. Gecoacht wird er dabei von Nate Olajide Fucito (36).

«Brian kommt praktisch täglich für das Boxtraining vorbei – seine Willenskraft und sein Ausdauervermögen sind gross, er gibt sich sehr Mühe», sagt Olajide. Das Engagement sei wichtig. «Brian will die Amateurliga überspringen und direkt als Profi einsteigen.» Dies, weil er im Gefängnis «zu viel Zeit» verloren habe. Nun gelte es, Brian so gut wie möglich auf zehn bis fünfzehn Aufbaukämpfe vorzubereiten. «Er muss sich nun im Ranking hochschlagen und -kämpfen und Erfahrung sammeln.

Anthony Joshua, zweifacher Weltmeister im Schwergewicht, habe bereits zugesagt, dass er und Brian nach London fliegen und in England trainieren könnten. «Dort würde die Kampfvorbereitung auf ein neues Level gehievt», sagt Olajide. Er ist sich daher sicher: «Brian wird noch vor dem Sommer ready für einen Boxkampf sein.» Da Brian Muslim sei, werde ein allfälliger Kampf aber wohl erst nach April 2024 stattfinden – nach dem Ende des Ramadans. 

Brian habe natürliche Attribute, die ihn zu einem sehr guten Boxer machten: «Er ist kräftig und sehr explosiv», sagt Olajide. «Ich würde sogar sagen, dass er explosiver ist als Anthony Joshua, der zweifache Weltmeister im Schwergewicht.» Das heisse natürlich nicht, dass er Joshua im Kampf schlagen könnte – dort spielten noch ganz viele andere Eigenschaften eine Rolle. «Aber Brians rechte Hand ist echt gefährlich – explosiv und hart», sagt Olajide. «Mit der könnte er Godzilla k.o. schlagen.»

Die Zusammenarbeit mit Brian sei über das Bezirksgefängnis Zürich zustande gekommen, sagt Olajide. «Die Gefängnisleitung hat bereits vor diesem Sommer – noch bevor Brians Freilassung feststand – bei mir angefragt, ob und wie mein Training Brian und drei anderen Insassen helfen könnte.» Drei Tage nach der Entlassung sei Brian vor dem Gym gestanden. Die Chemie stimme, man respektiere sich gegenseitig. 

Im Vorfeld habe er viel Negatives über Brian gelesen, sagt Olajide. Bestätigen könne er nichts davon. «Brian hat eine hohe Frustrationstoleranz, er legt ausserhalb des Rings keine Aggressivität an den Tag und er ist sehr resilient.» Für eine Person, die für mehrere Jahre in einem «Bunker» verbracht habe, sei dies nicht selbstverständlich. «Bei mir im Gym geht es vor allem darum, den Geist und den Verstand zu trainieren», so Olajide. «Bei Brian habe ich schnell gemerkt, dass er eine schnelle Auffassungsgabe hat und schnell lernt.»

Wie Champions gemacht werden, weiss Olajide: «Das Boxen wurde mir in die Wiege gelegt, schon mein Grossvater war in den 30er-Jahren Nigeria-Meister.» Sein Onkel Michael «Silk» Olajide Jr. habe nach einer Boxkarriere das Fitnessboxen praktisch erfunden. «Er bereitete etwa Jake Gyllenhall für den Film ‹Southpaw› vor oder trainierte andere Stars wie Chris Hemsworth, Hugh Jackman oder Adriana Lima für Filme und den Laufsteg.»

Nate Olajide muss sich nicht verstecken: Neben Rappern wie Method Man, Swae Lee oder der G-Unit von 50 Cent trainierte der Vater eines bald dreijährigen Sohnes etwa Star-Koch Daniel Humm, Musikerin Loredana oder eben Anthony Joshua.

«Im Training mit dem Boxweltmeister wird sich dann zeigen, wie gut Brian einstecken kann», sagt Olajide. Angst werde Brian sicher nicht haben. «Joshua muss hingegen schauen, dass er keine Rechte von Brian kassiert – die tut nämlich weh.»